Bürgerversammlung im September

Mobilitätsplan in Meran: Ab jetzt wird mitgeredet

Dienstag, 31. Juli 2018 | 18:17 Uhr

Meran – Vor rund vier Monaten hat Ingenieur Stefano Ciurnelli mit der Überarbeitung des städtischen Verkehrsplans (PUT) begonnen. Heute stellte der ausgewiesene Verkehrsexperte im Beisein von Bürgermeister Paul Rösch und Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer seinen Entwurf vor, der neben den grundlegenden Strategien/Leitlinien des Plans verschiedene Vorschläge enthält, wie die Mobilität in Meran verbessert werden kann. Im September wird eine Bürgerversammlung zum Thema stattfinden.

„Wir legen alle Karten auf den Tisch, um die Stadt in die Entscheidungen zur Verbesserung der Mobilität in Meran einzubeziehen“, sagte Rösch. Ciurnellis Entwurf wurde auf der Webseite der Gemeinde veröffentlicht. Die darin enthaltenen Ideen beruhen auf den durchgeführten Analysen und den Ergebnissen der Workshops mit den Betroffenen. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen jetzt diskutieren und der Gemeinde Zustimmung signalisieren oder Vorschläge zu Abänderungen unterbreiten. So kann ab Herbst eine möglichst ‚konsensgetragene‘ Version des Verkehrsplans erarbeitet werden, die dann nochmals veröffentlicht wird“, so Rösch. Für einige Vorschläge enthält das Dokument daher auch verschiedene Varianten.

Küchelbergtunnel: Maßnahmen vorher notwendig

Ausgangspunkt des Mobilitätsplans sind eine Verkehrszählung und eine Simulation der Auswirkungen des Küchelbergtunnels für die Stadt Meran. Die Daten belegen, dass selbst zu Stoßzeiten maximal 25 Prozent des Gesamtverkehrs in der Stadt Durchzugsverkehr ist. Alle anderen Fahrzeuge haben Meran als Ziel- oder Abfahrtsort. 16 verschiedene Maßnahmen schlägt Ciurnelli vor, die unmittelbar und bereits vor der Fertigstellung der Meraner Nordwestumfahrung umgesetzt werden können, um die städtischen Straßen zu entlasten. Außerhalb der Stadt sollen Parkplätze errichtet und in Meran selbst Fuß- und Radwege sowie der öffentliche Verkehr ausgebaut werden. Für einige Maßnahmen werden gleich mehrere Varianten angeboten. Zur Umsetzung braucht es die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden und dem Land.

Intelligente Stadt und Verkehrsführung

Der Verkehrsplan greift das Konzept der Smart City auf: Informationen in Echtzeit sollen die Verkehrsflüsse lenken und beispielsweise schon auf der MeBo Parkplätze und Routen je nach aktuellem Verkehrsaufkommen empfehlen. Gelenkt wird auch der Durchzugsverkehr und insbesondere der Schwerverkehr. Beide sollen auf ausgewiesenen Routen und nicht mehr über Rätia- und Theaterbrücke fahren. Damit keine Abkürzungen und Schleichwege durch die Wohnviertel (z. B. Schafferstraße) genommen werden, kommen ebenfalls Verkehrstelematik (ITS) zum Einsatz. Diese Art von Verkehrsbeschränkungen soll schrittweise auch auf Fahrzeuge ausgedehnt werden, die durch ihren Schadstoffausstoß besonders der Gesundheit der Menschen schaden. Dieses Konzept der Verkehrslenkung ist eng mit der Schaffung von Parkplätzen vor den Toren Merans verbunden.

