Von: mk
Bozen – In den kommenden Jahren stehen gemeinnützige Organisationen im Sozial- und Gesundheitsbereich vor großen Herausforderungen. Es geht in erster Linie um das Problem des fehlenden Personals, um den gesellschaftlichen Stellenwert des Sozialen und der Gesundheit, aber auch um die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und gemeinnützigen Organisationen bei der Umsetzung der Dienste.
Auf Anregung des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit gibt es seit sechs Jahren einen engen Austausch der Direktorinnen und Direktoren von großen sozialen Organisationen in Südtirol, damit gemeinsame Anliegen besprochen und Lösungen gefunden werden können.
Die Direktorinnen und Direktoren der Verbände Volontarius, Lebenshilfe, KVW – Katholischer Verband der Werktätigen, Caritas Diözese Bozen-Brixen, Dachverband für Soziales und Gesundheit, La Strada-Der Weg, EOS Sozialgenossenschaft, Südtiroler Kinderdorf und Verein Hands haben im Rahmen ihres monatlichen Treffens die gemeinsamen Arbeitsschwerpunkte für 2023 festgelegt.
Mit zusammen rund 2.000 angestellten Mitarbeitern und noch mehr Freiwilligen erbringen diese Organisationen zahlreiche Dienstleistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Aber überall fehlt zunehmend fachlich qualifiziertes Personal. „Es braucht wirksame Strategien gegen den für alle spürbaren Fachkräftemangel“, erklärt Bruno Marcato, Direktor des Vereins Handsö.„Der Hebel muss an mehreren Stellen angesetzt werden: im Bereich der sozialen Anerkennung, der Entlohnung, der Aus- und Weiterbildung und schließlich der Arbeitsbedingungen müssen Maßnahmen gesetzt werden, um mehr Menschen in den Sozial- und Gesundheitsbereich zu bringen und um das Ansehen dieser Berufe zu erhöhen.“ „Es geht auch um eine Neuorganisation der Dienste, die sicher stellt, dass mit den vorhandenen personellen Ressourcen die erforderlichen Leistungen erbracht werden können“, ergänzt Georg Leimstädtner, Geschäftsführer des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit. „Die Arbeit im Sozial- und Gesundheitsbereich ist sinnstiftend, motivierend und persönlichkeitsfördernd. Es muss uns gelingen, diese Aspekte der Tätigkeit stärker hervorzuheben“, erklärt Alexandra Reichegger, Direktorin der Sozialgenossenschaft EOS.
Ein weiterer Schwerpunkt im Jahre 2023 ist die konkrete Umsetzung der Reform des dritten Sektors. Diese sieht neue Formen der Planung und Übertragung von Aufträgen durch die öffentlichen Körperschaften an gemeinnützige Dienstleistungsträger vor, die auf einer engen Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Verwaltung und gemeinnützigen Organisationen beruhen. Um diesen verbindlichen Aspekt der Reform voranzubringen, wurde ein Arbeitstisch ins Leben gerufen, an dem Vertreterinnen und Vertreter des dritten Sektors sowie Funktionäre der Bezirksgemeinschaften und der Landesverwaltung teilnehmen. Ziele dieses Vorhabens sind die Entwicklung von Leitlinien zur rechtskonformen Umsetzung der Bestimmungen, die Ausarbeitung von Pilotprojekten und die Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen, an denen Vertreterinnen und Vertreter der öffentlichen Verwaltung und der gemeinnützigen Dienstleistungsorganisationen des dritten Sektors teilnehmen können.
Als dritter wichtiger Jahresschwerpunkt steht die Reform des Beitragswesens ganz oben auf der Liste der zu erledigenden Aufgaben. „Hier kann Südtirol selbst das Heft in die Hand nehmen und durch das Vereinfachen und Zusammenführen bürokratischer Auflagen zur Entlastung gemeinnütziger Organisationen beitragen. Momentan schreibt jede Behörde, egal ob Gemeinde, Land oder Staat, unterschiedliche Abläufe vor. Vereine, die bei mehreren Behörden um Unterstützung und Beiträge ansuchen, müssen also jeweils verschiedene Reglements studieren und verschiedene Fristen beachten. Sie bekommen zudem die Antwort oft viel zu spät und müssen laufende Tätigkeiten oder Projekte zum Teil über Monate hinweg vorfinanzieren. Deshalb wollen wir die entsprechenden Arbeiten der Landesverwaltung mit Nachdruck unterstützen“, so Wolfang Obwexer, Geschäftsführer der Lebenshilfe.