Von: mk
Bozen – Am 20. September ist die Zeichnungsfrist der Petition abgelaufen. Seither warten 3015 Unterzeichnende zusammen mit den Initiatoren der Lehrerinitiative Südtirol auf ein erstes Signal der Südtiroler Landesregierung und ein Terminangebot. Geplant ist, dass eine Delegation die Ergebnisse und Dokumentation der Petition den Adressaten, dem Landeshauptmann Arno Kompatscher, den Landesräten für Schule und Kultur Philipp Achammer und Giuliano Vettorato und den drei Bildungsdirektionen überreichen darf.
Die Lehrerinitiative Südtirol hat ihrer „Petition Lehrerwunderland Südtirol“ auf Defizite in Südtirols Bildungspolitik aufmerksam. Die Initiative spricht von einem schon länger spürbaren Stillstand. Am 20. September ist die Zeichnungsfrist der Petition abgelaufen. Seither warten 3015 Unterzeichnende zusammen mit den Initiatoren der Lehrerinitiative Südtirol auf ein erstes Signal der Südtiroler Landesregierung und ein Terminangebot. Geplant ist, dass eine Delegation die Ergebnisse und Dokumentation der Petition den Adressaten, dem Landeshauptmann Arno Kompatscher, den Landesräten für Schule und Kultur Philipp Achammer und Giuliano Vettorato und den drei Bildungsdirektionen überreichen darf.
Seit Sonntag ist die Zeichnungsfrist abgelaufen. Bei den Unterzeichnenden handelt es sich Großteils um in Dienst stehende Lehrkräfte der Grund-, Mittel- und Oberschulen, die mit ihrer Unterschrift gegen die Arbeitsbedingungen im Schulbetrieb protestieren.
Die Forderung, für die Lehrberufe einen gerechten und fairen Arbeitsvertrag mit angepassten Löhnen zu verhandeln, ist nur eines der Anliegen. „Daneben geht es um den geringen Stellenwert der Bildung in einer Wohlstandsregion, die sich für den begehrtesten Lebensraum Europas hält“, erklären die Vertreter der Initiative.
3015 Lehrkräfte seien mehr als 60 Prozent der im Schuldienst Beschäftigten. „Auffällig sind die zahlreichen Kommentare und Hinweise auf die persönliche Betroffenheit, auf Resignation und Verbitterung; 85 Prozent geben die Geringerbewertung der Bildungsarbeit als Grund für den Missstand an“, so die Initiative. Bemerkenswert sei der hohe Anteil von 40 Prozent, der mit „nicht öffentlich“, also ohne sichtbare Nennung des Namens, unterschreibt. „Die in Anspruch genommene schamhafte Anonymität deutet darauf hin, dass sich viele nicht als Akteure in einem Arbeitskampf betrachten, sondern als gering geschätzte Angehörige einer Berufsgruppe im Zentrum der Gesellschaft, deren Beitrag für die Kollektivität aber nicht angemessen anerkannt wird. Eine Sorgeleistung zudem, die sehr einseitig und ungleich auf die Geschlechter verteilt ist, nämlich zur übergroßen Mehrheit auf Frauen“, so die Initiative.
Diese Petition enthalte das Material für eine Fallstudie über eine Gesellschaft im Wandel. „Es sind die Verhältnisse der Ungleichheiten und Disparitäten unter dem Dach einer autonom verwalteten Region. Dem seit über zehn Jahren konstant steigenden Landeshaushalt in einer prosperierenden Wirtschaftsregion steht ein seit langem geradezu gleichbleibendes Budget für Bildung und Schule gegenüber. Das bedeutet Stagnation bei steigenden Anforderungen und Aufgaben, die der Schule übertragen werden“, ist die Initiative überzeugt.
Seit der Wiedereröffnung vor drei Wochen hätten sich zahlreiche Schulen mit Erfahrungsberichten zu Wort gemeldet. Die Initiatoren der Petition würden ernüchternde Rückmeldungen aus allen Teilen des Landes erhalten. „Die Kritiken richten sich nicht gegen die Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit, sondern gegen die aktuellen Auswirkungen der öffentlichen Sparmaßnahmen im Schul- und Bildungsbereich“, so die Initiative.
Empörend seien der eingezogene Deckel bei den Ausgaben für Personal und die abgelehnte Rückerstattung der Ausgaben für digitale Medien an die Lehrkräfte. „Seit dem Sommer ist im Bereich Digitalisierung der Schule kaum etwas geschehen. Viele Schulen sind nach den Spesen für COVID-Maßnahmen und den Stornogebühren für die außerschulischen Aktivitäten im Frühjahr pleite und erleben die Folgen aus dem Notprogramm der Schule im Ausnahmezustand. Nicht selten bringen Lehrer ihre privaten Laptops mit, damit die Videokonferenzen von der Schule aus funktionieren, oder sie halten sie gleich von ihrem Wohnzimmer aus. Sparbetrieb also, und dann ganz zu schweigen von den weitreichenden Einsparungen in allen Bereichen der schulischen Aktivitäten in den vergangenen Jahren“, erklärt die Initiative.
Als ziemlich unbrauchbar hätten viele Lehrkräfte die angekündigten Rezepte aus der Bildungspolitik und Bildungsdirektion in der Schulwelt aufgenommen. Während Landeshauptmann Arno Kompatscher auf allgemeine Durchhalteparolen in der Corona-Krise setze und den Griff von Gutverdienern in den Notfall-Hilfstopf bagatellisiere, sei bei Landesrat Philipp Achammer der Spagat zwischen Wirtschaft und Bildung längst gerissen.
„Auch Notlügen wie jene der Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner sind zurückzuweisen, weil sie die komplexe Realität verleugnen. Der höchste pädagogische Zielwert liegt für sie in der Frage: ‚Wie geht es den Kindern und Jugendlichen? Was könnten die jetzt brauchen?‘, um dann zu erklären: ‚Die Reduktion auf das Wesentliche hat nicht geschadet‘“, betont die Initiative.
Das „Lehrerwunderland Südtirol“ setze die Lehrberufe einem vielfältigen Anpassungsdruck aus. „Einerseits erwartet man die Arbeit an der Umsetzung von Lernutopien wie Individualisierung und Chancengleichheit, anderseits ignoriert man, dass mit dem Schönreden Bildungsqualität eingespart wird. In diesem System bräuchte es schließlich couragierte Schulgewerkschaften, von denen sich die Lehrerschaft nicht verraten zu fühlen braucht“, erklären die Initiatoren der Petition.