Grüne sehen Entwicklung kritisch

“Südtirol und die wiederentdeckte Vorliebe für die extreme Rechte”

Donnerstag, 21. März 2024 | 10:49 Uhr

Bozen – Die Grünen in Südtirol zeigen sich besorgt vor einer sinkenden Hemmschwelle: “Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit biedern sich Südtiroler Landtagsabgeordnete immer wieder mehr oder weniger rechtsextremen Persönlichkeiten an.”

Als Beispiel führen sie den Besuch von Giorgia Meloni in Südtirol in der vergangenen Woche an: “Kollektiver Enthusiasmus für die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre 85 Millionen Euro für Investitionen in ‘nachhaltige’ Straßen – eine wahrhaft lächerliche Summe im Vergleich zu einem Landeshaushalt von rund acht Milliarden – schienen in der vergangenen Woche durchs Land zu ziehen. Zwei Fragen sind aber offen: Was versteht man unter ‘nachhaltigen Straßen’? Und noch wichtiger: Galt die Begeisterung den 85 Millionen oder den Werten, welche die FdI-Chefin vertritt?”

Mehr als beunruhigend sei auch das Schweigen in politischen und medialen Kreisen zum Besuch vom Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth Anderlan bei Martin Sellner, einer führenden Figur der neuen deutschsprachigen Rechten, einem Holocaust-Leugner und schon in jungen Jahren Teil der Neonazi-Szene. “Die Einladung nach Südtirol von Anderlan an Herrn Sellner ist noch offfen, während in Deutschland die Stadt Potsdam ein für ganz Deutschland geltendes Einreiseverbot gegen den österreichischen Rechtsextremisten verhängt hat. Daraus schließen wir, dass einige Landesabgeordnete keine Zeit verlieren wollen, um die extremistische Welle und ihre Werte weiterzutragen. Werte, die auch durch die Wahl des Koalitionspartners der SVP salonfähig geworden sind”, sorgt sich Luca Bertolini, Co-Sprecher der Grünen.

“Es sind diese scheinbar harmlosen Signale, die uns beunruhigen sollten, denn sie sind ein klarer Beweis dafür, dass die Hemmschwelle mehr oder weniger stillschweigend gesunken ist. Streben nach Macht und dem Gefühl (und oft der Illusion) dazuzugehören scheinen wichtiger als Werte”, so die Grünen.

“Die Geschichte unseres Landes, das in Vergangenheit bereits durch extremistische Strömungen traumatisiert wurde, hätte uns etwas lehren müssen. Wo ist die Fähigkeit zur Empörung geblieben angesichts derer, die Werte und Bürgerrechte mit Füßen treten? Wo bleibt Kritik an Politikern, die Rollen und Ämter zu reiner populistischer Propaganda und Interesseninszenierung degradieren”, fragt sich Elide Mussner, Co-Sprecherin der Südtiroler Grünen.

“Der Aufruf von Stéphane Hassel, französischer Diplomat und ehemaliger Partisan, in seinem Pamphlet von 2011: “indignez-vous!”, “empört euch!”, scheint aktueller denn je zu sein, auch und gerade in unseren Zeiten. Empören wir uns”, schließen die Grünen.

Von: luk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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14 Kommentare auf "“Südtirol und die wiederentdeckte Vorliebe für die extreme Rechte”"


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N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 10 Tage

Die meisten Wähler die in Südtirol Rechts wählen wissen gar nicht das sie rechte Ideologien wählen. Rechts ist für die nicht mehr Rechts, warum auch immer.. Traurig!
Liest man hier dauernd!

Lana77
Lana77
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

Mittlerweile isch olles wos nit extrem links isch schun rechts, jeder rechts- konservative werd pauschal als “Nazi” abgstempelt. Und bei dem wos Linke und Grüne in Europa unrichtn, braucht man sich nit wundern wenn der Trend olleweil mear noch “rechts” geat !

info
info
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

@Lana
bist sicher, dass dein Suffix nicht 88 ist?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

@N.G.: Alle Parteien vertreten Ideologien. Diese Nachricht mag dich schockieren, ist aber eine Tatsache. Wer links wählt, wählt eine Ideologie und Weltansicht, wer dei Grünen wählt ebenso, etc. Man muss sich inzwischen wirklich fragen ob eine Volksverdummung eingesetzt hat, wenn die grundlegenden Prinzipien und Tatsachen was Parteien sind, was Demokratie ist und wie sie funktionieren derart verdreht und ad absurdum geführt werden.

