„Auch Gefahren für Gemüse in den Hausgärten“

PAN-Europe veröffentlicht die Liste der „kontaminierten“ Spielplätze

Donnerstag, 02. November 2017 | 16:50 Uhr

Bozen – Die am 20. Oktober vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Südtirol in Zusammenarbeit mit PAN-Europe (Brüssel) vorgestellte Studie “Pestizid-Kontamination von Spielplätzen im Obstanbaugebiet Südtirols” stößt auf reges Interesse bei der Südtiroler Bevölkerung. Es gab viele Rückfragen beim Dachverband und bei den verschiedenen Gruppierungen, die an der Studie beteiligt waren. Aus diesem Grund und im Sinne der Transparenz wurde gemeinsam mit den wissenschaftlichen Gutachtern der Studie entschieden, die Liste der kontaminierten Spielplätze zu veröffentlichen. Obwohl es für Kontamination der sensiblen Zonen keine festgelegten Grenzwerte gibt, werden auch die Detailwerte der einzelnen Wirkstoffe veröffentlicht.

Hier geht es zur Liste der kontaminierten Spielplätze

Hier geht es zur Liste der nicht kontaminierten Spielplätze

„Damit die Bevölkerung sich ein Bild der Gefahr dieser Wirkstoffe machen kann, haben zwei international anerkannte Toxikologen (i.e. Peter Clausing und Anita Schwaier) die gefundenen Wirkstoffe ausführlich analysiert und mit den erlaubten Grenzwerten für Erdbeere, Salat und Spinat verglichen. Falls wir diese Wirkstoffe auf die erwähnten Lebensmittel gefunden hätten, müsste man fast 50 Prozent dieser Lebensmittel entsorgen. Sie dürften weder verkauft noch konsumiert werden. Somit stellt sich auch die Frage, wie zum Zeitpunkt der Probenentnahme die Rückstände der Lebensmittel in den Privatgärten ausschauten, denn es ist nicht anzunehmen, dass die chemisch zusammengesetzten Ackergifte nur auf den Spielplätzen zu finden sind, sondern auch auf Bio-Anlagen“, erklärt PAN-Europe in einer Aussendung.

Das immer wieder vorgebrachte Argument, dass Kinder Unmengen von Gras verspeisen müssten, um laut der vorhandenen Grenzwerte einer gesundheitlichen Gefährdung zu unterliegen, müsse als Versuch der Verharmlosung der Sorge um die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen auch deshalb zurückgewiesen werden, weil die Grenzwerte für Erwachsene mit mindestens 70 Kilogramm Körpergewicht berechnet seien und Pestizide nicht nur durch Verzehr, sondern auch über die Haut und die Atmung aufgenommen würden. Überdies würden Kinder auch Gemüse aus dem Garten essen.

Sogar das Bundesinstitut für Risikobewertung (www.bfr.bund.de) in Deutschland behaupte, dass für viele Wirkstoffe (vor allem erbgutverändernde und krebserzeugende), die eventuell auch während der Vegetationsperiode in Südtirol zum Einsatz kommen könnten, keine Exposition bestimmt werden könne, unterhalb der die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigt werden könne. Das bedeute, dass ein sicherer Grenzwert nicht ableitbar sei und dass sogar eine sehr kleine Menge eine gesundheitliche Gefahr darstellen könne, betont PAN-Europe.

„Mit der Denkweise der Verharmlosung wäre somit auch zu hinterfragen, warum Tabakrauchen auf Spielplätzen verboten ist: Wollen uns diese Experten dann auch vorrechnen, ab wie viel Atemzügen eine Gefährdung der Kinder anzunehmen ist? Weiter weisen wir nochmals auf die Tatsache hin, dass Spielplätze unserer Meinung nach, komplett frei von Wirkstoffe sein sollten. Und dies Sinne der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung im Obstanbaugebiet. Pestizidfreie Spielplätze würden auch mehr Sicherheit für Pestizidfreiheit der Hausgärten sichern“, erklärt PAN-Europe.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk informiert über die negativen Folgen des Einsatzes von Pestiziden und setzt sich für Alternativen ein. PAN-Italia und PAN-Europe sind politisch unabhängige Non-Profit-Organisationen.

Von: mk

Bezirk: Bozen