Milliarden für den Neustart nach Corona

Schauen Bildung und Schule durch die Finger?

Donnerstag, 23. Juli 2020 | 19:17 Uhr

Bozen – Mit den bald 3.000 Unterschriften der Petition „Lehrerwunderland Südtirol“ senden die Unterzeichner ein Signal an die Südtiroler Landesregierung, “nämlich sich endlich mit den Defiziten im Bildungsbereich vertraut zu machen und für die Schule eine Kraftanstrengung zu unternehmen“, heißt es in einer Aussendung. Diese Sprache würden auch die aktuellen Daten aus der Bildungsdirektion sprechen. „Im September müssen in den Südtiroler Schulen 407 Klassen zusätzlich eingerichtet werden, aber dafür fehlt das ausgebildete Lehrpersonal.“

Die Initiatoren der Lehrerinnen- und Lehrerinitiative Südtirol erneuern hiermit die Kritik an der Obrigkeitsstruktur im Südtiroler Schulwesen und weisen darauf hin, dass es keine angemessene Mitsprache der Fachkräfte aus den Schulen in der Bildungspolitik gebe und die materielle und institutionelle Anerkennung der Lehrberufe ausständig sei. Die Initiatoren bedauern, dass sich Schullandesrat Philipp Achammer und Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner bisher in keiner Weise zu den Inhalten und Anliegen der Petition geäußert hätten.

Die unterzeichnenden Lehrkräfte würden einer Stellungnahme harren. Die Lehrerinitiative Südtirol fordert eine direkte beratende und mitentscheidende Funktion von repräsentativen Experten mit Schulerfahrung in allen Gremien der Zukunftsplanung und Schulentwicklung. Als Beispiel dafür habe die italienische Bildungsdirektion partizipativer und realitätsnaher agiert und bereits am 4. Mai eine 23-köpfige Arbeitsgruppe eingesetzt, der auch Lehrpersonen angehören.

„Welchen Stellenwert die Schule in der Südtiroler Landespolitik einnimmt, ist schließlich an der Verteilung der nationalen und regionalen milliardenschweren Hilfspakete für den Wiederaufbau nach der Coronakrise abzulesen. Während Ministerpräsident Conte Schule, Bildung, Universität, Gesundheit an die erste Stelle der Prioritätenliste setzt, favorisiert Landeshauptmann Arno Kompatscher Investitionen in Infrastrukturen und Großbauprojekte. Schule und Bildung kommen darin gar nicht vor. Und keine Silbe darüber, dass Südtirol den aktuellen ISTAT-Daten zufolge die teuerste Provinz Italiens ist, in der nun die Corona-bedingten Steuerausfälle kompensiert werden, aber die Löhne und Gehälter im Verhältnis dazu stagnieren. Da passt es ganz gut dazu, dass der Beruf der Lehrkräfte als ein untertäniger behandelt wird, dem alle anschaffen: die Politik, die Schulverwaltung, die Eltern, die Wirtschaft. Die Lehrkräfte dagegen haben zu funktionieren, sie werden zu Recht bewertet und evaluiert. Aber genau diesen Zustand will die LehrerInneninitiative ändern“, so die Initiatoren der Initiative.

Hier der Link zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/lehrerwunderland-suedtirol

Von: mk

Bezirk: Bozen