Lana77
Lana77
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

@info
Kindischer geats woll nimmer ? Wia olt bisch du eigendlich. Folt dir zu den Thema echt nix bessers ein ?

mitoga
mitoga
Tratscher
1 Monat 9 Tage

@Lana77 schun? mir kimp eher vir, dass olles wos früher als Mitte galt, heint als links gilt. De Stimmung verbreiten holt vor ollem die grenzrechten und postfaschisten. Lei weil i von die faschistoiden fratelli und dor AFD nichts holt, bin i net links. Lei weil mir die Umwelt wichtig isch, bin i net grün. Wer gegen fratelli-Faschos und afd-Nazis isch, isch vernünftig. Wer sich um die Natur und Umwelt sorgt, isch umweltbewusst, net mehr und net wieninger. Und bitte tiats rechts, rechtskonservativ und rechtsextrem unterscheiden.

pfaelzerwald
1 Monat 9 Tage

@mitoga
Diese im letzten Satz angesprochene Fähigkeit zur Unterscheidung haben viele “Linke” nicht. Oder wollen sie nicht haben.

Stolzz
Stolzz
Tratscher
1 Monat 10 Tage

Die Grünen haben recht, alle extremen Positionen sind abzulehnen. Wir brauchen keinen Diktator! Allerdings vermisse ich von den Grünen konkrete Schritte gegen Nationalismus heute. Warum treten sie nicht vehement für die Umbenennung des Siegesplatzes in Bozen ein? Warum dulden sie die vielen dem Faschismus huldigenden Straßennamen in Bozen, Meran und anderen Orten?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage
@Stolzz: “Die Grünen haben recht, alle extremen Positionen sind abzulehnen. Wir brauchen keinen Diktator!” Wo siehst du Diktatoren in Südtirol oder Italien?! Vielleicht hilft diese Erklärung des Begriffs: “Die Diktatur (von lateinisch dictatura) ist eine Herrschaftsform, die sich durch eine einzelne regierende Person, den Diktator, oder eine regierende Gruppe von Personen (z. B. Partei, Militärjunta, Familie) mit weitreichender bis unbeschränkter politischer Macht auszeichnet.” Das trifft weder für Südtirol noch Italien zu. Du und die Grünen könnt also beruhigt sein. Was wir vor allem brauchen ist weniger Populismus und mehr Realpolitik. Man muss schon fragen, ob eine derartige Kommunikationen nicht einfach… Weiterlesen »
Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 10 Tage

…ausgerechnet SVP, die Partei einer ethnischen Minderheit in einem wesensfremden Staat, macht Postfaschisten hoffähig und ignoriert, was die Bevölkerung unter diesem politischen Irrweg mitgemacht hat…ist Ironie der Geschichte…

🤪

mitoga
mitoga
Tratscher
1 Monat 10 Tage

mich würde auch interessieren, wie die STF, Freiheitlichen, JWA zu dem Thema stehen. Es gibt noch mehr Schnittmengen mit dem “Programm” von Meloni als bei der SVP. Auf der anderen Seite hat sie Faschisten in die Regierung geholt und Mussolini als besten Politiker des 20. Jht bezeichnet.
Was würde unser Ander machen? Was würde Silvius sagen? Was kommt zuerst? Der Kampf für die Autonomie UND gegen Faschisten oder der Kampf gegen Migranten und Gendern inklusivee kuscheln mit den Faschisten?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage
““Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit biedern sich Südtiroler Landtagsabgeordnete immer wieder mehr oder weniger rechtsextremen Persönlichkeiten an.” Als Beispiel führen sie den Besuch von Giorgia Meloni in Südtirol in der vergangenen Woche an.” Die Grünen haben anscheinend immer noch nicht den Unterschied zwischen Rechtsextrem und rechten Parteien verstanden. Zu einer Demokratie gehören linke wie auch rechte Parteien. Statt auf politische Tontauben zu schießen, sollten sich die Grünen lieber um realpolitische Themen und Probleme der Menschen kümmern. Das passiert leider höchsten noch am Rand und ist schon lange nicht mehr der eigentlicher Inhalt grüner Politik. Auf Orts- und Gemeindeebene gibt es tatsächlich ein paar… Weiterlesen »
@
@
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

@Paladin
Die Partei “Fratelli d’Italia” wird auf politischer Ebene als postfaschistisch, rechtsextrem, rechtsradikal und rechtsnational charakterisiert. Anscheinend bist du einer der wenigen, die das nicht glauben wollen, daher einige Links für dich.
https://lmy.de/RHUL
https://lmy.de/MAeM
https://lmy.de/TXTb
https://lmy.de/vULG
Du findest im Netz jedoch noch jede Menge von Aussagen, die das belegen. Also informiere dich, bevor du andere populistischer Falschaussagen beschuldigst.

info
info
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

Abgesehen davon, dass Stéphane HEssel heißt, voll einverstanden und empört.

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