Von: mk
Bozen – Eine besondere Protestaktion gegen den Wolf findet am heutigen Dienstag in Bozen statt. Bauern aus dem ganzen Land fahren mit ihren Traktoren nach Bozen bis vor den Landtag, um ihrer Forderung nach einem wolfsfreien Südtirol Nachdruck zu verleihen.
Gegen 11.00 Uhr ist der Protestzug beim Landtag angekommen. Mit Transparenten und Schellen wurde vor den verheerenden Auswirkungen des Wolfs auf die Landwirtschaft gewarnt.
Bereits am Morgen sind die Bauern in die Landeshauptstadt gefahren. Anschließend werden Traktoren aus dem ganzen Land in der Garibaldistraße in der Nähe des Zugbahnhofs parken.
Auch viele junge Leute waren anwesend.
Vor dem Landtag werden dann auch Reden gehalten.
Die Traktoren sorgten unterdessen nicht für unerhebliches Verkehrschaos, wie man im Video sieht.
Auch die Medien verfolgten den Einzug in Richtung Landtag.
Neun Redner sollen laut Plan das Wort ergreifen. Der ehemalige Geschäftsführer des Jagdverbandes, Heinrich Aukenthaler referiert über die „Unterschutzstellung des Wolfes“ und SBB-Bergbauernvertreter Alberich Hofer spricht zum Thema „Almwirtschaft“.
Über Erfahrungen mit Herdenschutz berichten Hubert Fleckinger und Hirte Anton Steiner, während den „Wolfsriss in Mauls und seine Folgen“ Schafzüchterin und Hotelbesitzerin Irene Stafler in Erinnerung ruft.
Über die Beziehung zwischen Tier und Landwirtschaft soll sich Bergbauer Ulrich Gögele äußern. Von Almwirtschaft und Herdenschutz aus tiermedizinischer Sicht redet hingegen Tierarzt Helmuth Gufler.
Abschließend ergreift Mitorganisator Zeno Frei das Wort und es wird eine Resolution für ein „wolfsfreies Südtirol“ an Landeshauptmann Arno Kompatscher übergeben. Die Kundgebung soll bis 12.30 Uhr dauern.
„Traktoren-Aufmarsch zum Weltumwelttag“ – Kritik der Grünen
Am 5. Juni ist Weltumwelttag. Darauf weist Norbert Lantschner von den Grünen hin. „Wie passend der martialische Auflauf der Bauern heute im Stadtzentrum von Bozen um der Anti-Wolf-Kampagne Nachdruck zu verleihen. Von überall kamen die schweren Gefährte. Diese dieselbetriebenen Ungetüme Traktoren zu nennen, ist eine schönfärbende Beschreibung“, kritisiert Lantschner. Protestieren sei ein Grundrecht, doch während die Jugend für einen echten Klimaschutz protestiere, würden sich die Bauern hingegen sich als Richter aufführen und darüber entscheiden, wer in der Schöpfung Platz hat, und wer nicht. Am Weltumwelttag für ein wolfsfreie Land zu protestieren und dazu mit einer Traktor-Parade aufzufahren, sei ein Spiegel einer Gesellschaft, deren wachsende Teile von „Blindheit und Arroganz“ befallen sind, meint Lantschner.
„Wir stecken in einer gewaltigen Wahrnehmungskrise. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass der Mensch der wahre Wolf auf der Erde ist. Der Wolf handelt aus Instinkt, Menschen hingegen handeln aus Überlegungen heraus, wobei das Profitdenken zum grundlegenden Handlungsprinzip wurde. Was diesem in die Quere kommt, wird bekämpft“, so die Grünen.
Mit Bildern von gerissenen Schafen werde Hetze betrieben, dabei würden Tiere auch beim Transporten und in Schlachthäusern leiden bzw. getötet werden. „Der Fleischkonsum und die industrialisierte Landwirtschaft zählen zu großen Verursachern des menschengemachten Klimawandels. Dieser stellt die größte Herausforderung für unsere Zukunft. Darüber müssen wir reden und auf die Straße gehen – aber ohne Traktoren“, fordert Lantschner. Die größte Gefahr sei der ökologische Kollaps. Der Mensch sei dabei Täter und Opfer zugleich, betonen die Grünen abschließend.