Reinhard Bauer(SVP): „Zu keiner Zeit wurde vom Komitee eine Expertise vorgelegt, die das Projekt negativ bewertet“

Stellungnahme zur Debatte rund um das Projekt Standseilbahn Meran-Schenna-Dorf Tirol

Montag, 01. Januar 2024 | 11:27 Uhr

Meran – In seiner Eigenschaft als Referent der Mobilität und Nachhaltigkeitsbeauftragter der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt nimmt Reinhard Bauer(SVP) Stellung zu der an die Meraner Vizebürgermeisterin gerichtete Rücktrittsforderung seitens des Aktionskomitees gegen die Standseilbahn „SoNicht“.

Die öffentliche Debatte rund um die Standseilbahn nimmt derzeit skurrile Ausmaße an. Als Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt waren wir Initiatorin des Projektes, dessen Notwendigkeit bereits aus einer Eurac-Studie von 2002 sowie aus verschiedenen Mobilitätsplänen hervorging (NaMoBu). Im Jahr 2014 wurde der übergemeindliche Mobilitätsplan erarbeitet, der auch von der Gemeinde Meran gutgeheißen wurde und auch dort resultiert die Notwendigkeit einer straßenunabhängigen Verbindung zwischen Meran, Schenna und D. Tirol. Das Projekt ist somit weder neu noch wurde es in irgendeiner Art und Weise erzwungen.

Rendering: Mobilitätsressort

Nach der demokratisch gefassten Ablehnung des Projektes im Meraner Gemeinderat sollte eigentlich Ruhe in die Debatte einkehren. Demokratische Entscheidungen sind zu respektieren. Stattdessen fordert das Aktionskomitee „SoNicht“ den Rücktritt der Vizebürgermeisterin und Mobilitätsreferentin. Katharina Zeller hat sich jedoch zu jeder Zeit transparent und im Sinne des öffentlichen Interesses verhalten. Die Behauptungen des Komitees entbehren jeglicher Grundlage. Die Ausarbeitung des Mobilitätsplans schreitet voran. Am Mobilitätszentrum wird intensiv gearbeitet und der Ausbau der Bahnlinie Me-Bo war und ist eine Priorität. Sowohl für die Bezirksgemeinschaft als auch der Stadtgemeinde Meran. Die Bezirksgemeinschaft leistet ebenfalls ihren Beitrag, indem sie Maßnahmen ergreift, um die Entwicklung der Mobilität in Meran zu fördern, wie den Bau übergemeindlicher Radwege.

Das maßgeblich aus Anwohnern der kolportierten Talstation in der Karl-Wolfstraße bestehende Komitee bzw. einiger deren Exponenten treten jetzt im schlechten Stil nach. 5500 Unterschriften gegen das Projekt dürfen zwar nicht ignoriert werden. Unlauter sind dabei aber die dabei vermittelten Informationen, da Befürchtungen als Tatsachen vermittelt wurden. Das Komitee bediente sich Halbwahrheiten und der derzeitigen Politikverdrossenheit, um Stimmung gegen das Projekt zu erzeugen. Wofür stehen diese Unterschriften also?

Das Projekt wurde nicht ergebnisoffen analysiert. Die eigene, subjektive Wertung wurde bereits zu Beginn in die Analyse gebracht, nicht mit der Absicht, das Projekt zu optimieren, sondern um nach Bestätigung ihrer Ablehnung zu suchen.

SVP/Reinhard Bauer

Zu keiner Zeit wurde vom Komitee eine Expertise vorgelegt, die das Projekt negativ bewertet. Jeder technische Bericht und jede Expertenbewertung hoben hingegen die Vorteile des Projektes hervor.

Nicht nur der Verkehrsplaner und Universitätsprofessor Ing. Ciurnelli oder Ressortchef Ing. Vallazza und Amtsirektor Ing. Alber des Landesamtes für nachhaltige Mobilität sahen eine große Chance für Meran und das Burggrafenamt. Auch der renommierte Mobilitätsexperte und emeritierte Universitätsprofessor Ing. Willi Hüsler hat das Projekt für die Bezirksgemeinschaft ergebnisoffen bewertet und den Mehrwert für Meran unterstrichen. Diese Informationen standen allen zur Verfügung, daher gibt es keine Entschuldigungen oder Ausreden.

LPA/Ressort für Mobilität

Bedenklich aber ist, dass die von Laien geäußerte Bewertung, die im Widerspruch zu jedem wissenschaftlich erarbeiteten Ergebnis stand, ausreichend war, um Stimmung gegen das Projekt zu erzeugen.

