Putin steckt laut Lukaschenko nicht hinter Absturz

Lukaschenko sieht Putin ohne Schuld bei Absturz Prigoschins

Freitag, 25. August 2023 | 17:49 Uhr

Von: APA/dpa

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sieht keine mögliche Verwicklung von Kremlchef Wladimir Putin in die mutmaßliche Tötung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin. Dessen Privatarmee Wagner solle weiter in Belarus bleiben. Putin könne nicht hinter dem Absturz von Prigoschins Privatjet am Mittwoch stecken, sagte Lukaschenko am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. “Das ist eine viel zu grobe, unprofessionelle Arbeit”, meinte Lukaschenko.

Auch zwei Tage nach dem Absturz war die Ursache noch nicht geklärt. Gemutmaßt wird, dass ein Sprengsatz an Bord war.

“Ich kenne Putin. Das ist ein berechnender, sehr ruhiger und sogar zögerlicher Mensch, selbst wenn er Entscheidungen zu anderen, weniger schwierigen Fragen trifft. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Putin das getan hat, dass Putin schuld ist”, erklärte Lukaschenko. Er reagierte damit auf Vorwürfe vor allem aus dem Westen, Putin könne seinen Widersacher Prigoschin aus dem Weg geräumt haben. Der Kreml bestreitet das. Lukaschenko ist selbst politisch, wirtschaftlich und finanziell von Putin abhängig.

Nach Prigoschins gescheitertem Aufstand gegen Moskaus Militärführung vor zwei Monaten hatte seine Wagner-Armee auf Einladung Lukaschenkos Quartiere in Belarus bezogen. Die Truppe bleibe nun in Belarus. “Wagner lebte, Wagner lebt, und Wagner wird in Belarus leben, auch wenn das jemanden nicht gefallen sollte”, betonte Lukaschenko. Er und Prigoschin hätten noch gemeinsam ein System für die Stationierung von Wagner aufgebaut. Lukaschenko wies damit auch westliche Berichte zurück, Wagner reiße seine Zelte in Belarus wieder ab. In den nächsten Tagen sollten bis zu 10.000 Wagner-Kämpfer kommen, sagte er.

Lukaschenko war in dem Konflikt zwischen der Wagner-Armee und Russlands Machtapparat am 24. Juni als Vermittler aufgetreten. Er kritisierte damals, dass Putin und Prigoschin den öffentlich ausgetragenen Streit bis zur Revolte eskalieren ließen, ohne sich auszusprechen. Kurz nach dem Aufstand trafen sich Prigoschin und Putin im Kreml zu einer Aussprache.

Zwei Tage nach dem Absturz wurden die Trümmer des Flugzeugs zu Untersuchungen abtransportiert. Das meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA am Freitag von der Unfallstelle im Gebiet Twer. Ein Video der Agentur zeigte, wie ein großes Wrackteil verhüllt auf einem Lastwagen weggefahren wurde. Die Teile würden in eine Fahrzeugreparaturwerkstatt der Armee gebracht, berichtete die kremlnahe Zeitung “Iswestija”. Auf dem Telegram-Kanal des russischen Militärbloggers Rybar ist ein Video zu sehen, wie eine Tragfläche des Geschäftsfliegers aus einem dichten Waldstück gezogen wird.

Die Maschine vom Typ Embraer Legacy 600 war Mittwochabend etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg abgestürzt. Der Passagierliste zufolge zählen Prigoschin und andere Führungsmitglieder der Privatarmee Wagner zu den zehn Opfern. Eine offizielle Bestätigung seines Todes steht aber noch aus. Dabei sind die gefundenen Leichen nach Berichten anderer Militärblogger schon am Donnerstag untersucht worden.