Von: mk
Bozen – Das Video, das die Polizeigewalt an dem Afroamerikaner Georg Floyd schonungslos dokumentiert hat, geht unter die Haut: Man sieht einem Menschen beim Sterben zu, man wird Zeuge eines Mordes.
Das Video legt offen, mit welchen Ängsten Schwarze, aber auch Latinos und Indigene in den USA leben müssen. Denn Floyd ist nur einer von vielen. Erst kürzlich hat ein Polizist dem Afroamerikaner Rayshard Brooks in den Rücken geschossen und ihn damit getötet.
Laut dem Datenprojekt “Mapping Police Violence” starben bei tödlichen Polizeieinsätzen seit 2015 zwar absolut gesehen mehrheitlich Weiße. Betrachtet man aber den Anteil der drei Gruppen an der amerikanischen Bevölkerung, sterben Amerikaner mit schwarzer Hautfarbe fast drei Mal so häufig bei Polizeieinsätzen.
Verschlimmernd wirkt, dass fast alle Tötungen durch Polizisten ohne Anklage bleiben. Auch im Fall Floyd wurde nun bekannt, dass der Polizist schon mehrfach wegen Fehlverhaltens angezeigt wurde.
Die Ursache dafür ist nicht nur Rassismus in der Bevölkerung. Experten zufolge ist auch die Polizei in den USA sehr stark rassistisch durchsetzt.
Eine weitere Ursache sind die Lebensbedingungen der schwarzen Bevölkerung: Armut und fehlende Bildung verführen Jugendliche dazu, sich bewaffneten Gangs und der organisierter Kriminalität anzuschließen. Oft ist nicht nur die Rasse, sondern auch die Klasse ausschlaggebend: Arme Weiße werden ebenfalls häufiger Opfer von Polizeigewalt.
Ein dritter Grund ist die mangelnde Professionalität der Polizei: Gewalt ist oft die Folge von hoher Belastung, schlechter Bezahlung und schlechter Ausbildung.
Nicht zuletzt spielt auch der weitverbreitete Waffenbesitz eine Rolle. Mehr als 99 Prozent der von Polizisten getöteten Menschen trugen eine Schusswaffe bei sich. Damit zeigt sich, dass es sich um ein grundsätzliches Problem in der Gesellschaft handelt, das auf vielen Ebenen angegangen werden sollte.