Der Meraner Bürgermeister hat seine Ablehnung im Gemeinderat hingegen wie folgt geäußert: “Viele lehnen das Projekt ab, die meisten zeigen kein Interesse, und nur wenige unterstützen es.” Diese Erklärung offenbart eine politische Grundhaltung, die ich als Referent aber auch als Meraner Bürger besorgniserregend empfinde und ablehne.

Rendering: Mobilitätsressort

Es ist nämlich Aufgabe der Politik, das öffentliche Interesse mit einem klaren Blick auf die Zukunft zu vertreten. Politische Entscheidungen müssen nicht zwangsläufig die uneingeschränkte Zustimmung der gesamten Bevölkerung finden, insbesondere nicht der persönlich Betroffenen. Der Bürgermeister hat die Ablehnung des Projektes nicht anhand technischer oder inhaltlicher Aspekte, sondern anhand der Stimmungslage begründet. Ein Stimmungsbarometer sollte aber nicht Grundlage politischer Entscheidungen sein, sondern vielmehr die Wahrung des öffentlichen Interesses sowie die fruchtbare Entwicklung der Stadt – auch bei Gegenwind.

Es bleibt zu hoffen, dass die Ablehnung der Standseilbahn keinen Präzedenzfall schafft. Für Meran und das Burggrafenamt. Der Ausbau der Bahnstrecke Meran-Bozen stößt im Etschtal ebenfalls auf Widerstand, und es könnten sich auch dort Gruppen gegen den Bau und die Gleisbegradigung formieren. Aber auch wenn das so sein sollte: es bedarf mutiger Politiker*innen, die für das öffentliche Interesse einstehen und die Entwicklung fest im Blick haben.

Von: ka

Bezirk: Burggrafenamt

Kommentare
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Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 26 Tage

… es gibt sicherlich für und gegen zum Projekt. Tatsache ist, dass jetzt 40 Mio € durch die Lappen gegangen sind, was das Land mit den übrigen zugesicherten Mio machen wird, bleibt offen. Wahrscheinlich werden halt andere Projekte in anderen Gemeinden damit mehr gefördert. Auch gut…  

Faktenchecker
3 Monate 26 Tage

Die 40 Millionen hätten den Overtourism befeuert.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

@ Faktenchecker

…. oder vielleicht ein paar Touristen dazu überredet nicht mit dem Auto sondern mit der Bahn zu fahren. Wird etwas gemacht dann meckert man, wird nichts gemacht dann meckert man.

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

40 mio sind vielleicht durch die Lappen gegangen, aber dafür werden die restlichen Millionen eingespart

PhilGrill
PhilGrill
Tratscher
3 Monate 25 Tage

@ Chrys Mit 40 Mio und alles was noch dazu kommt wüsste ich bessere Sachen anzustellen als ein Paar Touristen zu überreden nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Wenn man die Kosten für den Steuerzahler hochrechnet (durchschnittlich 50 Euro pro Südtiroler Steuerzahler) ist so ein Projekt zu verwerfen und zu akzeptieren dass die Bevölkerung das nicht möchte. Dal Medico handelt da genau richtig. Auf wen sollte die Politik hören als auf die eigene Bevölkerung? Auf ein paar Ingenieuren oder Interessensgruppen die nicht die Mehrheit der Bevölkerung vertreten?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 25 Tage
@oracle: 40 Millionen hätten das Projekt nicht finanziert, das wäre der “Zuschuss” gewesen. Wer die restlichen, nicht unerheblichen Gelder aufgebracht hätte wäre der Steuerzahler gewesen. Das Projekt muss im Übrigen auch nicht nur gebaut, sondern auch unterhalten werden. Von März bis Oktober mag das für Dorf Tirol und Schenna sogar noch ausgehen, danach ist es ein riesiges Minusgeschäft, denn dann machen Schenna und Dorf Tirol sprichwörtlich den Laden dicht. gerad ein Zeiten wo alle von Nachhaltigkeit schwafeln, ist ein solches Megaprojekt in dieser Form, vollkommen fehl am Platz. Das ändern auch die ganzen “positiven” Bewertungen der Experten nicht. Abgesehen davon… Weiterlesen »
Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 26 Tage

…. Anwohnern der kolportierten Talstation in der Karl-Wolfstraße bestehende Komitee…” … leider das üblich Nimby-Synbrom …, was für manche Politiker dann typisch ist, wie jetzt auch für Dal Medico, Entscheidungen nach Stimmungslage zu treffen, ohne langfristige Auswirkungen zu bedenken. Es werden jetzt über Jahre weiterhin massenweise Autos aus der Gegend von Schenna nach Meran und umgekehrt zirkulieren…..

Erwo
Erwo
Neuling
3 Monate 26 Tage

Und im Winter wenn die Hotels in Schenna geschlossen sind wer benutzt die Bahn? Wer kommt dann im Winter für die Spesen der Bahn auf?

