Kailash Soni kocht auf der Marburger Hütte auch indisch – VIDEO

„Hier gibt es nicht nur Knödel, sondern auch Samosas und Curry“

Dienstag, 19. August 2025 | 07:18 Uhr

Von: ka

Vahrn – Es gibt nicht viele Schutzhütten, die ihre Besucher so in ihren Bann ziehen wie die Marburger Hütte. Etwas unterhalb der Jakobsspitze in den Sarntaler Alpen thront die Hütte, die auch als Flaggerschartenhütte bekannt ist, in 2.481 Metern Seehöhe, in der Flaggerscharte zwischen Eisack- und Sarntal vor den kristallklaren gleichnamigen See.

Das Besondere an der Hütte ist jedoch, dass sie seit etwas mehr als einem Jahr von dem Inder Kailash Soni geführt wird. Der mutige junge Mann verließ im Alter von nur 17 Jahren Indien, um in Südtirol sein Glück zu versuchen. Er revolutionierte die klassische Südtiroler Hüttenkost, indem er sie mit indischen Gerichten bereicherte. „Hier gibt es nicht nur Knödel, sondern auch Samosas und Curry“, so Kailash Soni gegenüber dem Corriere dell’Alto Adige.

Facebook/Roberto Verde

Das Flaggertal, das selbst vielen Südtirolern unbekannt ist, ist ein wildes Gebiet inmitten einer beeindruckenden Landschaft aus Alpenwäldern, tosenden Wasserfällen, einsamen Almhütten und unberührter Natur. Auch das etwas bekanntere Seebachtal, das vom Durnholzersee in nördliche Richtung abzweigt, gehört nicht zuletzt wegen seiner großflächigen Latschenkieferwälder zu den landschaftlich reizvollsten Hochtälern des Landes. Auf der Flaggerscharte, die zwischen diesen beiden Hochtälern liegt, thront die Flaggerschartenhütte, auch Marburger Hütte genannt, vor dem kristallklaren gleichnamigen See.

Die Schutzhütte ist ein ideales und aussichtsreiches Ziel für erfahrene Wanderer. Sie liegt an der Route der berühmten „Hufeisentour“, einem Höhenweg in den Sarntaler Alpen. Bei dieser etwa siebentägigen Rundwanderung durchquert man einige der spektakulärsten Landschaften der Südtiroler Alpen. Die Route verläuft über alpines Gelände, vorbei an saftigen Wiesen und Almen, über Gipfel und Jöcher sowie entlang wenig begangener und naturbelassener Pfade. Wanderern und Bergsteigern bietet sich ein traumhafter Blick auf die Dolomiten, die Zillertaler Alpen, die Stubaier Alpen, die Ötztaler Alpen sowie das Ortlergebiet und die Brentagruppe. Die klassische Hufeisentour startet in den östlichen Sarntaler Alpen, da sie in der Regel gegen den Uhrzeigersinn begangen wird.

Die von den Sektionen Marburg an der Lahn und Siegen des DÖAV als „Marburg-Siegener-Hütte“ erbaute Schutzhütte wurde aufgrund des Ersten Weltkriegs nie eröffnet. Nach dem Krieg wurde die Hütte als Staatsbesitz der CAI-Sektion Franzensfeste zugeteilt. Diese nahm sie unter ihrem heutigen Namen in Betrieb und führte in den Jahren 1959 bis 1960 verschiedene Restaurierungsarbeiten durch.

Die Hütte, die insgesamt 34 Betten bietet, ist aber nicht nur wegen ihrer spektakulären Lage in 2.481 Metern Seehöhe einzigartig, sondern auch, weil sie seit etwas mehr als einem Jahr von dem jungen Inder Kailash Soni geführt wird.

Facebook/Flaggerschartenhütte – Rifugio Forcella vallaga

Kailash Soni kam im Alter von 17 Jahren aus Indien nach Südtirol. Nach seinem Abschluss an der Hotelfachschule Savoy in Meran arbeitete er im heimischen Gastgewerbe. Das Schicksal wollte es, dass er ausgerechnet jenen „Betrieb” übernehmen konnte, in dem sein Vater kurz nach seiner Einwanderung vor zehn Jahren Arbeit gefunden hatte.

„Ich habe in der Branche gearbeitet, vor allem im Hotelgewerbe. Nachdem ich jedoch einige Erfahrung gesammelt hatte, wollte ich etwas Eigenes aufbauen und mich selbstständig machen, um unabhängig zu sein. Die Gelegenheit, diese Berghütte zu übernehmen, kam daher zum richtigen Zeitpunkt. Mein Vater? Er hilft mir in der Küche. Zuletzt konnte ich das Team um drei weitere Mitarbeiter ergänzen, darunter mein Bruder, der ein Alleskönner ist“, erzählt Kailash Soni von seinem ungewöhnlichen und mutigen Lebensweg.

Facebook/Unionbau AG/Kailash Soni

Der junge Inder beschloss, die klassische Südtiroler Hüttenkost zu revolutionieren, indem er sie um indische Gerichte ergänzte. Selbstverständlich stehen auf der Marburger Hütte auch klassische Hüttengerichte der heimischen Küche wie Schlutzkrapfen, Spiegeleier mit Speck und Röster, Knödel und Gulasch und Polenta auf der Speisekarte, aber daneben finden sich auch Spezialitäten aus der Heimat der Familie Soni. Unter ihnen befinden sich Reis und Paneer – ein indischer Frischkäse aus Kuhmilch mit krümeliger bis schnittfester Konsistenz, der mit einer sehr würzigen Soße serviert wird –, Naan und Paratha – zwei indische Brotspezialitäten – sowie Samosa – frittierte Teigtaschen der indischen Küche mit verschiedenen Füllungen – und natürlich Curry.

Facebook/Maria Stölzl

Diese Verschmelzung von Speisen und Aromen ist zwar sehr ungewöhnlich, wird von den Besuchern, die hierherkommen, um authentische und originelle Erlebnisse zu suchen, jedoch sehr geschätzt. Kailash Soni und sein Team sind davon überzeugt, dass diese „südtirolerisch-indische Spezialitätenreise” den Geschmack der Bergwanderer trifft. Der Erfolg der Hütte gibt ihnen in jedem Fall recht.

Bezirk: Eisacktal

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