Von: mk
Bozen – 25 Obdachlose haben in der Turnhalle der Wirtschaftsfachoberschule in Bozen übernachtet und auch in der Nacht auf Sonntag gibt es dort noch eine warme Bleibe für sie. Anschließend sollen sie auf außerordentliche Aufnahmezentren (CAS) im ganzen Land verteilt werden. Dies hat Landeshauptmann Arno Kompatscher am Freitagnachmittag angekündigt.
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi begrüßt die Entscheidung. Er hatte in der Vergangenheit mehrfach gefordert, dass die Aufnahmezentren wieder eröffnet werden, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige. Bekanntlich wurde die Entscheidung kurzfristig am Dienstag getroffen, die Turnhalle für die Obdachlosen zu nutzen.
Bis Dienstag waren 50 zusätzliche Plätze im Ex-Alimarket in Bozen und 34 weitere Plätze in der Mercanti-Kaserne in Eppan ausreichend. Doch innerhalb weniger Stunden hat sich die Situation dramatisch zugespitzt: Plötzlich waren die 140 Plätze im Ex-Alimarket voll. Dasselbe galt für die 90 Plätze in der Volta-Straße und auch in der Mercanti-Kasere war kein Platz mehr übrig.
Zivilschutzvertreter im Land hatten sich bereits im Dezember nach einem Lokalaugenschein dafür ausgesprochen, die Turnhalle im Notfall als Unterkunft zu gebrauchen.
Angesichts der bevorstehenden Kältewelle hat das Land Vorsichtsmaßnahmen ergriffen – nicht zuletzt, um den Tod eines weiteren Obdachlosen zu verhindern. Bekanntlich ist in Bozen Süd in der Nacht auf den 9. Dezember 2022 der 19-jährige Ägypter Mostafa Abdelaziz Mostafa Abouelela im Freien erfroren.
Die Entscheidung, die Obdachlosen vorübergehend in der Turnhalle unterzubringen, hat für Kritik von Familien gesorgt. Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren trainieren dort unter anderem Badminton. Dass die Turnhalle nun wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden kann, ist nicht zuletzt einer Entscheidung des Regierungskommissariats zu verdanken. 84 Personen, die einen Asylantrag stellen, haben das Recht, in einem außerordentlichen Aufnahmezentrum untergebracht zu werden.
Das Platzproblem ist allerdings nicht vom Tisch. Bis 17. Jänner waren in Bozen 787 Obdachlose untergebracht, 20 weitere schliefen im Freien. Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte im Dezember die Gemeinden aufgerufen, bis Weihnachten geeignete Strukturen ausfindig zu machen, um die Landeshauptstadt zu entlasten. Doch nur wenige sind dem Appell nachgekommen.
Deshalb hat die Vermögensabteilung des Landes nun eine Ausschreibung veröffentlicht, um Platz für wenigstens 25 weitere Personen zu finden. Ein Ergebnis wird bis 20. Februar erwartet.