STF als Überraschungssieger

Knoll: „Wenn andere lieber über das Ozonloch reden…“

Montag, 23. Oktober 2023 | 11:57 Uhr

Bozen – Die Süd-Tiroler Freiheit zählt mit Sven Knoll zu den Überraschungssiegern bei dieser Landtagswahl. Die Bewegung schafft es erstmals auf vier Sitze. Knoll allein, der sich im Wahlkampf selbstbewusst als Landeshauptmannkandidat präsentierte, erhielt von rund 30.500 Wählern über 25.000 Vorzugsstimmen. Ein geschickter Umgang mit sozialen Medien, aber auch scharfe Attacken auf die SVP und ein rechtspopulistischer Ansatz zum Thema Sicherheit führten zum Erfolg. Wie im Interview mit Südtirol News hervor geht, zeigt sich Knoll aber durchaus bereit, Koalitionsgespräche mit der SVP zu führen.

Südtirol News: Wie sehr hat Sie das gute Abschneiden ihrer Bewegung selbst überrascht?

Sven Knoll: Eigentlich gar nicht so sehr. Wir haben im Wahlkampf viel Rückhalt in der Bevölkerung bemerkt, etwa auch bei Auftritten in Schulen. Belohnt wurde wohl auch unsere kontinuierlich kritische Oppositionspolitik in den letzten sechs Jahren.

Sie haben auch stark auf soziale Medien gesetzt, unter anderem auf Tiktok.

Das war fast ein Alleinstellungsmerkmal von uns. So konnten wir vor allem junge Leute und auch jene erreichen, die klassische Printmedien oder Funk und Fernsehen nicht nutzen, und unsere politischen Botschaften einer breiten Schicht zugänglich machen.

Sie haben im Wahlkampf die SVP oft scharf angegriffen. Wären Sie nun trotzdem bereit, Koalitionsgespräche mit der SVP zu führen?

Natürlich. Nun geht es darum, das Wahlergebnis zur Kenntnis zu nehmen und zu sehen, wer das Vertrauen der Wähler erlangt hat. Gleichzeitig muss man schauen, ob es genügend Schnittmengen gibt und wer die Verhandlungen für die SVP überhaupt führt.

Warum sollte nicht Arno Kompatscher die Verhandlungen führen?

Ob Kompatscher Landeshauptmann bleibt, gilt abzuwarten. Er hat als Spitzenkandidat ein katastrophales Wahlergebnis für die SVP erzielt. Es gibt auch so etwas wie eine politische Verantwortung. Unter seiner Führung ist es steil bergab gegangen.

Sie haben das Thema der öffentlichen Sicherheit massiv geritten. Ist das nun das neue Steckenpferd der Süd-Tiroler Freiheit oder bleibt es die Selbstbestimmung?

Beides gleichermaßen. Die Süd-Tiroler Freiheit hat im Wahlkampf ganz klar die Themen angesprochen, die den Menschen wichtig sind. Wenn fast täglich Bürger von kriminellen Ausländern belästigt und angegriffen werden, darf man dazu nicht schweigen. Wenn andere lieber über das Ozonloch reden, ist das ihre Sache. Die Selbstbestimmung bleibt ein politisches Anliegen, doch uns geht es auch um die Alltagsprobleme der Menschen.

Mit der Nordtiroler Abgeordneten Gudrun Kofler haben Sie einen guten Draht zur FPÖ. Gleichzeitig hat FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl Ex-Schützenhauptmann Jürgen Wirth Anderlan gelobt. Wird die Süd-Tiroler Freiheit mit ihm und seiner Liste im Landtag nun enger zusammenarbeiten?

Das muss man sich näher anschauen. Es ist sowieso so, dass im Landtag viel weniger gestritten wird, als die Leute glauben. Bei 80 Prozent der Beschlussanträge gibt es Überschneidungen. Wenn es um sachpolitische Themen geht, dann führen wir Gespräche mit allen. Oft reicht es halt nicht, einen flotten Spruch zu reißen. Dann ist man nach fünf Jahren wieder weg. Bestes Beispiel ist die Fünf-Sterne-Bewegung.

Von: mk

Bezirk: Bozen