Parkplätze ausbauen und managen

In Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Marling, Dorf Tirol, und Algund sollen außerhalb Merans neue Parkplätze entstehen mit Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Dort können die BewohnerInnen der Nachbargemeinden ihr Auto kostenlos abstellen, um dann in Meran zur Arbeit zu gehen oder den Zug nach Bozen zu nehmen. Die Parkplätze außerhalb der Stadt sind notwendig, um einen Verkehrskollaps auf den Zufahrtsstraßen und an den Bahnhöfen zu vermeiden. Mit dem Ausbau der Bahnlinie und dem geplanten 15-Minuten-Takt nach Bozen wird diese stark an Attraktivität gewinnen, was zusätzlichen Autoverkehr nach Meran anziehen wird. Parkplätze für Pendler sollen auch beim neuen Bahnhof entstehen, der für Sinich vorgeschlagen wird, sowie an der Südseite des Meraner Bahnhofs. Für die Parkplätze am Untermaiser Bahnhof und am Pferderennplatz wird ein Ausbau vorgeschlagen. Zugleich sollen für die blauen Parkplätze auf den Straßen zwei Tarifzonen geschaffen werden: Je näher am Zentrum bzw. an den bestehenden Parkhäusern, umso teurer der Parkplatz. Das Parken in den zentrumsnahen Straßen soll außerdem zeitlich begrenzt werden, damit diese für den Handel wichtigen Nah-Parkplätze eine möglichst hohe Rotation aufweisen. Wer länger als zwei Stunden parkt, soll im Parkhaus parken und nicht auf der Straße.

Stärkung des Öffentlichen Verkehrs

Dem öffentlichen Verkehr kommt eine wesentliche Rolle zu: Schließlich muss er eine Alternative zur Nutzung des privaten Autos sein – sowohl für die MeranerInnen als auch für jene, die von oder nach Meran pendeln (60 Prozent der Autos zu den Stoßzeiten morgens und abends). Im Verkehrsplan werden deshalb einige Vorschläge gemacht, damit der öffentliche Verkehr besser fließt. Grundsätzlich werden alle Busse in drei Kategorien eingeteilt: außerstädtisch, städtische Hauptlinien und elektrische Stadtlinien. Für jede Kategorie soll ein eigener Korridor geschaffen werden: Das bedeutet, dass die Stadtlinien etwa in beide Richtungen über den Rennweg fahren, während die außerstädtischen Busse über die untere Freiheitsstraße den kürzesten Weg zur Endhaltestelle am Hauptbahnhof fahren. Für die Stadtlinien, die so bald wie möglich elektrisch fahren sollen (heute Linie 3 und 4), gibt es für die Durchfahrt des Stadtzentrums verschiedene Variante: Die E-Busse könnten beispielsweise über die Obere Freiheitsstraße fahren oder einen Abschnitts der Thermen-Allee bis zur Ortweinstraße nutzen. Diese Varianten berücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorschläge sowohl der Interessenvertreter wie auch der Regierungsparteien.

„Nicht weiter verfolgt wurde dagegen die Idee eines Buswendeplatzes am Sandplatz: Damit der Bus an der Postbrücke sicher in die verkehrsberuhigte Zone ein- und ausfahren kann, wäre eine Rufampel notwendig. Dadurch würde der Autoverkehr alle zwei Minuten angehalten, was zu erheblichen Staus führen würde“, so Ingeniuer Ciurnelli.

Fuß- und Radwegenetz

Vier der vorgeschlagenen Maßnahmen betreffen die Rad- und Fußgängermobilität. So soll ein Bike-Sharing gefördert werden, das mit dem Südtirolpass kombinierbar ist. Radgaragen sollen dem Parkplatz-Mangel für Fahrräder und der zunehmenden Besetzung öffentlicher Flächen durch Fahrräder (z.B. in der Freiheitsstraße) entgegen wirken. Das Radwegenetz soll durch die Schaffung von direkten Radschnellverbindungen ausgebaut werden, wobei der Leopardi- und der Otto-Huber-Straße, dem Rennweg und der Manzonistraße besondere Bedeutung zukommt. Die kulturell und landschaftlich reizvollen Fußwege-Verbindungen („Schleichwege“), die auch eine historische Bedeutung für die Stadt haben, sollen in das bestehende Fußwegenetz eingebunden und die architektonische Barrieren entlang dieser Wege abgebaut werden.

Verkehrsberuhigung am Rennweg

Unter den 16 Maßnahmen finden sich gleich mehrere zur Verkehrsberuhigung: Die 30-er-Zonen insbesondere vor Schulen sollen baulich umgestaltet werden, das Steinach-Viertel soll nach der Errichtung des Anrainerparkplatzes „Kallmünz“ zur Fußgängerzone werden und der Rennweg nur den Fußgängern, Radfahrern und Stadtbussen gehören. Eine Verkehrsberuhigung am Rennweg macht weitere Änderungen notwendig. Der private Individualverkehr fährt über die untere Freiheitsstraße und die Alpinistraße. Außerdem wäre eine intelligente Ampel vor dem Bahnhof notwendig; in der Laurinstraße würde eine Einbahnregelung mit einer Vorzugsspur für Busse in Richtung Bahnhof eingeführt. Die Belastung durch den motorisierten Individualverkehr in Sinich, das vom Küchelbergtunnel nicht profitieren wird, soll verringert werden: Vorgeschlagen wird ein Verlegung der Hauptverkehrsader zwischen Mangionibrücke und Dopolavoro-Gebäude, womit auch der geplante Bahnhof Sinich/Schenna direkt erreicht werden kann. Die heutige Hauptstraße würde dadurch beruhigt und aufgewertet.

