"Weitere alpine Infrastruktur ohne Rücksicht auf Landschaft und Umwelt"

Grüne kritisieren neue Bauprojekte in den Dolomiten

Sonntag, 19. Mai 2019 | 18:05 Uhr

Bozen – In den letzten Wochen wurden von der Landesregierung zwei neue Bauprojekte im Raum Seiseralm/Rosengarten behandelt. Das Erste ist eine neue Aufstiegsanlage, die die Ortschaften Marinzen und Puflatsch verbindet in der Gemeinde Kastelruth. Das andere ist eine neue Anlage, verbunden mit einem 18 Meter hohen Turm in Welschnofen an der Kölner Hütte, welche eine Ausstellung und Restaurants beherbergen soll (“Touch the Dolomites”). Beide Projekte befinden sich unmittelbar an der Grenze des von der UNESCO geschützten Gebietes der Dolomiten und des Naturparks Schlern-Rosengarten, so die Verdi Grüne Verc in einer Presseaussendung.

UNESCO-Auszeichnung als Symbol der Integrität

“Als in Südtirol vor 10 Jahren mit Stolz die Auszeichnung der Dolomiten als UNESCO Weltkulturerbe gefeiert wurde, wurden die folgenden wesentlichen Merkmale und Ziele definiert: Existenz und Bewahrung der Integrität von nicht vom Mensch beeinflussten Gebieten und die Verfassung eines Management Strategie, welche die Integrität und den Schutz des Gebiete garantiert”, so der Hinweis der Grünen. Die Auszeichnung als UNESCO Weltkulturerbe basiere insbesondere auf der Integrität der ausgezeichneten Orte, was bedeuten würde, die bestehende Infrastruktur nicht zu intensivieren und auf nachhaltige Weise den erhöhten Zustrom von Touristen zu managen, der durch die Auszeichnung selbst entstehe.

“Mit diesen beiden neuen Vorhaben lenkt man die Entwicklung in Richtung von neuer alpiner Infrastruktur und einem Verständnis von Tourismus ohne Rücksicht auf Landschaft und Umwelt”, kritisiert die Grüne Partei. Tatsächlich habe der Umweltbeirat des Landes Südtirol mehrmals negative Gutachten zur Verbindung Marinzen-Puflatsch ausgestellt, dennoch habe die Landesregierung eine Variante des Projektes genehmigt. Laut Beschluss der Landesregierung Nr.303 vom 16.04.2019 beinhalte dieser nicht nur den Bau einer neuen Anlage, sondern auch die Vergrößerung der bestehenden Piste und den Bau eines neuen Speicherbeckens für die Pistenbeschneiung mit Kunstschnee.

Landesregierung ignoriert kritische Expertenmeinungen

“Mit dieser Entscheidung zeigt die Landesregierung, dass sie der Bewertung der eigenen technischen Ämter des Landes keinen Wert beimisst (Amt für Natur, Landschaft und Raumentwicklung, Abteilung Mobilität und Abteilung Wirtschaft, Amt für Seilbahnen). Diese bewerten die Notwendigkeit dieser neuen Anlage allesamt kritisch und werfen ein sehr schlechtes Licht über diesen Vorgang. Die Gründe für die Zustimmung zur neuen Machbarkeitsstudie Marinzen-Puflatsch zeigt die Gleichgültigkeit und Arroganz der Landesregierung gegenüber den von den eigenen technischen Diensten vorgebrachten Problemstellungen”, so die Sicht der Grünen.

“Wir Grüne sind überzeugt, dass “Nachhaltigkeit” bedeutet, Bewahrer der Dolomiten zu sein und zu gewährleisten, dass kommende Generationen die Dolomiten noch genauso intakt vorfinden, und nicht zugepflastert mit Aufstiegsanlagen und Skipisten. Wir sind alle verantwortlich für das, was wir unseren Kindern überlassen. Aus diesem Grund wollen wir den Bau weiterer hochalpiner Infrastruktur vermeiden, insbesondere im Raum Seiseralm, wo Aufstiegsanlagen, Pisten und Wasserspeicher für künstliche Beschneiung bereits vielfach vorhanden sind”, so die Grünen abschließend.

Von: mho

Bezirk: Salten/Schlern