Von: mk
Bozen – Der Landtag hat sich heute auch mit der Namhaftmachung eines neuen Mitgliedes der Bezirkswahlkommission – Unterkommission Meran befasst. Auf Vorschlag der SVP wurde in geheimer Abstimmung Beatrix Brugnara gewählt.
Beschlussantrag Nr. 69/19: Verstärkte Rekrutierung von Hausärzten (eingebracht vom Abg. Urzì am 19.03.2019). Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, 1) die Rolle der medizinischen Grundversorgung in Südtirol auszubauen, indem Maßnahmen für eine verstärkte Anwerbung von Hausärzten getroffen werden, und gleichzeitig Anreize auch wirtschaftlicher Natur zu schaffen, damit sich Gesundheitsfachkräfte vermehrt in Südtirol niederlassen; 2) im Einvernehmen mit dem Obersten Gesundheitsinstitut in Rom die Entwicklung von Protokollen und Leitlinien für die häusliche Pflege von Covid-19-Patienten voranzutreiben und dabei alle Erfahrungen zu berücksichtigen, die in den letzten zwei Jahren im Rahmen der Pandemiebekämpfung gesammelt wurden; 3) einen Plan zur verstärkten Bereitstellung geeigneter telemedizinischer Geräte zu unterstützen, um dadurch eine angemessene und ständige Fernüberwachung der klinischen Werte von Patienten in häuslicher Behandlung zu gewährleisten.
Es gehe um den Ausbau des basisärztlichen Dienstes, erklärte Alessandro Urzì (Fratelli d’Italia). Die Hausärzte seien auch die erste Barriere in dieser Pandemie, denn die ersten Tage nach einer Ansteckung seien entscheidend, auch um abzuschätzen, ob eine bestimmte Therapie nötig sei, etwa mit monoklonalen Antikörpern. Bei diesen Therapien liege Südtirol hinter dem Trentino zurück. Es werde nicht leicht sein, Ärzte zu finden, auch wegen der hohen Lebenshaltungskosten.
Die WHO sehe einen Hausarzt auf 1.000 Patienten vor, bemerkte Franz Ploner (Team K). In Südtirol sei man bei 1:1.500. Man müsse intervenieren, auch auf finanzieller Seite. In einer Pandemie sollten die Hausärzte eine größere Rolle spielen, in der Prävention und in der Nachbetreuung. Die meisten Patienten könnten daheim betreut werden. Aufgrund des Ärztemangels müsse man auch neue Methoden andenken, etwa durch Telemedizin.
Sandro Repetto (Demokratische Partei – Bürgerlisten) wies ebenfalls auf die Schwierigkeit hin, Ärzte zu finden. Es brauche spezifische Projekte des Sanitätsbetriebs, die vor allem auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Basisärzten abziele. Auf nationaler Ebene sei gerade ein neuer Vertrag im Gespräch, Südtirol sollte mit einem spezifischen Zusatzvertrag nachbessern. Aufgrund des Ärztemangels könnte man auch von der Zweisprachigkeitspflicht abweichen, indem man auf die unterschiedliche Sprachbedürfnisse von Stadt und Land achte.
Der Ärztemangel sei in ganz Europa ein Problem, meinte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Ein Hausarzt sei heute fast zu 50 Prozent mit Bürokratie beschäftigt. Das Berufsbild könnte aufgewertet werden, indem man z.B. für die entsprechende Zusatzausrüstung sorge, etwa für ein EKG, oder durch eine Ärzteapotheke für verschreibungspflichtige Medikamente. Die Gemeinden sollten Interesse daran haben, den Ärzten eine Praxis zur Verfügung zu stellen. Die Sprache sei aber wichtig für die Patienten, ohne Sprachbeherrschung sei eine adäquate Behandlung nicht möglich.
Die Basismedizin sei in Südtirol außerordentlich wichtig, erklärte LR Thomas Widmann. Man könne den Ärzten aber nicht vorschreiben, wo sie sich niederlassen. Italien habe dazu ein sehr rigides System. Der Beruf habe sich geändert. Es gebe mehr Ärztinnen, mit den entsprechenden Bedürfnissen nach Teilzeit, die Zahl der Patienten pro Arzt habe sich verringert, die Entlohnung sei im Vergleich zu früher geringer. Derzeit fehlten rund 60 Hausärzte, noch mehr würden in den nächsten Jahren in Pension gehen. Das rigide italienische System, das z.B. einen Arztwechsel erschwere, sei nicht hilfreich, um neue Ärzte zu finden. Man sei mit den Gewerkschaften in Kontakt, um den Ärzten bestimmte Leistungen zu vergüten, man fördere Gemeinschaftspraxen. Urzìs Vorschlag sei rechtlich nicht möglich, weil es um Freiberufler gehe, nicht um Angestellte. Die Bereitstellung telemedizinischer Geräte sei rechtlich durchaus möglich, erwiderte Alessandro Urzì, auch die häusliche Pflege von Covid-Patienten. Die zwei ersten Punkte wurden mehrheitlich abgelehnt., Punkt 3 wurde mit 32 Ja und einem Nein angenommen.
