Umweltschutzgruppe Vinschgau äußert Bedenken

“Reschenbahn ist massiver Eingriff in die Malser Haide”

Dienstag, 19. Oktober 2021 | 07:58 Uhr

Bozen – Die Umweltschutzgruppe Vinschgau hat große Bedenken gegen das Projekt einer Reschenbahn. “Die Initiativgruppe ‘pro Reschenbahn’ sieht die Reschenbahn als die einzig machbare Bahnverbindung im Dreiländereck an. Der Projektbeschreibung ist zu entnehmen, dass die Bahnlinie die Malser Haide mehrmals durchqueren würde.” Für den Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau stellt dieses Projekt einen “massiven, unverantwortlichen Eingriff in die kulturell und ökologisch wertvolle Malser Haide” dar und begründet dies wie folgt:

  • Dass der Artenschwund auch in Südtirol ungebremst weiter voranschreitet, ist unbestritten. Für die Wiesenbrüter gibt es hierzulande kaum noch Lebensräume, einer der letzten ist die Malser Haide. Nach erheblichen Anstrengungen ist es gelungen das Projekt „Wiesenbrüter“ zu etablieren, an dem über 70 landwirtschaftliche Betriebe teilnehmen. Die Landesregierung fördert dieses Vorhaben durch Ausgleichszahlungen an die Landwirte. Dieses Projekt darf nicht zunichte gemacht oder in Gefahr gebracht werden!
  • Die Spinei, eine ökologisch wertvolle Zone mit artenreichen Wiesen und Weiden – unlängst von der Landesregierung als Biotop ausgewiesen – würde von dieser Verkehrsinfrastruktur in Mitleidenschaft gezogen.
  • Der Obervinschgau hat bereits beim Bau des Reschen – Stausees viel von seiner Fauna und Flora eingebüßt, eine weitere Dezimierung wäre die unvermeidbare Konsequenz der Reschenbahn.
  • Das traditionelle noch funktionsfähige Waalsystem auf der Malser Haider soll auch für die Zukunft erhalten bleiben und darf keinen Schaden nehmen.
    Die Bahnlinie verläuft laut Projekt am Westufer des Haidersees entlang, beide Seeufer wären damit von Verkehrsinfrastrukturen belastet. Auch der Radweg müsste verlegt werden.
  • Da die Reschenbahn am Westufer verläuft, ist eine Anbindung des Dorfes Graun nicht vorgesehen, Graun bliebe außen vor.
  • Durch die Kleinparzellierung der landwirtschaftlichen Flächen im Obervinschgau werden weitere Fragen aufgeworfen. Wie soll die Bewirtschaftung dieser Grundstücke vonstatten gehen, wenn sie von der Bahnlinie durchschnitten werden?
  • Laut Projekt verläuft die Bahnlinie auf einer Länge von ca. zwei km am Westufer des Haidersees auf dem Druckstollen der Alperia. Was geschieht, wenn es zu einer Beeinträchtigung des Druckstollens kommt?

“Wir wissen, dass die Mobilität in ihrer heutigen Form nicht nachhaltig ist und maßgeblich zur Klimakrise beiträgt. Deshalb ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein Gebot der Stunde. Mehrere Varianten eines Ausbaus der Bahnverbindungen im Dreiländereck werden zurzeit diskutiert. Für uns stellt die Verbindung Mals – Scuol eine ökologisch vertretbare Alternative zur Reschenbahn dar”, so die Umweltschutzgruppe Vinschgau.

Von: luk

Bezirk: Vinschgau