Von: mk
Bozen – Am 25. November findet der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen statt. Der Aktionstag will zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufrufen. Dieses Ziel lag auch der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ zugrunde, die 1991 von Women’s Global Leadership Institute ins Leben gerufen wurde. Die Kampagne findet seitdem jährlich weltweit im Zeitraum zwischen dem 25. November, dem internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen, und dem 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, statt. In den zahlreichen Aktionen und Aufrufen zur Unterstützung der Kampagne, bleibt das Thema der Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen häufig unberücksichtigt.
Ein möglicher Grund dafür ist die Tatsache, dass dieses Thema vielfach noch ein Tabu darstellt. In Italien ist dies beispielsweise unter anderem durch die geringe Anzahl an Studien belegt, die bisher zum Thema ausgearbeitet wurden.
Mit diesem Tabu will der Südtiroler Monitoringausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen nun brechen und beteiligt sich deshalb mit der Aktion „Gegen Gewalt an Frauen mit Behinderungen“ an der weltweiten Kampagne.
Im Rahmen dieser Aktion werden in den sozialen Netzwerken des Monitoringausschusses im Zeitraum vom 25.November bis 10.Dezember unter dem Hashtag #16days verschiedene Beiträge zum Thema Gewalt an Frauen mit Behinderungen veröffentlicht. Einen Schwerpunkt dabei bilden die Videobeiträge der drei Selbstvertreterinnen im Monitoringausschuss Heidi Ulm, Silvia Rabanser und Camilla Larcher, in denen auf die verschiedenen Formen von Gewalt sowie auf den rechtlichen Schutz vor Gewalt, den die UN-Behindertenrechtskonvention Frauen und Mädchen mit Behinderungen zusichert, eingegangen wird. Ein besonderes Augenmerk wird weiter auf die sprachliche Barrierefreiheit gelegt. So werden nicht nur Erklärvideos in deutscher und italienischer Sprache, sondern auch in Gebärdensprache und Leichter Sprache geteilt.
Dass sich hinter der Tabuisierung der Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Wahrheit ein weitverbreitetes Phänomen versteckt, zeigen die wenigen Daten, die bisher verfügbar sind. So haben laut einer Umfrage der „federazione italiana per il superamento dell‘ handicap“ und dem Verein „differenza donna Onlus“ aus dem Jahr 2019 von 519 befragten Frauen mit verschiedenen Behinderungen 279 (53,9 Prozent) eine psychologische Gewalt erfahren, 194 (37,4 Prozent) eine sexuelle, 123 (23,7 Prozent) eine physische und 34 (6,6 Prozent) eine ökonomische Gewalt. Für Südtirol liegen derzeit noch keine Zahlen vor.
„Mit der heurigen Aktion wollen wir aufzeigen, dass die Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen weiter verbreitet ist, als man annimmt. Umso wichtiger ist es deshalb genau hinzuschauen, um auf Gewaltsituationen aufmerksam zu machen. Zudem ist es wichtig, dass Frauen mit Behinderungen sich Beratung holen“, erklärt die Vorsitzende des Südtiroler Monitoringausschusses Michela Morandini.
Morandini betont weiter, dass in Südtirol nach wie vor Zahlen und Fakten fehlen, um ein Gesamtbild der Situation zu erhalten. „Als Monitoringausschuss betonen wir deshalb die Notwendigkeit, Daten zur Gewaltsituation von Frauen und Mädchen zu erheben, um auf dieser Grundlage gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung dieses Phänomens ausarbeiten zu können und den betroffenen Frauen und Mädchen den Schutz vor Diskriminierungen gewährleisten zu können, der ihnen laut UN-Behindertenrechtskonvention zusteht“, so Morandini.