Tag der Frau

“Noch 50 Jahre bis zur Gleichberechtigung”

Mittwoch, 08. März 2023 | 07:10 Uhr

Bozen – Am Mittwoch, den 8. März ist Tag der Frau. Zu diesem Anlass erinnern politische Parteien, Vereine und Institutionen an Gleichberechtigung und die Förderung der Frauen in der Gesellschaft.

Gebhard: „Wir geben nicht auf!“

Laut einer Studie der Weltbank könnte es bis zu einer weltweiten Gleichberechtigung von Männern und Frauen noch mehr als 50 Jahre dauern, das Reformtempo ist aktuell auf einem 20-Jahre-Tief. „Es ist unglaublich, wie viel Durchhaltevermögen, Konsequenz und Hartnäckigkeit uns der Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft abverlangt“, gibt die SVP-Landesfrauenreferentin und Kammerabgeordnete Renate Gebhard zu bedenken, „und dennoch: Wir geben nicht auf!“, appelliert die Politikerin zum Tag der Frau am 8. März.

2,4 Milliarden Frauen im erwerbsfähigen Altern genießen noch immer nicht dieselben Rechte wie ihre männlichen Kollegen, heißt es im Bericht der Weltbank, die Gesetze und Vorschriften in 190 Ländern u.a. in den Bereichen Mobilität, Arbeitsplatz, Ehe, Elternschaft, Vermögen und Ruhestand untersucht hat. „Italien konnte zwar von 100 möglichen Punkten insgesamt 97,5 erreichen, dennoch wissen wir alle nur zu gut, dass es nicht nur im Iran und in Afghanistan, sondern durchaus auch bei uns Handlungsbedarf gibt“, verweist die Politikerin unter anderem auf die jüngste Gewalttat in Südtirol. „Es kann nicht sein, dass nicht nur wir, sondern auch die jungen Mädchen von heute zeitlebens keine wahre Geschlechtergerechtigkeit erleben werden“, zeigt sich Gebhard besorgt.

„Unser Appell zum diesjährigen Tag der Frau kann daher nur der eine sein: Wir geben nicht auf! Jede Frau, die an ihrer Karriere gehindert wird, jede Frau, die tagtäglich den Mammutanteil an Care-Arbeit in ihrer Familie stemmt, jede Frau, die mit ihrer Rente nicht auskommt, weil sie sich jahrelang ausschließlich bzw. vorwiegend um ihre Familie gekümmert hat, jede Frau, die Gewalt erfährt und die von ihrem Partner umgebracht wird, jede Frau ist eine von uns“, ruft die SVP-Landesfrauenreferentin die Frauen zu Geschlossenheit und Solidarität auf. „Machen wir uns auf, in unseren Familien im Kleinen und in Wirtschaft und Politik im Großen – und kämpfen wir gemeinsam für eine gleichberechtigte Gesellschaft für unsere Töchter und Enkeltöchter!“

STF: “Frau sein aus ganzheitlicher Sicht”

Zum diesjährigen Tag der Frau spricht die Frauengruppe der Süd-Tiroler Freiheit ein anderes, mittlerweile weit verbreitetes Frausein an und ermutigt alle Frauen, ihrem inneren Ruf zu folgen, ganzheitlich und wahrhaftig Frau zu sein.

“Viele Frauen haben in den letzten Jahren ein neues Bewusstsein für ‘wahrhaftig Frau sein’ erreicht. Der Wert, Frau zu sein, wird durch neue, individuelle innere Werte definiert. Sie setzen auf Natürlichkeit und Wahrhaftigkeit. Halten nichts von der krampfhaften Gender-Politik oder der *Innen-Verpflichtung, die der Gesellschaft hauptsächlich von Menschen mit links-grüner Ideologie aufgezwungen wird. Im Gegenteil, die Gender-Besessenheit reduziert Frauen auf rein äußerliche Werte, urteilt und spaltet: Gute Frauen sind nur jene, die ihrem festgelegten links-grünen ‘Frauenbild’ entsprechen”, so die Bewegung.

“Viele Frauen, die ihre Weiblichkeit und ihre Art, natürlich Frau zu sein, neu entdeckt und definiert haben, haben dadurch zu ihrem wahrhaftigen und ganz eigenen Wert gefunden. Sie schätzen sich selbst Wert und sind nicht davon abhängig, von anderen wertgeschätzt oder wahrgenommen zu werden. Dies macht sie stark von innen heraus, sie fühlen sich befreit, und es lässt sie selbstbestimmt und mutig ihren eigenen Weg gehen. Meist den Weg in Verbindung mit der Natur und der Heilkraft der Kräuter, dem Wissen um ganzheitliche und natürliche Ernährung und Lebensweise, der Kraft der Schöpfung und der Liebe. Mit ihrer weiblichen Sinnlichkeit und Herzlichkeit. Sie leben und lieben ihr Frausein aus ganzheitlicher Sicht”, heißt es weiter.

“Durch die Förderung von Frauen Gleichstellung sichern”

Alljährlich wird am 8. März der Internationale Frauentag begangen. Historisch ist er aus der Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung entstanden, er gilt auch als Kampftag für Frauenrechte. Diesen Tag nutzten heuer Gleichstellungsrätin Michela Morandini und Schülerinnen des Bozner Maria-Hueber-Gymnasiums, um auf die Wichtigkeit der Förderung weiblicher Talente und Kompetenzen für die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam zu machen.

„Die Idee ist bei einer Teamsitzung mit einer Praktikantin des Maria-Hueber-Gymnasiums entstanden, die zwei Wochen ihrer Schulzeit im Gleichstellungsbüro verbracht hatte. Der Frauentag wird oftmals als Feiertag angesehen, Grund zum Feiern gibt es in punkto Gleichstellung der Geschlechter aber wenig“, erklärt Gleichstellungsrätin Morandini. Das Ungleichgewicht in der Arbeitswelt wird durch vielfältige Faktoren bedingt, unter anderem durch die ungleichen Chancen von Mädchen und Frauen im Zugang zum und am Arbeitsmarkt selbst. „Oftmals werden Talente und Kompetenzen von Mädchen und Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen unterschiedlich gefördert und bewertet“, so Gleichstellungsrätin Morandini. „Diesem Umstand trägt die gemeinsame Initiative Rechnung.“

Das Projekt rückt in einem Video Talente und Kompetenzen von Frauen in den Vordergrund, indem diese berichten, welche Eigenschaften, Kompetenzen und Talente ihnen in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz weiterhelfen. Das Video, das mit den Hashtags #womenempowerment und #breakthebias veröffentlicht wurde, wurde von Schülerinnen der vierten Klasse des Maria-Hueber-Gymnasiums angefertigt und von Marina Roso, Mitarbeiterin der Gleichstellungsrätin, koordiniert. Wichtig dabei war es, Frauen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Hintergründen darzustellen.

„Mädchenförderung und Mädchen-Empowerment sind seit vielen Jahren Fixsterne im Schulprogramm des Maria-Hueber-Gymnasiums”, betont Schuldirektorin Heidi Hintner. „Zum diesjährigen Internationalen Frauentag haben wir auf das Sichtbarmachen von weiblichen Talenten und Selbstbewusstsein gesetzt. Die Zusammenarbeit mit Gleichstellungsrätin Michela Morandini ist für die Schülerinnen und für mich als Lehrerin und Führungskraft bereichernd und anregend. Sie schärft den kritischen Blick der Jugendlichen.“

„Um die Gesellschaft in die Lage zu versetzen, die Talente und Fähigkeiten von Frauen im Hinblick auf die Gleichstellung zu fördern und anzuerkennen”, unterstreicht Morandini, „ist die Rolle der Politik entscheidend, die der strukturellen Diskriminierung entgegenwirken und gezielte Gleichstellungsmaßnahmen fördern muss.“

Freiheitliche: „Leere Versprechen und keine Besserung in Sicht!“

Anlässlich des Tags der Frau betonten die Freiheitlichen die Verantwortung der Landesregierung, durch geeignete Rahmenbedingungen und soziale Absicherung jeder Frau die freie Wahl des eigenen Lebensmodells zu ermöglichen.

„Jährlich wiederkehrende Aktionstage wie der heutige Internationale Tag der Frau dürfen keine rein symbolischen Ereignisse sein, sondern sind wichtige Anlässe, um die tatsächlichen Herausforderungen im Alltag von Frauen anzugehen und konkrete Lösungen für eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen anzupeilen. Die immergleichen Lippenbekenntnisse ersetzen keine Problemlösung“, so die freiheitliche Landesparteiobfrau Sabine Zoderer in einer Aussendung.

„Leider vermissen Frauen seit Jahren handfeste politische Initiativen, die zur Umsetzung der jährlich am 8. März geforderten Wahlfreiheit zwischen Kindererziehung und Erwerbstätigkeit dienen. Zum einen fehlt es flächendeckend an flexiblen und hochwertigen Betreuungsangeboten für Kinder, was vor allem auf die lange Ausbildungsdauer, schlechte Arbeitsbedingungen und vergleichsweise niedrige Löhne im Betreuungssektor und dem damit einhergehenden Personalmangel zurückzuführen ist“, so Zoderer.

„Andererseits wird Frauen die Wahl zur Kindererziehung zuhause durch finanzielle Nachteile und fehlende soziale Absicherung versperrt. Die fehlenden Arbeitsjahre und ein geringer Verdienst wirken sich später negativ auf die Pension aus, was zu einem erheblichen Armutsrisiko im Alter führt. Es muss endlich für alle Frauen in Südtirol sichergestellt werden, dass Erziehungs- und Pflegezeiten bei der Rentenbiographie berücksichtigt und entsprechende Lücken geschlossen werden“, so die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair.

