Geheimes Prüfverfahren aufgedeckt

Pentagon blockiert ukrainischen Angriff auf Russland

Montag, 25. August 2025 | 10:09 Uhr

Von: Ivd

Kiew/Washington D. C. – Monatelang hat ein internes Prüfverfahren im US-Verteidigungsministerium Angriffe der Ukraine auf Ziele tief in Russland mit weitreichenden Raketen faktisch gestoppt, berichtet das Wall Street Journal. Die Entscheidungsgewalt in letzter Instanz liege demnach bei Verteidigungsminister Pete Hegseth. Mindestens einmal sei ein geplanter Atacms-Einsatz auf Ziele in Russland abgelehnt worden.

Das Verfahren greife nicht nur bei US-Systemen wie Atacms, sondern auch bei Waffen europäischer Partner, sofern sie auf amerikanische Aufklärungsdaten oder Komponenten angewiesen sind. Als Beispiel werden die aus britischer Produktion stammenden Marschflugkörper Storm Shadow genannt. Aus dem Weißen Haus hieß es dem Journal zufolge zugleich, an der militärischen Grundhaltung habe sich vorerst nichts geändert.

Sperre trotz Unterstützung

US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich einen offensiveren Kurs angedeutet: „Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land eines Eindringlings anzugreifen.“ Gleichzeitig attackierte er seinen Vorgänger Joe Biden für frühere Einschränkungen. Konkrete Folgen dieser Wortwahl für die Freigaben sind bislang nicht erkennbar.

Parallel dazu wurde der Verkauf von mehr als 3.000 luftgestützten ERAM-Raketen an Kiew gebilligt. Die Systeme sollen schnell produzierbar sein und je nach Version bis zu rund 450 Kilometer reichen. Doch auch hier gilt: Für Schläge auf russischem Staatsgebiet wäre wiederum eine US-Genehmigung nötig.

Kiew versucht, sich weniger abhängig zu machen. Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte am Wochenende, die Ukraine setze für weitreichende Angriffe zunehmend auf eigene Flugkörper und stimme diese Schläge mit Washington nicht ab. Das deckt sich mit der Beobachtung, dass die ukrainische Industrie ihr Arsenal Schritt für Schritt ausweitet.

Schläge unter Biden erlaubt

Die Biden-Regierung hatte im November 2024 erstmalig grundsätzlich erlaubt, US-Waffen für Schläge gegen Ziele in Russland einzusetzen. Die nun bekannt gewordene Prüfschleife macht deutlich, wie stark Washington die Eskalationsrisiken versucht, zu lenken.

Die Front verschiebt sich nicht nur auf Karten, sondern auch in Gremien und Aktenordnern. Für die Ukraine wächst das Werkzeug, doch der Spielraum hängt an Freigaben. Für Europa, das diese Beschaffungen mitfinanziert, ist das eine Erinnerung: Rüstung kann man kaufen, politische Kontrolle nicht.

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