Warenlogistik: Cargo-Bike und Parkplatz-Reservierung

Zur Lieferung der Waren sind zwei Maßnahmen vorgeschlagen: Die Schaffung eines Logistik-Zentrums beim Bahnhof, von wo aus die Waren über Cargo-Bikes im gesamten Stadtzentrum verteilt werden. Parkplätze zum Auf- und Abladen im Zentrum sollen hingegen zukünftig vorher reserviert werden können. Damit verringert sich der Suchverkehr und die Lieferanten haben die Gewissheit, dass einer der wenigen Plätze auch gerade frei ist.

Bürgerversammlung im Herbst

Der Entwurf der Strategien des Verkehrsplans und die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ab sofort auf der Website der Gemeinde unter „Leben in Meran, Mobilität, PUT“ verfügbar. Auf 126 Seiten gibt es Grafiken, Simulationen und Erklärungen zu den verschiedenen Szenarien. Anfang September werden der beauftragte Planer und Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer in einer Bürgerversammlung das Dokument erläutern; die Stadtverwaltung wird die Rückmeldungen aus der Bevölkerung entgegennehmen. Erst dann wird der Gemeindeausschuss ein Dokument verabschieden, zu dem alle nochmals ihre Einwände offiziell bei der Gemeinde hinterlegen können. „Wir möchten den bisherigen Weg der Transparenz und Beteiligung konsequent fortsetzen“, so Bürgermeister Rösch.

Plan in 16 Punkten  – die wichtigsten Strategien und Maßnahmen des Stadtverkehrsplans

1.     Verwirklichung eines ITS-Leitsystems in Echtzeit (Individualverkehr + Öffentlicher Verkehr + Parkplätze) im Meraner Talkessel (*)

2.     Zuordnung der MeBo-Ausfahrten und der Durchfahrtsstrecken zu bestimmten Zielorten

3.     Ausbau der Gratisparkplätze außerhalb der Stadt und Anbindung dieser ans Zentrum durch den Öffentlichen Verkehr (*)

4.     Überarbeitung der Tarife für die Parkplätze auf den Straßen unter Berücksichtigung der Distanz zum Zentrum und zu vorhandenen Parkhäusern

5.     Erneuerung der städtischen Busflotte durch Elektrobusse

6.     Ausbau der Busverbindungen zwischen den Stadtvierteln Obermais und Untermais mit Anbindung an den Bahnhof Untermais

7.     Diversifizierung der Streckenführung der städtischen und außerstädtischen Buslinien im Stadtzentrum

8.     Ermittlung von attraktiveren Streckenführungen für die Stadtbusse durch das Zentrum und Schaffung von Haltestellen mit «universellem» Zugang

9.     Schaffung einiger zentralen Achsen für die Radmobilität und solcher mit «universellem» Zugang für die Fußgängermobilität

10.  Förderungen für die Schaffung eines Bike-Sharing-Dienstes in Verbindung mit dem Südtirolpass und der Mobility Card

11.  Schaffung von Radgaragen zur Verringerung der Besetzung öffentlichen Grundes in den zentralen Gebieten der Stadt

12.  Integration der „Schleichwege“ ins städtische Fußwegenetz

13.  Umbau von 30-er-Zonen bei den Schulzentren und den wichtigsten Anziehungspunkten für den Verkehr durch qualitative Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung

14.  Schaffung einer Verkehrberuhigten Zone im Rennweg und in Abschnitten der Otto-Huber- und der Meinhardstraße

15.  Warenlogistik im Stadtzentrum durch Cargo-Bikes und telematische Vormerkung der Auf- und Abladeplätze

16.  Einführung von stufenweisen Beschränkungen für das Zirkulieren von Fahrzeugen «mit hohem Schadstoffausstoß»

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt