Von: mk
Tiers – Im neuen Südtirolmobil-Fahrplan wird die Seilbahn Tiers-Frommer Alm als Linie 188 geführt. Die privat geführte Seilbahn soll als öffentliches Verkehrsmittel vermittelt werden, um vermutlich die Beiträge in der Höhe von 75 Prozent zu rechtfertigen. Dies vermuten zumindest Südtiroler Umwelt- und Bergsportvereine.
„Dabei muss eines klar sein: Aufstiegsanlagen in Skigebieten sind keine öffentlichen Verkehrsmittel! So entspricht auch die Bahn Tiers-Frommer Alm in den wesentlichen Punkten wie Preis und Zeitersparnis in keiner Weise einem öffentlichen Verkehrsmittel. Die Bürger werden aber durch die hohen Tarife und Beiträge zwei Mal ordentlich zur Kasse gebeten“, erklären die Vereine in einer Aussendung.
Die „Cabrio-Seilbahn“ Tiers-Frommer Alm sei letzthin aufgrund von Bauvergehen in die Schlagzeilen gekommen, die von der Landesregierung im Anschluss saniert wurden. Kritik hat es von den Umweltverbänden auch gegeben, weil das Land elf Millionen an Beiträgen zugesichert und damit Dreiviertel der Kosten der Bahn übernommen hat. Nun ist im neuen Südtirolmobil-Fahrplan auch die privat geführte Seilbahn Tiers-Frommer Alm aufgelistet: Benutzbar mit dem Südtirol-Pass zum stolzen Preis von bis zu 12,50 Euro pro Fahrt. Ein Blick in den Fahrplan der Linie 188 – so die Bezeichnung der Tierser Bahn im Südtirolmobil-Verbund – zeigt, woher der hohe Preis kommt: Er wird vom privaten Betreiber festgelegt.
„Die Steuerzahler werden also zweimal zur Kassa gebeten: Einmal bei der Finanzierung der Bahn mit 75 Prozent Beiträgen und einmal bei der Nutzung der Bahn mit – im Verhältnis zum üblichen Tarifsystem – überhöhten Preisen“, so die Umwelt- und Bergsportvereine.
Hohe Kosten und kein Zeitgewinn
Ein Vergleich mit den Tarifen der anderen Seilbahnen im Netz der öffentlichen Verkehrsmittel Südtirols und den entsprechenden Buslinien zeige nämlich, dass die Seilbahn von Tiers zur Frommer Alm viel teurer ist als alle anderen. So kostet ein Ticket für die Rittner Seilbahn doppelt so viel wie die entsprechende Buslinie, während die Tierser Seilbahn fast viermal so viel kostet. Die Seilbahnen Vilpian-Mölten und Burgstall-Vöran kosten noch weniger, nämlich genau so viel wie der entsprechende Bus. Wer täglich mit der Rittner Seilbahn fährt, profitiert zudem von einem stark ermäßigten Tarif, denn Vielfahrer werden vom Südtirol-Pass-System belohnt. Für die Tierser Seilbahn gilt dieser Vielfahrerbonus allerdings nicht.
„Dazu kommt noch, dass die Zeitersparnis mit der Seilbahn Tiers-Frommer Alm gegenüber den anderen Seilbahnen geradezu lächerlich gering ist“, betonen die Vereine. Die Fahrzeit der Seilbahn beträgt zehn Minuten, nur fünf Minuten weniger als mit dem Bus. Mit der Rittner Seilbahn braucht man dagegen nur ein bisschen mehr als ein Drittel der Busfahrzeit, bei den Seilbahnen Vilpian-Mölten und Burgstall-Vöran ist die Zeitersparnis sogar noch deutlicher.
„Aufstiegsanlagen in Skigebieten sind keine öffentlichen Verkehrsmittel! Die Strategie ist klar: Die Seilbahn soll als öffentliches Verkehrsmittel verkauft werden, um die horrenden öffentlichen Beiträge von über elf Millionen Euro zumindest ansatzweise zu rechtfertigen. Doch diese Strategie läuft ins Leere, denn Aufstiegsanlagen in Skigebieten sind keine öffentlichen Verkehrsmittel: Erstens verbinden sie Orte, die niemand notwendigerweise erreichen muss, zweitens entsprechen die Betriebszeiten in keiner Weise den Bedürfnissen öffentlicher Verkehrsteilnehmer und drittens sind die Preise im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu rechtfertigen. Die Politik erweist den echten öffentlichen Verkehrsmitteln und der im Hinblick auf die Klimakrise unbedingt umzusetzenden Verkehrswende mit dieser Strategie einen Bärendienst, wenn privat betriebene Seilbahnverbindungen, von denen oft nur einige wenige profitieren, öffentliche Förderungen von bis zu 75 Prozent, in manchen Fällen sogar bis zu 90 Prozent erhalten“, so die Vereine. Das sei mit den selbstgesteckten Klimazielen unvereinbar.
Die Umwelt- und Bergsportvereine fordern die Landesregierung auf, Seilbahnen in Skigebieten in Zukunft nicht mehr mit öffentlichen Geldern zu fördern und durch die Bewertung als öffentliche Verkehrsmittel „grünzuwaschen“.