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

@ Erwo

gleiches sagte man vor zirka 20 Jahren über die neue Seilbahn in Bozen. Völlig übertrieben, nutzlos, teuer, verschwenderisch, usw. – Heute beklagt man sich dass man öfters viel zu lange anstehen muss und ärgert sich wenn sie im November wegen Instandhaltungsarbeiten nicht funktioniert.

Anderrrr
Anderrrr
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

@Erwo gons genau in der sem
Zeit sein de por hotelies af die malediven oder mitn tessla in giro
De buhn brauchts net lei für schenna als war extrem abgelegen wie rittn….

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 26 Tage

@Chrys
…warum müssen Pendler so lange anstehen?… weil Touris die Attraktion gratis auf Steuerzahlers Kosten benützen…fahren rauf, schauen Panorama an, fahren wieder runter und lassen keinen müden Cent oben…
🤪

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 26 Tage

…ist nur eine nutzlose Touristenattraktion…

Pelikan2
Pelikan2
Grünschnabel
3 Monate 26 Tage

von Marling nach Meran sollte mindestens ein 4er Sessellift gebaut werden, dann gäbe es wesentlich weniger Auto sowie auch Busverkehr.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

Die Ablehnung empfinde ich als lächerlich. Da kommen stets jederzeit Möchtegern Experten die stets alles ablehnend beurteilen. Was die Standseilbahn mit der Bahnlinie ME-BO zu tun hat, mit der Gesamtplanung des Verkehrskonzeptes, usw. ist mir rätselhaft. Es dient ausschließlich etwas abzulehnen. Die 5.500 Unterschriften würde ich durch ein Volksbegehren sämtlicher interessierte Gemeinden bestätigen lassen.
Zu viele Volksinitiativen wurden in den letzten Jahren gegen Straßenbauprojekte gegründet und heute meckert man in diesen Gebieten dass man schlechte Straßenverbindungen hat.

thomas
thomas
Kinig
3 Monate 26 Tage

Herr Bauer u Frau Zeller sind wohl in der falschen Partei. Bürgermeister Medico ist froh, wenn sein Mandat bald verfällt

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 26 Tage

@thomas …. ein etwas konfuser Kommentar. warum sollte der Bürgermeister froh sein, dass sein Mandat bald (Ende 2025) “verfällt”? Es sind doch noch knappe 2 Jahre. Warum sollten ein Herr Bauer und einer Frau Zeller in der falschen Partei sein? Aus welcher Überlegung heraus und in welchem Zusammenhang?

Faktenchecker
3 Monate 26 Tage

Das würde Touristen mit jeder Menge Auto anziehen. Jeder will den neuen Panoramablick Erleben

Magomerlino
Magomerlino
Grünschnabel
3 Monate 25 Tage

Es dürfte einen kleinen Unterschied geben zwischen einer Standseilbahn für eine 3000-Einwohner Gemeinde die (mit öffentlichem Geld) fast ausschließlich für Schenner Touristen gebaut würde und einem Ausbau der bestehenden Bahnstrecke Meran Bozen, die entscheidend für den Pendler- Schüler- Touristen und Freizeitverkehr der ganzen westlichen Landeshälfte ist.

So ist das
3 Monate 25 Tage

…Es ist nämlich Aufgabe der Politik, das öffentliche Interesse mit einem klaren Blick auf die Zukunft zu vertreten…

Öffentliche Interesse? Wohl eher das eigene und jenes der Lobbys 😂😂😂

claudiosincero
claudiosincero
Grünschnabel
3 Monate 25 Tage

Leitner und Doppelmayr bauen überall auf der Welt,vor allem auch inStädten-nur in Südtirol wird immer alles abgelehnt.Über den Sinn der Verbindung nach Schenna kann man streiten…wenn einmal der Küchelbergtunnel fertiggestellt wird…aber wieso wurde nicht eine Verbindung nach Eppan/Kaltern gebaut,wieso wurde die Bahnlinie Bozen_Meran nicht schon ewig ausgebaut..wieso wird im Vinschgau und Pustertal nicht eine abwechselnde dritte Fahrspur wie z.b in Osttirol gebaut,wieso endet die Bahnverbindung in Mals…den Herrn/Frau Südtiroler scheint es zu gefallen im Stau zu stehen und gegen alles Neue abzulehnen.

MartP
MartP
Grünschnabel
3 Monate 23 Tage

Der Bürgermeister hat die Ablehnung des Projektes nicht anhand
technischer oder inhaltlicher Aspekte, sondern anhand der Stimmungslage
begründet

Besser kann man es nicht sagen! Bravo! Zeller und Bauer machen das schon gut.

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