++ ARCHIVBILD ++ Merz will nichts von öffentlichen Druck wissen

Netanyahu: Merz stoppte Waffenlieferungen “unter Druck”

Sonntag, 10. August 2025 | 18:05 Uhr

Von: APA/dpa/AFP

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu führt die Entscheidung der deutschen Bundesregierung für einen Teilstopp von Rüstungsexporten auf öffentlichen Druck durch Medienberichte über die Lage im Gazastreifen zurück. Er denke, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sei “ein guter Freund Israels”, sagte Netanyahu am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Jerusalem. “Aber ich denke, hier gab er dem Druck falscher Fernsehberichte, dem internen Druck verschiedener Gruppen nach.”

Merz widersprach solchen Einschätzungen. “Ich lasse mich von öffentlichem Druck nicht so sehr beeindrucken wie von meinem eigenen Bild, auch von den Beratungen im Kabinett, von den Beratungen auch mit unseren Fachleuten”, sagte der Kanzler in einem Interview der ARD-“Tagesthemen”.

Merz wies zudem Kritik an seiner Entscheidung eines teilweisen Stopps von Waffenlieferungen an Israel zurück und sprach dem Land die Solidarität der deutschen Regierung ausgesprochen. “Wir stehen ohne Zweifel an der Seite dieses Landes”, sagte Merz der ARD am Sonntag. “Die Grundsätze der deutschen Israelpolitik sind unverändert”, stellte Merz klar. “Daran hat sich nichts verändert und daran wird sich nichts ändern.”

“Bis auf weiteres keine Ausfuhren von Rüstungsgütern an Israel”

Merz hatte am Freitag erklärt, es würden “bis auf weiteres keine Ausfuhren von Rüstungsgütern” mehr an Israel genehmigt, “die im Gazastreifen zum Einsatz kommen können”. Damit reagierte Merz auf den Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts, den Plan von Regierungschef Benjamin Netanyahu für den Gazastreifen zu billigen. Dieser sieht vor, dass die israelische Armee die Kontrolle über die Stadt Gaza übernimmt.

“Wir haben einen Dissens und der betrifft das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen”, erklärte Merz nun seine Entscheidung. “Das hält aber eine Freundschaft aus.” Solidarität mit Israel bedeute nicht, dass die Bundesregierung jede Entscheidung gutheiße, die die israelische Regierung treffe. Aber Deutschland könne “nicht Waffen liefern in einem Konflikt, der jetzt ausschließlich versucht wird mit militärischen Mitteln gelöst zu werden”. Merz betonte stattdessen: “Wir wollen diplomatisch helfen und wir tun das auch.”

“Gesprächsklima trotzdem offen”

“Wir sprechen im Augenblick sehr kritisch miteinander”, sagte Merz mit Blick auf das Verhältnis mit seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanyahu. Das müsse aber möglich sein. “Das Gesprächsklima ist trotzdem immer offen. Wir werden uns sehen, wir werden uns treffen”, fuhr Merz fort.

Der Kanzler betonte, dass Deutschland in dem Konflikt “kein Vermittler” sei, sondern an der Seite Israels stehe. Die Bundesregierung sei etwa nicht bereit, das EU-Assoziierungsabkommen mit Israel oder die Handelsbeziehungen mit dem Land auszusetzen.

Innerhalb der Union (CDU/CDU) war der Schritt vom Freitag dennoch umstritten: Vor allem die CSU äußerte Kritik und gab an, nicht in die Entscheidung einbezogen worden zu sein. “Ich habe diese Entscheidung nicht alleine getroffen, aber es ist am Ende des Tages eine Entscheidung, die ich alleine verantworten muss und ich verantworte sie auch alleine”, sagte Merz (CDU) dazu. “Ich kann sie aber auch nicht zur demokratischen Abstimmung stellen.” Am Ende gehe es um eine Prinzipienfrage.

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