Von: mk
Bozen – Es war ein zähes Ringen des Landes Südtirol, bis Italien und Österreich sich darauf einigten, die Facharztausbildung nach österreichischem Modell für Jungärzte in Südtirol zuzulassen und anzuerkennen. Dagegen zog die Ärztegewerkschaft ANAAO vor Gericht – nun wurden dem Land Südtirol und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb recht gegeben. Die Ausbildungen dürfen weitergehen.
Landesrat Thomas Widmann zeigt sich über das Urteil erfreut: „Die Facharztausbildung nach österreichischem Modell hat sich als wichtiger Ausbildungsweg für Südtiroler Medizinstudentinnen und -studenten etabliert und es ist uns wichtig, dass dieser weiter Bestand hat. Nicht nur in Corona-Zeiten ist ärztliches Personal sehr gesucht. Europaweit herrscht Fachkräftemangel, vor allem im medizinischen Bereich. Darum bemühen wir uns seit Jahren, einheimische Medizinstudentinnen und -studenten wieder nach Hause zu holen.“
Dabei hat man mit den konkurrierenden Bedingungen im nahen Ausland zu kämpfen: „Seit es uns 2019 ermöglicht wurde, die Facharztausbildung nach österreichischem Modell mit befristetem Dienstvertrag anzubieten, sind wir für die Auszubildenden attraktiver geworden“, so Widmann. Dem Ganzen waren lange Verhandlungen politischer Natur auf beiden Seiten vorangegangen, die Ausdauer machte sich für Südtirol jedoch bezahlt.
Diese Möglichkeit nicht mehr in Anspruch nehmen zu können, wäre für das Land Südtirol und den Sanitätsbetrieb ein herber Rückschlag gewesen. „Wir müssen der Südtiroler Realität ins Auge blicken: Junge Menschen, die in Österreich studieren, müssen auch die Möglichkeit haben, in Lehrabteilungen unserer Krankenhäuser die Facharztausbildung, im Rahmen einer bezahlten Anstellung, zu machen“, ist Generaldirektor Florian Zerzer überzeugt.
Das Gerichtsurteil wird auch die beiden Jungärzte freuen, die – exemplarisch für ihre Berufskolleginnen und -kollegen – angeklagt wurden. Einer der beiden hat seine Ausbildung nunmehr abgeschlossen, für den anderen bedeutet das, endlich Klarheit zu haben.
Für die Patientinnen und Patienten ist damit garantiert, dass die Facharztausbildung unter der Anleitung eines sog. Tutors in den Lehrkliniken weitergehen darf. Mehr Ärzte also, die für die Kranken da sind – und auch mehr Möglichkeiten, dass junge Leute an ihrem Heimatort bleiben und nicht dem Südtiroler Gesundheitssystem den Rücken kehren, weil sie nach ihrer Facharztausbildung im Ausland bleiben.