Von: mk
Bozen – Otto Saurer war einer der wichtigsten Sozialreformer unseres Landes. Auch die Gründung des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit vor fast 30 Jahren ist eng mit ihm verknüpft.
„Lasst viele Blumen blühen“, pflegte Otto Saurer oft zu sagen. In freier Anlehnung an ein Zitat von Mao Tse-tung meinte er damit, dass alle Stimmen Platz haben sollten, auch kritische. Mao nahm damals seine Einladung zur Vielfalt schnell zurück. Otto Saurer hingegen bemühte sich um bunte Blumenbeete. In diesem Sinn ist auch seine Initiative zur Bildung des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit vor fast 30 Jahren zu sehen. Es waren die Zeiten des sozialen Aufbruchs, der größeren Rücksichtnahme auf Menschen mit Behinderungen und der Sicherung ihrer Mitsprache in Politik und Gemeinwesen. Italien nahm dabei eine Vorreiterrolle ein, so etwa mit der “Legge Basaglia”, die Menschen mit einer psychischen Erkrankung aus der Tabuzone und der Ausgrenzung herausholte.
Otto Saurer war es, der Südtirols Sozialpolitik von einem Versorgungsbetrieb des Landes zu einem mitbestimmten, von Gemeinden, Bezirksgemeinschaften und gemeinnützigen Organisationen getragenen Sozialwesen umstrukturierte. So geht etwa die Gründung der Sozial- und Gesundheitssprengel in allen Bezirken auf ihn zurück. Dabei setzte er immer auf das Netzwerk engagierter Personen, auf die Kraft der Synergien und seine engen Mitarbeiter und Mitstreiter. In diesem Sinn regte er auch die Betroffenenorganisationen zur Bildung eines Dachverbandes an, damit dort gemeinsame Anliegen artikuliert und mit Nachdruck vorgebracht werden können. Auch sollte damit die Arbeit der einzelnen Organisationen unterstützt und diesen mehr Durchsetzungsvermögen vermittelt werden.
Das Echo war nicht gleich so, wie er es gewünscht hätte – denn eine Kultur der Netzwerkarbeit musste erst wachsen. Über seine Ämter sorgte der damalige Landesrat dafür, dass der Dachverband über erste Krisenjahre zu einer festen Komponente der Interessenvertretungen in Südtirol gedeihen konnte und somit auch jene gut vertreten werden, denen das Leben zusätzliche Herausforderungen stellt – durch eine Behinderung, eine chronische Erkrankung oder eine andere soziale Notsituation.
Für die Verantwortlichen des Dachverbandes und der sozialen Organisationen war Otto Saurer ein geschätzter, kritischer aber durchwegs wohlwollender Ansprechpartner und Schutzpatron. „Sein Tod schmerzt, denn mit ihm droht auch eine Ära des sozialen Aufbruchs zu Ende zu gehen. Die vielen Blumen blühen weiterhin, doch das Klima ist ein anderes geworden. Wir stehen dankend vor dem geistigen und organisatorischen Erbe von Otto Saurer und sehen uns in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass auch Schwache und Bedürftige Gehör finden, mitbestimmen sollen und ihre Stärkung und Unterstützung den Maßstab für ein gesundes Gemeinwesen darstellen. Damit es weiterhin bunt blühen kann“, so Martin Telser, Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit im Namen des Ausschusses und der Mitarbeiter des Dachverbandes.
Der Familie Saurer möchte der Dachverband sein Mitgefühl und Beileid ausdrücken.