Von: luk
Bozen – Im Südtiroler Landtag wurde heute ein Antrag von Peter Faistnauer zur Wiedereröffnung der Geburtenstation in Sterzing abgelehnt.
“Das Krankenhaus Sterzing ist überaus wichtig für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Wipptal”, bemerkte Peter Faistnauer (Perspektiven Für Südtirol). “Ginge es nach dem Willen der Bevölkerung, wäre die Geburtenstation dort nie geschlossen worden.” Diesbezüglich habe LH Kompatscher selbst von einer “großen offenen Baustelle” gesprochen, ohne konkrete Angaben zur Begründung der Schließung zu machen. Er wies darauf hin, dass es nach der Schließung des Geburtshauses zu zahlreichen Kündigungen des Personals gekommen sei, und er führte das Beispiel des Krankenhauses von Cavalese an, das zunächst geschlossen und dann wieder eröffnet wurde.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) erinnerte an die Aussagen der damaligen Landesrätin, dass die Geburtenstation für Mütter gefährlich sei, was er als beleidigend empfand, und erinnerte an die Proteste der Bürger gegen die Schließung, mit der die Gesundheitsversorgung in der Umgebung verschlechtert worden sei. Ohne die peripheren Krankenhäuser wäre es gerade in der Coronazeit schlimm um die Gesundheitsversorgung gestanden.
Franz Ploner (Team K) sprach sich für die Wiedereröffnung des Geburtshauses aus, das im November 2016 geschlossen worden war, obwohl die Kriterien des von der Staats- und Regionalkonferenz aufgestellten Leistungsplans erfüllt waren, mit der Begründung, “die Qualität des Geburtsprozesses zu verbessern” und Kosten zu senken. Die Kaiserschnittrate lag damals bei etwa 22 Prozent, obwohl den Bedürfnissen der Mütter große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Gerade in den ländlichen Gebieten und in Bezug auf die Geburtshilfe spielten die peripheren Krankenhäuser eine Schlüsselrolle bei der Gewährleistung der Gesundheitsversorgung. Die Lega, Koalitionspartner der SVP, habe im Wahlkampf immer wieder die Wiedereröffnung der Geburtenstation gefordert, daraus sei nichts geworden.
Eine Geburtenstation brauche einen 24-Stunden-Dienst, stellte Franz Locher (SVP) fest, man brauche also Personal für das Wochenende und die Nacht. Er sei absolut dafür, den peripheren Raum zu stärken, aber es sei auch für das Personal nicht förderlich, wenn an vielen Tagen nichts zu tun sei. Eine Krankenhausabteilung sollte auch ausgelastet sein.
Die Diskussion darüber sei bereits in der letzten Legislaturperiode geführt worden, und sie sei auch oft entglitten, erklärte Brigitte Foppa (Grüne). Die damaligen Töne könne sie nicht mittragen, wohl aber das Anliegen. Die Sicherheit der Frauen müsse Vorrang haben, und Sterzing habe sich immer an der Kante bewegt, sei meistens auch darüber gelegen. Sterzing habe auch regen Zulauf aus anderen Landesteilen gehabt, das Angebot sei von Frauen aus dem ganzen Land geschätzt worden.
Marco Galateo (Fratelli d’Italia) sprach sich für eine Wiedereröffnung aus, die Sterzinger Geburtenstation sei auch über Italien hinaus bekannt und gefragt gewesen. Man habe dann durch Personalabbau dafür gesorgt, dass Sterzing weniger gefragt war und so unter die notwendige Fallzahl gerutscht sei.
Gerhard Lanz (SVP) wollte auf ein Gesundheitssystem hinweisen, dass im Großen und Ganzen gut funktioniere. Eine Geburtenstation brauche eine gewisse personelle Ausstattung. Derzeit fehlten in vielen Bereichen Fachkräfte. Oft würden Spitzenkräfte weiteres Personal anziehen, mit ihrem Weggang würde aber die ganze Struktur wieder an Attraktivität verlieren. In Summe habe man aber ein gut funktionierendes System.
Es müsse vor allem geprüft werden, ob man die nötige Belegschaft und die nötige Geburtenzahl für eine Wiedereröffnung habe, meinte Andreas Leiter Reber (Freiheitliche).
Paula Bacher (SVP) meinte, Frauen sollten dorthin gehen, wo sie gut betreut werden, und nicht in das erstbeste Spital. Die Bewertung sei breiter angelegt.
Magdalena Amhof (SVP) erinnerte daran, dass der Entscheid, die Geburtshäuser 2016 zu schließen, nicht leichtgefallen sei. Die Frauen seien aber nicht allein gelassen worden: In Sterzing sei ein Projekt entwickelt worden, das die Frauen vor und nach der Geburt unterstütze und begleite: Es gebe Hebammen, die neue Mütter während des gesamten ersten Lebensjahres ihres Kindes besuchen. In der gesamten Region herrscht ein großer Mangel an Kinderärzten, und wenn man bedenkt, dass mindestens vier Erstbetreuer erforderlich sind, um einen sicheren Geburtsort offen zu halten, stellt sich die Frage nach den Ressourcen, um die Sicherheit von Müttern und Babys zu gewährleisten: Die Entscheidung von 2016 wurde genau deshalb getroffen, um die Verantwortung für diese Sicherheit zu übernehmen.
LH Arno Kompatscher erinnerte an die Anfeindungen, die es bei der Schließung der Geburtenstation gegeben habe. Überall in Europa gebe es Proteste, und überall gebe es dasselbe Problem. Es sei verständlich, dass man eine wohnortnahe Geburtenstation haben wolle. Aber als Frauen von überall her nach Sterzing zur Entbindung gefahren seien, habe die Entfernung kein Problem dargestellt. Dieser Zulauf sei auch auf Kosten des Gesundheitssystems anderswo erfolgt. Die Sicherheit hänge auch von den Geburtenzahlen ab, vor allem, wenn es um komplizierte Fälle gehe. Und hier sei der Personalengpass ein Problem. Bei einem kürzlichen Treffen mit Ärzten und Pflegebediensteten sei der Wunsch geäußert worden, man möge sie arbeiten lassen und nicht dauernd von Notstand reden, sie hätten auch gewünscht, nicht mehr so viel mit der Beantwortung von Landtagsanfragen beschäftigt zu sein.
Peter Faistnauer erinnerte daran, dass Cavalese auch mit 150 Geburten offen sei. Fakt sei, dass mit Sterzing ein Exzellenzbetrieb zerschlagen worden sei. Er hoffe, dass die Landesregierung wenigstens dem vorgeschlagenen Arbeitstisch zustimme.
Der Antrag wurde mit 16 Ja und 19 Nein abgelehnt.