Internationaler Tag des Wassers 2017

Licht und Schatten zum Thema „Wasser und Abwasser“ in Südtirol

Mittwoch, 22. März 2017 | 11:55 Uhr

Meran – „Wasser und Abwasser“ ist das Motto am Tag des Wassers 2017. Seit der flächendeckenden Inbetriebnahme der Kläranlagen hat sich die Wasserqualität deutlich verbessert. Waren bis in die 1990-er Jahre vor allem die Flüsse der Talsohle noch kritisch belastet, stellt man heute oft eine sehr gute Wasserqualität fest. Probleme im Bereich der Schadstoffeinleitung bestehen aber auch weiterhin, wie der Meraner Verein Fish First in einer Aussnedung erklärt.

Verringerung schädlicher Einträge aus dem Umland

Viele Gewässer des Landes seien schutzlos schädlichen Einträgen aus dem Umland ausgesetzt. Dies gelte in besonderem Maße für die Gräben der Talsohle, an welchen kaum schützender Uferbewuchs zu finden ist. Bei genauerer Betrachtung der offiziellen Ergebnisse der chemischen Untersuchungen an den Gewässern falle auf, dass beispielsweise Pestizide immer wieder in Wasserproben gefunden werden. „Auch wenn die vorgefundenen Mengen unter den aktuellen Grenzwerten liegen, bedeutet dies keineswegs, dass keine negativen Auswirkungen auf die Wasserlebewesen zu erwarten sind. Der Zeitpunkt der offiziellen Probennahme richtet sich nicht nach den tatsächlichen “Spritzkalendern”, sodass in den Gewässern kurzzeitig auch deutlich höhere Schadstoffbelastungen durch Abdrift möglich sind. Zudem darf nicht unterschätzt werden, dass die gesetzlichen Grenzwerte nur jeweils für jeden einzelnen Wirkstoff für sich genommen gültig sind. Welche Summenwirkung selbst geringe Konzentrationen beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer Stoffe zu erwarten ist, ist bis heute völlig unbekannt. Weitere schädliche Einflüsse betreffen Gülleeinträge sowie Einträge aus Industrie und Straßenverkehr. In all diesen Fällen können Schadstoffe oft ungehindert in die Gewässer eindringen“, erklärt der Verein.

Daher seine erste konkrete Forderung: „Uferschutzstreifen, Weiden, Buschwerk und Sträucher sollen mehr Platz entlang der kargen Ufer der Gräben und vieler kleinerer Bäche finden. Dies kann einen wesentlichen Schutz vor Schadstoffen darstellen und würde zudem vielen Tier- und Pflanzenarten inmitten der Monokulturen der Talsohle als Rückzugsraum dienen. Die Forderung ist nicht utopisch: Selbst in intensivster Landwirtschaft mit geringem ‚freien‘ Raumangebot könnten beispielsweise Weiden direkt an der Böschung gepflanzt werden, ohne Nutzungsflächen zu verlieren.“

Mikroverunreinigungen trotz Kläranlagen

Die Klärleistung der Abwasseraufbereitungsanlagen in Südtirol habe einen sehr hohen Wirkungsgrad erreicht. Dadurch habe sich die organische Belastung der Gewässer stark verringert und die Gewässerqualität verbessert.

„Dies gilt aber nicht für so genannte Mikroverunreinigungen. Medikamenten- und Chemierückstände sowie hormonaktive Stoffe passieren die Kläranlagen ungehindert und werden in die Gewässer eingebracht. Welche Langzeitwirkung der täglich eingetragene Stoff-Mix auf die Gewässer hat, ist völlig unklar. Mögliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, das Immunsystem und generell auf den Gesundheitszustand und Verhalten der Wasserbewohner gelten in der wissenschaftlichen Literatur als durchaus wahrscheinlich. Daher die zweite Forderung: Das Wissensdefizit zum Ausmaß und zur Wirkung von Mikroverunreinigungen muss rasch geschlossen und technische Lösungsansätze zur Verringerung dieser Einträge gefunden werden“, erklärt der Verein Fish First.

Fish First bemüht sich in den Bereichen Gewässer- und Fischschutz neue Akzente zu setzen, Öffentlichkeitsarbeit zu diesen Themen voranzutreiben und konkrete Projekte zur Verbesserung der Fischlebensräume zu verwirklichen.

Darüber hinaus kümmert sich der Verein aktiv um Jugendförderung und möchte interessierten Kindern und Jugendlichen die Gewässer und deren Bewohner näher bringen und die Angelfischerei als sinnvolle Freizeitgestaltung aktiv fördern. Dies ist verbunden mit unserer festen Überzeugung, dass die Vermittlung einer naturnahen Einstellung zur Fischerei, wo das Naturerlebnis, die intensive Auseinandersetzung mit den Wasserwelten, nicht aber die Fangmaximierung im Vordergrund steht, bei den jüngsten Fischern ansetzen muss.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt