Von: mk
Bozen – Seit Jahren wiederholt sich in der Landeshauptstadt dasselbe Schauspiel: Erst sobald die Temperaturen sinken, scheint den politisch Verantwortlichen die Situation der Obdachlosen bewusst zu werden. Es startet dann ein teures Notprogramm, mit Unterkünften die kurzfristig angemietet und zur Verfügung gestellt werden. Im letzten Winter hat dieses Notprogramm in der Messe Bozen 800.000 Euro gekostet. Geld, das jenen Vereinen fehlt, die sich seit Jahren ehrenamtlich für die Obdachlosen einsetzen. Eine langfristige Lösung, welche für die Betroffenen Chancen bietet und für das Land günstiger wäre, wurde bisher nicht umgesetzt. Wie schaut es für den heurigen Wintern aus? Das Team K fragt nach.
„Es ist beschämend, dass auf diese humanitäre Notsituation, die sich jährlich abzeichnet, immer wieder gleich reagiert wird. Möglichst außerhalb von Bozen, nach dem Motto, aus den Augen, aus dem Sinn, wird eine Großhalle als Schlafstätte für die obdachlosen Menschen eingerichtet. Eine solche entspricht weder den hygienischen noch den epidemiologischen Erfordernissen und ist ein Armutszeugnis, sowie Versagen der Sozialpolitik. Sinnvoller wäre es, in Zusammenarbeit mit Vereinen und Freiwilligen kleine, in die Gesellschaft eingebundene, Unterkünfte im ganzen Land bereitzustellen. Diese kleinen Strukturen ermöglichen eine bessere Integration und Betreuung der Obdachlosen und schlussendlich einen menschenwürdigen Umgang mit den Betroffenen. Auch wäre den engagierten Freiwilligen mehr geholfen, wenn öffentliches Geld in ihre Arbeit und nicht in die Beaufsichtigung der Obdachlosen, sprich Security, investiert wird, so geschehen letzten Winter in der Notunterkunft in der Messe Bozen.“, sagt Thomas Brancaglion, Gemeinderatsmitglied in Bozen des Team K.
Von Freiwilligen und Experten werde seit Wochen rückgemeldet, dass trotz einiger sehr tollen und wichtigen privaten Initiativen wieder eiligst Notunterkünfte für Obdachlose am Stadtrand geschaffen werden. Auch die Kirche zeige erschreckend wenig Einsatz für die Ärmsten der Armen. Landesrätin Waltraud Deeg hat im Dezember 2020 von einem Austausch mit dem Wiener Vorzeigeprojekt Neunerhaus berichtet. Hierbei handelt es sich um einen Verein, der seit 1999 in Wien für obdachlose Menschen Wohnraum sowie allgemein- und zahnmedizinische Versorgung bietet.
“Ich habe bereits im Herbst 2020 nach langfristigen Lösungen gefragt und diese eingefordert. Zudem frage mich, warum den netten Worten und der Ankündigungspolitik in diesem Thema nicht endlich Taten folgen. Die Landesregierung hat einmal mehr einen ganzen Sommer verstreichen lassen, um sich auf die Notsituation im Herbst/Winter vorzubereiten. Das ist fahrlässig und ärgerlich“, erklärt der Landtagsabgeordnete vom Team K, Alex Ploner.