Wird innerhalb 2035 auch die restliche Waldfläche verbaut?

Team Auwald spricht von faulem Kompromiss

Dienstag, 28. Oktober 2025 | 10:30 Uhr

Von: mk

Brixen – Am Donnerstag, den 23. Oktober 2025 hat die Landeskommission für Raum und Landschaft den Antrag der Gemeinde Brixen betreffend die Bauleitplanänderung „Auwald in Industriezone“ genehmigt. Abgelehnt wurde hingegen der Antrag des Team Auwald zur Unterschutzstellung dieses Ökosystems. Das Team Auwald ist nach wie vor besorgt.

Wie mitgeteilt wurde, hat die Kommission das Gutachten für den Brixner Auwald als Kompromiss zwischen Naturschutz und wirtschaftlichem Interesse bewertet hat. Damit ist gemeint, dass nur die Hälfte der 3,2 Hektar großen Fläche in Industriezone umgewandelt werden darf und der Rest des Auwaldes unter Schutz bleibt. „Im Hintergrund laufen da aber leider ganz andere Bestrebungen!“, erklärt das Team Auwald.

Es handle sich bei diesem jetzt genehmigten Bauleitplanänderungs-„Deal“ um 7000 Quadratmeter Wiese und 9000 Quadratmeter Auwald bzw. mehr als ein Drittel der gesamten Waldfläche und leider auch des naturalistisch hochwertigsten Teiles im Nordwesten, der aus Weichholz-Auwald mit mächtigen Schwarzpappeln bestehe. Hinzu komme noch ein breiter Streifen des ebenfalls sehr wertvollen Grauerlen-Auwaldes am Ostrand der Wiese. „Es erübrigt sich zu sagen, dass damit das sehr empfindliche Ökosystem zwischen Julius-Durst- und Alfred Ammon-Straße extrem gestört wird und das Habitat von 64 Vogelarten, davon auch von sieben Arten der Rote Liste, noch viel mehr bedroht ist!“, zeigt sich das Team Auwald enttäuscht.

Ein vom Team Auwald am 25. Jänner 2024 eingereichter Unterschutzstellungs-Antrag um einen höheren Schutzstatus „Biotop“ wurde hingegen mit der Begründung abgelehnt, dass dieser Wald bereits im Landschaftsplan geschützt ist und ein zusätzlicher Schutz überflüssig ist. „Wie viel dieser Schutz im Landschaftsplan tatsächlich wert ist, sieht man an der jetzt genehmigten Bauleitplanänderung!“, kritisiert das Team Auwald.

Die Vertreter des Teams befürchten: „Nachdem die Kommission für Raum und Landschaft jetzt sozusagen nur das erste Baulos genehmigt hat, wird dieses in Kürze im Brixner Gemeinderat und dann endgültig in der Landesregierung behandelt werden. Und nachdem sich die Gemüter dann etwas beruhigt haben werden, wird man in einigen Jahren ganz im Sinne der bewährten ‚Salami-Taktik‘ das Baulos B für 2035 in Angriff nehmen.“ Der Schutzstatus „Biotop“ wäre hingegen unantastbar gewesen.

Team Auwald

Bedenklich an dieser jetzt genehmigten Bauleitplanänderung findet das Team Auwald auch die Tatsache, dass im Laufe der Sitzung der Landeskommission am 23. Oktober 2025 gleich vier Gutachten, welche diesen Auwald noch sehr hochwertig und schützenswert einstufen, völlig übergangen worden seien. „Am gravierendsten dabei ist sicherlich jenes der eigenen Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung, wo diese Kommission ja beheimatet ist“, so das Team Auwald.

In diesem noch von der ehemaligen Direktorin Virna Bussadori und drei Amtsdirektoren unterzeichneten Gutachten vom 29.9.2023 wird explizit auf den Schutz des Auwaldes im Brixner Landschaftsplan und auf das Landesgesetz Nr. 6 vom 12. Mai 2010, Art. 17 hingewiesen. „Es ist verboten Auwald zu roden oder auf sonstige Weise zu zerstören“, heißt es dort.

Dieses Gutachten sei zusammen mit dem ihm beigelegten internen Gutachten des Amtes für Natur vom 25.9.2023 bereits vor dem Start vom Bauleitplanänderungs-Prozedere der Gemeinde Brixen zugesandt worden.

In der Sitzung der Kommission Raum und Landschaft nicht berücksichtigt wurde auch das Fachgutachten der Biologin Francesca Brentazzoli vom Juli 2025. Dieses Gutachten wurde nach der Abgabe des Unterschutzstellungs-Antrages durch das Team Auwald von der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung im Vorjahr in Auftrag gegeben und „mit Steuergeldern bezahlt“, wie das Team Auwald erklärt.

Ebenso nicht zitiert worden sei bei dieser Kommissions-Sitzung das bereits 2021 von der Osttiroler Firma Revital erstellte Gutachten zur vergleichenden Bewertung des Auwald-Verlustes und der im Gegenzug vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen in der Millander Au. Auch dieses Gutachten stuft den Auwald als hochwertig ein.

Bezirk: Eisacktal

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