Sohn von Putin-Sprecher kämpfte angeblich unter falschem Namen

Nach Scherzanruf plötzlich Wagner-Söldner

Montag, 24. April 2023 | 08:20 Uhr

Moskau – Nikolai Peskow, Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow, hat nun der Öffentlichkeit mitgeteilt, als Mitglied der Söldnertruppe Wagner in der Ukraine gekämpft zu haben. Er habe dort unter falschem Namen als Artillerist gedient, sagte der 33-Jährige in einem Interview der Zeitung “Komsomolskaja Prawda”.

Peskows Sohn behauptete, dies sei auf seine eigene Initiative hin geschehen. Er habe es als seine Pflicht angesehen. Sein Einsatz dauerte demnach etwas weniger als ein halbes Jahr. Sein Vater hat seit 2008 den Posten als Kreml-Sprecher inne.

Nur von wenigen Angehörigen hochrangiger russischer Regierungsvertreter ist bislang öffentlich bekannt, dass sie im Ukraine-Krieg gekämpft haben. Doch nicht nur deshalb ist die Nachricht aufsehenerregend.

Noch im September 2022 wurde Nikolai Peskow Opfer eines peinlichen Scherzanrufes. Dmitri Nizovtsev, Moderator von „Popular Politics“, einem von Anhängern des Oppositionellen Alexej Nawalny gegründeten Youtube-Kanals, hatte den Sohn des Kreml-Sprechers live in seiner Sendung angerufen.

Der Moderator gab sich als ein Mitglied eines Rekrutierungsbüros aus und erklärte Nikolai Peskow, ihm sei eine Einberufung geschickt worden, aber er habe noch nicht reagiert. Dann wird dem jungen Mann gesagt, dass er um 10.00 Uhr am nächsten Tag zu einem Termin bei den Rekrutierern erscheinen solle.

Die Antwort des Sprosses von Peskow: “Natürlich werde er nicht um 10.00 Uhr zu dem Termin erscheinen. Sie müssen verstehen, dass mein Name Peskow ist“, sagte er und er werde das Thema auf einer anderen Ebene ansprechen, falls der vermeintliche Rekrutierer dies nicht verstehe. Auf die Frage, ob er als Freiwilliger eingetragen werde könne, antwortet Peskow: „Natürlich nicht!“ Dies geschah, als die Teilmobilisierung in vollem Gange war.

Der Vorfall sorgte in Russland für Polemik. Offenbar schicken die Kreml-Eliten lieber das “gemeine Volk” in die Schlacht, als selbst zu dienen, hieß es damals.

Nachdem der Anruf öffentlich wurde, nahm Kreml-Sprecher Dmitri Peskow seinen Junior in Schutz. Der vollständige Inhalt des Telefonats zwischen seinem Sohn und dem Blogger sei aber noch nicht veröffentlicht. Der Kreml-Sprecher implizierte damit, dass die Äußerungen seines Sohns aus dem Kontext gerissen worden seien.

Ganz verweigern wollte sich Nikolai Peskow damals aber dann doch nicht. „Wenn Wladimir Wladimirowitsch sagt, dass ich dorthin gehen muss, werde ich gehen. Ich bin nicht von Rang und Namen“, erklärte Peskow nach dem Vorfall laut „The Insider“.

Nun kommen Fragen auf, wie es in der Zwischenzeit zu dem Sinneswandel gekommen ist. Gleichzeitig bestehen Zweifel, dass Nikolai Peskow tatsächlich in der Ukraine an vorderster Front stand oder überhaupt dort gekämpft hat.

Stattdessen wird vermutet, dass die Erklärungen von Peskows Sohn Teil der russischen Propaganda sind, während der Staatsapparat weiter Jagd nach Dissidenten macht. Der Bevölkerung soll nicht nur klar gemacht werden, dass Russland in der Ukraine für eine gerechte Sache kämpft, sondern auch dass alles wie am Schnürchen läuft.

Von: mk