Von: mk
Bozen/Rom – Italien wird ab Januar 2020 eine Kassenbon-Lotterie einführen. Der Staat will damit der Schwarzarbeit den Kampf ansagen und Kunden anregen, auf die Ausstellung eines Kassenbons zu bestehen. Ab einem Euro kann man mitmachen – also ab einem Kaffee.
Will man am Gewinnspiel teilnehmen, muss man dem Betrieb seine Steuernummer mitteilen. Je zehn Cent wird ein telematisches Los vergeben, das durch die verpflichtende telematische Übermittlung der Tagesinkassi in der Datenbank der Staatsmonopole abgespeichert wird.
Die Auslosungen sollen monatlich mit Preisen bis zu 10.000 Euro sowie einmal jährlich mit einem Hauptpreis von einer Million Euro stattfinden. Teilnahmeberechtigt sind auch diejenigen, die sich von Betrieben, die keine Registrierkasse haben, beispielsweise vom Maler, Hydrauliker oder Elektriker, eine Steuerquittung ausstellen lassen.
Ausgeschlossen sind vorerst alle Zahlungen, für die bereits Steuerabsetzbeträge in Anspruch genommen werden können, wie für Sanierungen oder Kassenbons aus der Apotheke. Minderjährige sind ebenfalls nicht teilnahmeberechtigt.
Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, schüttelt den Kopf. Sie weist auf die Gefahren dieser Lotterie hin. „Jeder Einzelne wird zum ‚gläsernen Menschen‘, weil sich Gewohnheiten im Alltag bis ins kleinste Detail nachverfolgen lassen. Mit diesen Daten, die der Staat eventuell teuer weiterverkauft, können gezielte Werbeprofile erstellt werden. Es ist dies ein Gewinnspiel, bei dem nur der Staat gewinnt. Kunden und Unternehmen können nur verlieren, denn sie verlieren ihre Privatsphäre und werden mit unnötiger Bürokratie bestraft“, erklärt Atz Tammerle.
Bezahlt ein Kunde bargeldlos, erhält er zusätzliche Boni für das Gewinnspiel. Die Landtagsabgeordnete findet, dass dies zu weit geht, denn Konsumenten würden damit geködert, noch mehr von ihrem privaten Kaufverhalten preiszugeben.
„Für Unternehmer bringt diese Lotterie einen erneuten Mehraufwand mit sich, da viele Kunden sich es nicht entgehen lassen werden, ihren Kassenzettel mit ihrer persönlichen Steuernummer versehen zu lassen, um am Gewinnspiel teilzunehmen“, warnt Atz Tammerle abschließend.
Vorbild für diese Maßnahme in Italien ist Portugal, wo es die Lotterie bereits seit 2015 gibt und dadurch die Steuerhinterziehung um drei Prozent reduziert werden konnte. In der Slowakei und auf Malta gibt es eine solche Lotterie bereits seit 2012.