Mobilisierte Soldaten erhalten kein Geld

Meuterei in russischem Ausbildungslager – VIDEO

Donnerstag, 03. November 2022 | 11:17 Uhr

Uljanowsk – Wladimir Putin kann man offensichtlich nicht vertrauen. Das gilt nicht nur für die Ukraine und den Westen, sondern auch für sein eigenes Volk. Offiziell erklärte der Kreml-Chef die Mobilmachung für abgeschlossen, trotzdem werden in Russland weiter Soldaten aus der Bevölkerung rekrutiert. Weil auch die Zahlungen ausbleiben, die Putin mittels Dekret vom 19. Oktober versprochen hat, kam es in der Stadt Uljanowsk zu einer Meuterei.

Mehr als 100 Soldaten aus der russischen Teilrepublik Tschuwaschien weigern sich nun, in den Krieg zu ziehen.

“Wir riskieren unser eigenes Leben und gehen für Ihre Sicherheit und Ihr friedliches Leben in den sicheren Tod!”, hieß es einer Erklärung, die von der Menschenrechtsorganisation Gulagu.net und dem Telegram-Kanal “Wütendes Tschuwaschien” veröffentlicht wurde. “Unser Staat weigert sich, uns die Summe von 195.000 Rubel auszuzahlen, die uns Präsident Wladimir Putin versprochen hat! Warum sollten wir für diesen Staat kämpfen und unsere Familien ohne Unterstützung zurücklassen?! Wir weigern uns, an der ‘militärischen Sonderoperation’ teilzunehmen und werden für Gerechtigkeit kämpfen, bis wir das Geld, das uns unsere Regierung unter Führung des Präsidenten der Russischen Föderation versprochen hat, bekommen haben!”

Das Dekret, das die Zahlung zusichert, trat am 1. November in Kraft. Außerdem hatte Putin bei einer Sitzung des Sicherheitsrates versichert, dass die Zahlungen noch während der Ausbildung der mobilisierten Kräfte geleistet würden. Auf der offiziellen Website des Kremls ist das Dekret im vollen Wortlaut nachlesbar.

Auf Videoaufnahmen aus dem betroffenen Ausbildungslager beschweren sich die Männer auch darüber, dass sie auch eine einmalige Zahlung von 300.000 Rubel nicht erhalten hätten, die ihnen von den Einberufungsämtern zugesagt worden sei. Tatsächlich hatte eine Gruppe von Abgeordneten kurz nach Beginn der Mobilisierung am 21. September der Duma einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine solche Pauschalzahlung vorsah. Einen Monat später wurde der Entwurf allerdings wieder zurückgezogen.

Doch das interessiert die Mobilisierten herzlich wenig, berichtet stern.de. “Dann zerreißt eure Parteiausweise und ab mit euch an die Front”, entgegneten sie ihren Vorgesetzten in Uljanowsk.

Einheiten der russischen Nationalgarde und die Sondereinheit Omon sollen die Proteste in dem Ausbildungslager schließlich verstummen lassen haben. Wie das genau erfolgte, ist nicht bekannt. Andere lokale Medien berichten jedoch, dass es auch am Mittwoch zu Protesten gekommen sei und die Mobilisierten sich weigern würden, an den Übungen teilzunehmen.

Allein im vergangenen Monat sind Dutzende ähnlicher Videos in den sozialen Netzwerken aufgetaucht, in denen mobilisierte Soldaten über ausbleibende Zahlungen klagen. Die Rekruten müssen sich außerdem selbst für den Krieg ausrüsten. Tampons und Slipeinlagen ersetzen Verbandsmaterial. Ehefrauen von eingezogenen Männern erklärten in Chats, dass es etwa 150.000 Rubel koste, einen Mann für den Krieg auszustatten. Inzwischen beauftragen die russischen Behörden Schüler und Studenten damit, Kleidung für die Mobilisierten anzufertigen.

Von: mk