Von: mk
Bozen – Sie kennen beide ihre Bereiche bestens, sind sie doch schon seit Jahren im Dienst für onkologische Strahlentherapie bzw. Palliativ Care tätig: Martin Maffei und Massimo Bernardo sind (nicht nur) am Bozner Krankenhaus keine Unbekannten. Seit Ende Oktober 2019 sind sie als Primare ernannt, heute werden beide im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Martin Maffei: „Neue Therapien“
Die Krebstherapie hat sich im letzten Jahrzehnt deutlich verändert – die Chemotherapie wird heute häufig durch Immuntherapie ergänzt oder ersetzt, die Chirurgie wird immer öfter minimal-invasiv, oft auch mit Hilfe von Robotik, durchgeführt und die Radiotherapie hat sich meist als unverzichtbarer Bestandteil einer onkologischen Behandlung etabliert. Im Dienst für onkologische Strahlentherapie ist dieser „Trend“ seit Jahren zu spüren. Dazu braucht es eine zeitgemäße Ausstattung, passende Räume – und qualifiziertes Personal. Martin Maffei, der die Abteilung bereits seit 2014 als Vize-Primar, seit dem letzten Jahr geschäftsführend leitet, ist froh darüber, über all das zu verfügen: „Die Strahlentherapie kann heute auf Hochleistungsgeräte zurückgreifen, welche gezielte Therapien ermöglichen, gesundes Gewebe schützen und akute und Spät-Nebenwirkungen reduzieren können. Wir haben es hier mit einer Therapie zu tun, die sich ständig weiterentwickelt. Unser Ärzteteam, das aus 8 Personen besteht, betreut jährlich über rund 1.000 Patientinnen und Patienten.“
Der 42-Jährige promovierte 2004 an der Universität Innsbruck, 2011 folgte der Facharzttitel an der Radioonkologie Innsbruck. Seit seinen Anfangsjahren als junger Arzt ist Maffei immer wieder im Krankenhaus Bozen tätig, im Laufe dieser Zeit eignete er sich auch Erfahrungen in verschiedenen Bereichen an. Es folgten Fortbildungen und Praktika im In- und Ausland sowie Ausbildungen für Führungskräfte. „Wir konnten die Leistung in den letzten Jahren kontinuierlich steigern – wir können heute pro Tag über 100 Patienten bestrahlen – und neue Angebote einführen. Nicht zuletzt bin ich stolz darauf, dass wir sämtliche Zertifizierungen, die wir angestrebt haben, erfolgreich bestanden haben“, freut sich Maffei.
Für die Zukunft legt der Neo-Primar noch größeren Wert darauf, im Netzwerk der Euregio zusammenzuarbeiten: „Wir werden unser strahlentherapeutisch-onkologische Angebot in Südtirol weiter ausbauen und das Leistungsangebot quantitativ und qualitativ erweitern, dazu ist es wichtig, sich auch mit den angrenzenden Einrichtungen wie Innsbruck oder Trient auszutauschen.“
Generaldirektor Florian Zerzer: „Martin Maffei hat nach dem Weggang von Primar Peter Lukas einen hochkomplexen Bereich übernommen und es ist ihm gelungen, die großen Fußstapfen, in die er treten musste, perfekt mit hoher Fach- und Sozialkompetenz auszufüllen. Ihn zeichnet nicht nur sein sehr menschlicher Umgang mit den Patientinnen und Patienten aus, sondern auch sein Führungsstil.“
Der geschäftsführende Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli ist überzeugt, dass mit Maffei der Dienst sehr gut aufgestellt ist: „Maffei verfügt nicht nur über jahrelange Erfahrung in der Radioonkologie, er hat auch gute Kontakte im In- und Ausland und ist ein sehr guter Organisator mit klaren Vorstellungen zur Strahlentherapie im Sanitätsbetrieb und auf überregionaler Ebene.“
Auch Landesrat Thomas Widmann freut sich über die Neuernennung: „Jeder Mensch, dem die Diagnose Krebs gestellt wird, soll im Südtiroler Sanitätsbetrieb gut aufgehoben sein: Mit einem absoluten Fachmann wie Martin Maffei an der Spitze dieses wichtigen Dienstes ist auch für die Zukunft die beste Betreuung garantiert.“
Massimo Bernardo: „Zusammenarbeit mit Hausärzten“
Auch in der Palliativmedizin ist mit Massimo Bernardo ein Facharzt zum Primar ernannt worden, der bei seinen Patientinnen und Patienten sehr beliebt ist: Bernardo ist seit 10 Jahren für die Palliativbetreuung zuständig, die in den letzten Jahren ständig ausgebaut wurde. Besonders im Grundversorgungsbereich, dem sog. Territorium, ist es wichtig, Fachärzte vor Ort zu haben. So gibt es heute in jedem Bezirk mindestens einen Arzt, der sich voll und ganz der Palliativversorgung widmet, ebenso wie eigens qualifiziertes Pflegepersonal. „Man schätzt, dass eine moderne Palliativversorgung, gemessen an unserer Einwohnerzahl in Südtirol, rund 8.000 Patientinnen und Patienten – davon 40 Prozent onkologische Patienten – versorgen sollte. Palliativversorgung bedeutet nicht nur, krebskranken Menschen zu helfen, damit sie keine Schmerzen haben, sondern auch Patientinnen und Patienten mit chronischen, unheilbaren Erkrankungen“, so Bernardo.
Bernardo setzt dabei vor allem auf die vermehrte Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und -ärzten, aber auch auf den Ausbau von Palliativbetten in ganz Südtirol und verbesserte Datenflüsse.
Bernardo, Jahrgang 1961, studierte in Padua und schloss dort auch die Ausbildung zum Facharzt für Geriatrie ab. Seit 1989 ist er in der Abteilung Geriatrie am Krankenhaus Bozen beschäftigt, seit 1999 ist er verantwortlich für die Palliativbetreuung und in dieser Funktion weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Nicht zuletzt ist er wissenschaftlicher Berater des Vereins „Il papavero – der Mohn“, welcher sich den Anliegen schwerkranker Menschen widmet. Bernardo absolvierte Ausbildungskurse zum Thema „Ethik in der Medizin“ und eine Masterausbildung in Palliativmedizin. Eine besondere Ehre haben die Leserinnen und Leser der Tageszeitung „Alto Adige“ zukommen lassen: Mehrmals wurde der Palliativmediziner dort zur „Person des Jahres“ gewählt.
Generaldirektor Florian Zerzer ist es ein Herzensanliegen, dass die Palliativbetreuung durch die nun mögliche Primarernennung eine Aufwertung erfährt: „Eine moderne Gesellschaft zeichnet sich auch dadurch aus, wie sie mit Menschen umgeht, für die es keine Heilung mehr gibt. Auch in dieser schwierigen Phase muss es uns gelingen, ein Leben ohne Schmerzen zu ermöglichen. Primar Massimo Bernardo war ein Vorreiter auf diesem Gebiet in Südtirol und er hat mit enormem Einsatz hier wirklich Pionierarbeit geleistet. Sein Wirken hat dazu beigetragen, eine neue Palliativkultur zu entwickeln.“
Dem stimmt auch Landesrat Thomas Widmann zu: „Ein gut verzweigtes Netz an Palliativangeboten, in Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten, ermöglicht es den Patienten, so lange wie möglich zuhause zu bleiben. Wenn ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich ist, so sind sie bei Massimo Bernardo und seinem Team in den besten Händen.“