Beschlussantrag Nr. 226/20: Errichtung eines Musikgymnasiums (eingebracht von den Abg. Ploner A., Köllensperger, Ploner F., Rieder am 10.09.2021). Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, die Einführung eines Musikgymnasiums in Südtirol anzustreben, um den Musikinteressierten und -begabten eine qualitativ hochwertige Oberschule samt Maturaabschluss und Fachwissen für die Musik- und Künstlerwelt anzubieten; 2. bereits bestehende allgemeinbildende Gymnasien mit Schwerpunkt Musik zu stärken und weiter auszubauen; 3. eine Arbeitsgruppe unter Einbindung der vier Gymnasien mit Musikschwerpunkt der Musikschulen und des Konservatoriums einzusetzen, welche Möglichkeiten für eine bessere Talente- und Begabtenförderung für Kinder und Jugendlich untersucht und entsprechende Vorschläge ausarbeitet.
Das Musikgymnasium sei ein vom Staat vorgesehener Bildungsweg, der nicht mit dem Konservatorium gleichzusetzen sei, erklärte Alex Ploner (Team K). In Südtirol hätten einige sozialwissenschaftliche Gymnasien den Schwerpunkt Musik eingeführt. “Diese Gymnasien mit Musikschwerpunkt greifen aber in vielen Bereichen zu kurz. Es ist die Frage erlaubt, ob ein junger Mensch, der seine berufliche Ausrichtung auf die Musik legen will, mit einer Matura im sozialwissenschaftlichen Bereich gut bedient ist. Ebenso stellt sich die Frage, ob das bereits bestehende Angebot ausreicht, um junge Menschen auf ein Leben als Musiker/in professionell vorzubereiten. Die Erfahrungen z.B. am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Bruneck zeigen, dass lediglich rund 1/3 der Schulabgänger an einem Konservatorium oder an einer Musikhochschule weiterstudieren. Ein zusätzliches Musikgymnasium mit starker Anbindung an das Konservatorium würde für Südtirol und die Südtiroler Musik-bzw. Kulturszene eine Bereicherung darstellen.” In Trient und in Innsbruck gebe es Musikgymnasien, in Südtirol nur für die italienische Sprache. Sinnvoll wäre eines mit Deutsch, Italienisch und Englisch als gleichwertigen Sprachen. Südtirol habe bereits Sportgymnasien, auch die Musik verdiene entsprechende Aufmerksamkeit.
Brigitte Foppa (Grüne) wünschte sich ein niederschwelliges Musikgymnasium, das es Talenten ermögliche, sich auszubilden, unabhängig von Herkunft und sozialer Ausgangslage. Sie kündigte Zustimmung zum Antrag an. Sandro Repetto (Demokratische Partei – Bürgerlisten) begrüßte den Antrag, der eine Zukunftsvision auch für die Gesellschaft enthalte, das Zusammenkommen über die Musik als gemeinsame Sprache. Im Forum der 100 im Rahmen des Autonomiekonvents sei das auch besprochen worden: eine mehrsprachige Schule als Zusatzangebot.
Dieser Antrag wolle das warme Wasser erfinden, meinte Carlo Vettori (Forza Italia Alto Adige Südtirol). Das Musikgymnasium gebe es bereits, Gymnasien mit Musikschwerpunkt auch. Diese würden bereits mit dem Konservatorium zusammenarbeiten, das jüngst in den akademischen Bereich gehoben worden sei. Er habe das Konservatorium besucht und dort auch Unterricht durch renommierte Musiker genossen. Magdalena Amhof (SVP) wies auf die jüngste Südtiroler Schulreform hin, bei der man sich ausdrücklich entschlossen haben, den Schwerpunkt Musik dezentral zu forcieren. Die Gymnasien mit Schwerpunkt ermöglichten auch eine gewisse Allgemeinbildung bis zur Matura. Daher werde man nur den Punkten 2 und 3 zustimmen.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) verwies auf das Musikgymnasium Innsbruck, das den Schülern erlaube, Erfahrungen zu sammeln und sich mit Auftritten einen Namen zu machen. Bei der nächsten Sitzung des EVTZ könnte man vielleicht einen Vorschlag für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit bringen.
LR Philipp Achammer sprach sich gegen ein eigenes Musikgymnasium aus. Im Bereich Sport fokussierten sich die Schüler vor allem auf den Sport, in der Musik sei das anders. Mit Musikschule, Oberschule mit Schwerpunkt und Konservatorium habe man eine breite Palette. Die Ressourcen seien nicht unbegrenzt.
Musik sei nicht nur Kultur, sondern auch eine Unterrichtsmethode und das Erlernen von Regeln, meinte LR Giuliano Vettorato. Die italienische Schule habe bereits ab 2012 den Musikunterricht forciert, auch in der Mittelschule. Er wäre auch für eine Musikrichtung innerhalb des Pascoli-Gymnasiums. Was der Antrag fordere, sei zum Teil bereits erfüllt.
Die Arbeiten werden am Nachmittag wieder aufgenommen.