Von: APA/dpa
Ein massiver russischer Luftangriff auf wichtige Gasanlagen in der Ukraine hat nach offiziellen Angaben schwere Schäden verursacht. Russland habe in der Nacht 35 Raketen und 60 Drohnen auf Anlagen des staatlichen Energiekonzerns Naftogaz in der östlichen Region Charkiw und in der zentralen Region Poltawa abgefeuert, teilte Naftogaz-Chef Serhij Korezkyj am Freitag mit. Es handle sich um den bisher schwersten Angriff auf Einrichtungen seines Unternehmens.
“Ein erheblicher Teil unserer Anlagen wurde beschädigt. Einige der Zerstörungen sind schwerwiegend”, fügte Korezkyj auf Facebook hinzu. Es gebe keinen militärischen Grund für diese Angriffe. Dies sei ein weiterer Ausdruck russischer Böswilligkeit mit dem Ziel, die Energieversorgung zu Beginn der Heizperiode zu stören.
Tausende Ukrainer ohne Strom
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte massive nächtliche Angriffe auf die Gas- und Energieinfrastruktur sowie auf Rüstungsbetriebe in der Ukraine. Der größte private Energieversorger der Ukraine, DTEK, teilte mit, er habe nach dem Angriff den Betrieb an mehreren Standorten in der Region Poltawa eingestellt. Mehr als 8000 Verbraucher waren dem Regionalgouverneur zufolge ohne Strom. Die Ukraine bereitet sich derzeit auf die bevorstehende Heizperiode vor und hat ihre Gasimporte aus Furcht vor einer Störung der heimischen Versorgung erhöht. Bis Mitte Oktober sollen 13,2 Milliarden Kubikmeter Gas eingelagert werden.
Kurz vor dem vierten Kriegswinter hat Russland seine Angriffe auf den ukrainischen Energiesektor nochmals verstärkt. Diese haben bereits zu längeren Stromausfällen in mehreren Regionen geführt. Ein Drohnenangriff am Mittwoch unterbrach für drei Stunden die Stromversorgung des 1986 havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl und des Sarkophags, der den Austritt von Strahlung verhindern soll.
Ukraine attackiert russische Industrieanlagen
“In der Region wurde durch feindliche Drohnen ein Angriffsversuch auf ein Industrieobjekt unternommen”, schrieb der Gouverneur des Gebiets Orenburg, Jewgeni Solnzew, bei Telegram. Verletzte habe es nicht gegeben, und die technischen Prozesse im Unternehmen seien nicht gestört worden. Dagegen zeigten Videos in sozialen Netzwerken mehrere Drohneneinschläge auf dem Gelände einer Raffinerie in Orsk. Die Großstadt nahe der kasachischen Grenze ist fast 1.500 Kilometer von Stellungen der Ukraine entfernt.
Zuvor hatte es auch einen ukrainischen Drohnenangriff auf ein Düngemittelwerk in Beresniki im Gebiet Perm am Ural gegeben. Bei dem Angriff sei ein Wohnhaus beschädigt worden, teilte Gouverneur Dmitri Machonin bei Telegram mit. Opfer habe es nicht gegeben. Der Produktionsprozess im Werk sei nur kurz gestört gewesen. Beresniki ist auch über 1.500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion und greift dabei immer wieder auch weit entfernte Ziele in Russland mit Kampfdrohnen an.
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