Errichtung eines Ehrenmals gefordert

SHB: Gedenken wir der freiwilligen Landesverteidiger

Montag, 13. April 2020 | 20:24 Uhr

Bozen – “Am 23. Mai 1915 – vor 105 Jahren – erklärte das bislang mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche verbündete Königreich Italien den eigenen Bundesgenossen den Krieg”, so der Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), Roland Lang.

“Während des Kaisers wehrpflichtige Soldaten an der Ostfront im Kampfe gegen Russland standen, marschierten zwei Drittel der italienischen Armee an der alten Reichsgrenze auf. Es schien ein Spaziergang bis nach Bozen und letztlich bis Wien zu werden. Da tauchten in Tirol buchstäblich wie aus dem Nichts 38.000 zusätzliche Landesverteidiger auf. Es waren dies die Standschützen aus Vorarlberg, dem ladinischen und deutschen Tirol und aus dem Trentino – dem nach wie vor treuen Welschtirol. Wie im Sturmjahr 1809 hatte sich das Volk erhoben. Nach dem Gesetz noch nicht wehrpflichtige Knaben und für den Felddienst zu alte Männer eilten zu den Schießständen, um sich „einrollieren“ zu lassen. Auch wer schon vorher als Schütze einem Schießstand beigetreten war, hatte sich damit freiwillig zur Landesverteidigung verpflichtet gehabt. Es entvölkerten sich Dörfer, Weiler und Städte. Nur Frauen, Kinder und hinfällige Greise blieben zu Hause”, so Roland Lang weiter.

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“Es ist heute nur noch wenig bekannt, dass sich in dieser Stunde höchster Bedrängnis in Oberösterreich, Salzburg und Steiermark freiwillige Schützeneinheiten bildeten, die den bedrängten Tirolern zu Hilfe eilten. Es ist von höchster Symbolik, dass zu Kriegsende Tiroler Standschützen und Freiwillige Schützen Kärntens, Oberösterreichs, Salzburgs und der Steiermark gemeinsam auf dem höchsten Berg Tirols, dem Ortler, standen und ihre Stellungen hielten, bis im November 1918 die Monarchie auseinander brach und Tirol dem Feinde kampflos preisgegeben werden musste. Das Opfer der Standschützen und Freiwilligen Schützen war jedoch nicht vergebens gewesen. So wie das Beispiel Andreas Hofers und seiner Mitstreiter, so prägten auch die Helden von 1915 bis 1918 den Geist der nachfolgenden Generationen. Die Jüngeren unter ihnen organisierten in der Faschistenzeit zusammen mit anderen mutigen Männern und Frauen den geheimen Deutschunterricht in Kellern, in Bauernstuben und im Walde. Sie brannten die verbotenen Sonnwend- und Herz-Jesu-Feuer ab. Sie leisteten den zivilen Widerstand gegen die Unterdrückung der Bürgerrechte und die Vernichtung der Volkskultur. Sie halfen nach 1945 tatkräftig mit, das alte Schützenwesen – nun als geistiges Bollwerk – wieder aufzubauen. Auch heute noch prägt ihr Beispiel an Opfermut und Heimatliebe das Denken der Nachgeborenen und damit die Tiroler Identität”, fährt Roland Lang fort.

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“Bis heute gibt es in Südtirol jedoch kein Denkmal zu ihrem Andenken. Dass ein solches in der Zeit des Faschismus nicht geschaffen werden konnte, liegt auf der Hand. Spätestens seit der Erlangung des verbesserten Autonomiestatuts von 1972 hat Südtirol aber die Möglichkeit, an würdiger Stelle ein Denkmal zur Ehre der Standschützen zu errichten, auf welchem mit einer Inschrift auch der Freiwilligen Schützen aus Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und der Steiermark gedacht werden sollte. Wir ersuchen daher den Herrn Landeshauptmann und die politischen Vertreter der gesellschaftlichen Kräfte Südtirols, unseren Vorschlag aufzugreifen. Der Südtiroler Heimatbund ist gerne bereit, im Rahmen seiner Möglichkeiten hier mitzuhelfen. Wir stehen gerne zu einem Gespräch bereit und bitten Sie um Ihre diesbezügliche Nachricht”, abschließend der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang.

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Von: ka

Bezirk: Bozen