Schwere Gefechte

Schwere Kämpfe im Sudan – Luftangriffe in Khartum

Dienstag, 08. August 2023 | 19:05 Uhr

Von: APA/dpa/AFP/Reuters

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist es am Dienstag zu einem der heftigsten Gefechte seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Armee und RSF-Miliz im April gekommen. Seit Montag versuchten die Regierungstruppen eine Brücke über dem Nil einzunehmen, die Khartum mit der Stadt Omdurman am anderen Flussufer verbindet, berichteten Einwohner. Sie setzten dabei Luftwaffe und schwere Artillerie ein.

Die RSF, die ihren Nachschub über die Brücke bezieht und einen großen Teil der Hauptstadt besetzt hat, habe massive Gegenangriffe gestartet. Es sei in Wohngebieten gekämpft worden. Zivilisten seien getötet, Anrainer vertrieben worden. Bürgerrechtler in Omdurman berichteten, mindestens neun Zivilisten seien getötet worden.

“Die Situation in Omdurman ist schrecklich”, berichtete der in der Stadt lebende Nader Abdullah in einem Telefonat mit Reuters. “Gewehrfeuer, Artillerie-Donnern und Luftangriffe (…) es wird in alle Richtungen geschossen.” Beide Seiten haben in den vergangenen Tagen militärische Erfolge für sich beansprucht, aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass eine Seite die Oberhand gewinnt. Die Bemühungen von Saudi-Arabien und den USA um die Vermittlung eines Waffenstillstands sind vorerst zum Erliegen gekommen.

Nach UNO-Angaben wurden bisher über vier Millionen Menschen vertrieben, darunter mehr als 900.000, die in Nachbarländer geflohen sind. Die meisten – mehr als 377.000 – sind aus der westsudanesischen Region Darfur in den Tschad geflüchtet. Augenzeugen haben berichtet, der Krieg habe sich in Darfur zu einem ethnischen Konflikt entwickelt. Mit der RSF verbündete arabische Milizen würden dort nicht-arabische Gruppen angreifen. Der Machtkampf zwischen Armee und RSF war im Zusammenhang mit einem international unterstützten Plan für den Übergang zu einer Zivilregierung offen ausgebrochen.

In dem nordostafrikanischen Land kämpft die Armee unter De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan seit Mitte April gegen die paramilitärische Miliz RSF des ehemaligen Vizemachthabers Mohammed Hamdan Daglo. Die Generäle hatten sich gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten. Die Kämpfe konzentrieren sich insbesondere auf Khartum und die angrenzenden Städte sowie die Region Darfur im Westen des Landes. Die Konfliktparteien kämpfen dabei oft in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten.

Das Gesundheitssystem des Landes ist fast komplett zusammengebrochen. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children liegen tausende verwesende Leichen in den Straßen Khartums. Die Leichenhallen seien voll und hätten mit Stromausfällen zu kämpfen, erklärte die Organisation am Dienstag. Die mangelnde Möglichkeit, den Verstorbenen ein würdevolles Begräbnis zu bereiten, “erhöht das Leiden der Familien”, beklagte der Gesundheitsdirektor von Save the Children, Bashir Kamal Eldin Hamid. Da die Leichen in Khartum nicht entfernt oder gekühlt werden können, erhöht sich die Seuchengefahr für die Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt. Von den 89 Krankenhäusern Khartums sind 71 nicht mehr in Betrieb.