Von: mk
Bozen – Südtirols Italienischlehrer in der Oberstufe gehen auf die Barrikaden. Schulamtsleiter Peter Höllrigl hat nämlich entschieden, dass die neue Italienisch-Prüfung bei der Matura an deutschen Oberschulen bereits ab diesem Schuljahr eingeführt wird und nicht erst nächstes Jahr. Sowohl Höllrigl als auch Bildungslandesrat Philipp Achammer weisen die Vorwürfe zurück, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Mehr als 50 Lehrer haben einen Protestbrief unterschrieben, in dem sie ihrem Ärger Luft machen. Der Großteil der Lehrer habe ausdrücklich darum gebeten, die neue Methode erst im Schuljahr 2017/18 anzuwenden, heißt es in dem Brief. Der Grund dafür: Die Zeit sei zu knapp, um die Schüler auf die neue Prüfung vorzubereiten, wie Alessandra Spada, Vertreterin der Zweitsprachen-Lehrer im Landesschulrat, erklärt.
Ein Aufschub hätte es erlaubt, das neue Format ein Jahr lang in den Klassen auszuprobieren, argumentieren die Lehrer. „Vor allen Dingen hätten wir dadurch die Möglichkeit erhalten, die verschiedenen Bausteine des neuen Unterrichtsformats wenigstens mit den Schülern ab der vierten Klasse zu erproben. Und wir hätten der vom Schulamt eingesetzten Arbeitsgruppe Verbesserungsvorschläge unterbreiten können“, betonen die Lehrer. Auch die Schüler der fünften Klasse hätten ihrer Ansicht nach Nachteile.
„Sie wurden in den vergangenen Jahren auf eine bestimmte Art von Prüfung vorbereitet und müssen sich nun in kürzester Zeit auf ein neues Format einstellen. Das ist alles andere als einfach, wenn wir bedenken, wie komplex sich die Italienischprüfung im Rahmen der staatlichen Abschlussprüfung gestaltet; allein die Dauer der Prüfung erhöht sich von derzeit 150 auf 210 Minuten“, betonen die Lehrer laut „Dolomiten“.
Bei der neuen Maturaprüfung für Italienisch soll unter anderem das Hörverständnis stärker in den Mittelpunkt rücken. Laut „Dolomiten“ befürchten die Lehrer, dass „durch akustische, technische und logistische Probleme – Flure, Turnhallen, usw. – nicht die gleichen Hörbedingungen für alle Prüfungskandidaten gewährleistet werden können“, was wiederum zu Rekursen führen könnte.
Da für das Leseverständnis auch eine Multiple-choice-Aufgabe vorgesehen werden könne, sei der Ausgangstext mit 3.500 bis 5.000 Anschlägen viel zu lang, kritisieren die Lehrer weiter. Außerdem sei klar, dass durch einen einzigen „Kreuzchentest“ das Leseverständnis nicht wirklich geprüft werden könne.
Die Oberschullehrer kritisieren Führungsriege der Schule, da die Entscheidung von oben herab getroffen worden sei – obwohl Bildungslandesrat Philipp Achammer laut eigenen Aussagen den „Dialog und Austausch zu seinem politischen Credo macht“.
Höllrigl weist die Vorwürfe zurück und betont, dass ein ausschlaggebender Grund für ihn, die neue Methode einzuführen und damit das entsprechende Rundschreiben zu unterschreiben, gewesen sei, dass im Schuljahr 2016/17 die Prüfungskommissionen aus internen Lehrern bestehen werden. Auf diese Weise könnten Fachlehrer den Inhalt mit dem neuen Format optimal abstimmen. Auch Landesrat Achammer hält die neue Prüfung für eine „logische Folge zu den Rahmenrichtlinien 2010“.