„Leider beschränkt sich die lokale Frauenpolitik oft auf einseitig feministisch und ideologisch motivierte Scheindiskussionen, die sich um das Binnen-I, Gendersternchen oder das Durchboxen der Frauenquote in möglichst allen Lebensbereichen drehen. Die realen Probleme der Frauen warten währenddessen seit Jahren auf messbare Lösungen“, so die Freiheitlichen.

Team K: “Schluss mit Niedriglöhnen für Frauen”

Das Team K Frauen-Donne schlägt am heurigen Tag der Frau Alarm. Im reichen Land Südtirol seien Arbeitskräfte knapp, doch in vielen Bereichen würden Niedriglöhne bezahlt. “Davon betroffen sind vor allem Frauen. Die Folgen sind fatal, niedrige Löhne kombiniert  mit Teilzeitarbeit führen letztendlich in die Altersarmut“, sagen die Sprecherinnen des Team K Frauen-Donne, Margareth Fink und Maria Elisabeth Rieder

“In unseren Breitengraden sind Frauen vor dem Gesetz gleichberechtigt, doch gleiche Rechte bedeuten nicht, dass Frauen automatisch auch gleiche Chancen haben. Immer noch ist es so, dass Frauen bei gleicher Qualifikation für dieselbe Arbeit geringere Löhne erhalten. Das erleben Frauen tagtäglich auch bei uns. Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen sind meist Frauensache. Somit bleibt oft nur die Möglichkeit einer Teilzeitarbeit. Ein hoher Anteil an Frauen ist im Dienstleistungssektor tätig. „Viele dieser Berufe sind schlecht bezahlt, die Löhne reichen nicht zu einem selbstständigen Leben, zudem steuern diese Frauen geradewegs auf Altersarmut zu“, sagt Margareth Fink.

“In den letzten Jahren wurden viele Leistungen im öffentlichen Dienst ausgelagert und an Privatfirmen übergeben. Hier werden die Angestellten nach staatlichen Kollektivverträgen bezahlt. Die Folge davon sind Niedriglöhne und eine unzureichende finanzielle Altersabsicherung. So arbeiten Reinigungskräfte in Kitas, Krankenhäusern und Gemeindegebäuden für einen Stundenlohn von 7,6o €.  „Betroffen sind natürlich größtenteils Frauen, die mit diesem unwürdigen Lohn zurechtkommen müssen”, berichtet  Margareth Fink. “Leider wurden auch im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren die Löhne nur wenig erhöht. Auch hier werden die Mitarbeiter:innen in den niedrigeren Gehaltsklassen oftmals vergessen. „Seit Jahren setzen wir uns im Landtag immer wieder für höhere Löhne ein, insbesondere für jene, die keine starke Vertretung haben: wie z. B. die Kleinkindbetreuer:innen, die Schulwart:innen, die Mitarbeiter:innen in den Schulsekretariaten, die Verwaltungsangestellten, das Küchenpersonal in Krankenhäusern und Seniorenheimen”, sagt die Landtagsabgeordnete Rieder.

„Um dieser fehlenden Wertschätzung  von Berufen, die meist von Frauen ausgeübt werden, brauchen wir starke Stimmen von Frauen für Frauen. Deshalb ist es wichtig, dass in allen Entscheidungsgremien Frauen sitzen. Wir als Team K Frauen-Donne setzen uns dafür ein, damit die Anliegen von Frauen endlich gehört werden, ein wichtiges Thema sind angemessene Löhne“, sagen die Frauensprecherinnen Fink und Rieder abschließend.

VSS: “Tag der Frau im Zeichen des Respekts und der Wertschätzung”

Den Tag der Frau nimmt der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) zum Anlass, um auf die Bedeutung von gegenseitigem Respekt hinzuweisen. Respekt und Wertschätzung sind tragende Säulen unserer Zivilgesellschaft.

“Respekt, Rücksicht, Achtung der oder dem Nächsten gegenüber sind Grundvoraussetzung für ein friedliches und gutes Miteinander. Im Sport, auf den Tribünen, im Beruf, in der Freizeit und zu Hause muss der respektvolle Umgang miteinander gelebt werden und Priorität haben, denn dann gibt es auch keine Gewalt.” Anlässlich des Tages der Frau bedankt sich der VSS bei allen Frauen, die sich in den Südtiroler Amateursportvereinen ehrenamtlich engagieren, entweder als Funktionärinnen, Trainerinnen, Betreuerinnen, als Mütter die Fahrdienste oder andere Aufgaben übernehmen und ihre Kinder bei der Ausübung des Sportes unterstützen.

„Auch in der Sportwelt haben wir noch viel Arbeit vor uns, um die Rolle der Frauen zu stärken, sei es die der Funktionärinnen, aber auch der Sportlerinnen. Gemeinsam gilt es eine Sportkultur zu schaffen, wo alle Mädchen und Frauen die gleichen Möglichkeiten haben, mitzumachen, zu handeln und Entscheidungen zu treffen“, so VSS-Obmann Günther Andergassen.

Von: luk

Bezirk: Bozen