Beschuss von Cherson gemeldet

Tote nach russischem Beschuss in der Ukraine

Montag, 07. August 2023 | 13:40 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Bei neuem russischen Beschuss im Gebiet Charkiw und in der südukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben aus Kiew mehrere Menschen getötet worden. Zwei Menschen seien in dem Dorf Kutscheriwka im Kreis Kupjansk getötet, drei weitere verletzt worden, teilte der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, am Montag in Kiew mit. Zuvor hatte er von einer Toten und Verletzten in Cherson berichtet. Russland und die Ukraine tauschten indes erneut Gefangene aus.

Jermak veröffentlichte ein Foto eines in Flammen stehenden Hauses. In dem neungeschossigen Wohnhaus in Cherson sei eine Frau getötet worden, zwei Feuerwehrmänner hätten einen Hitzschlag erlitten. Von einer schweren Nacht für Cherson sprach der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin. Die russische Armee habe die Häuser im Zentrum von Cherson unter Feuer genommen. Mehrere Bürger seien verletzt worden.

Russland hält den größten Teil des Gebietes besetzt und beschießt von dort aus immer wieder das im vergangenen Jahr von ukrainischen Truppen befreite Cherson. Moskau hatte angekündigt, in den annektierten Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja so lange Krieg zu führen, bis die Gebiete komplett unter russischer Kontrolle sind. Russland hatte die vier Regionen im Zuge seines am 24. Februar 2022 begonnenen Kriegs als neue Staatsteile in seine Verfassung aufgenommen.

Ukraines Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sagte am Montag in Kiew, dass die russischen Truppen ihr Feuer auch im Osten der Ukraine intensiviert hätten. Sie versuchten im Gebiet Charkiw, die im vergangenen Herbst verlorenen Stellungen zurückzuerobern. “Sie haben so einen Plan, sie wollen im Gebiet Charkiw jene Gebiete zurückholen, die sie verloren haben, nachdem wir sie befreit haben”, sagte sie. Die Ukraine versucht indes weiter, mit einer Gegenoffensive alle besetzten Gebiete zu befreien, darunter auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig einverleibte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Die russische Luftabwehr ihrerseits berichtete, eine Drohne über der russischen Oblast Kaluga abgeschossen zu haben. Der Vorfall habe sich im Bezirk Fersikowskji ereignet, teilte der Gouverneur der Oblast, Wladislaw Schapscha, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Es habe keine Folgen für Menschen oder die Infrastruktur gegeben. Die Oblast Kaluga grenzt im Norden an die Oblast Moskau, die die gleichnamige russische Hauptstadt umgibt; eine Grenze mit der Ukraine teilt Kaluga nicht. Es ist unklar, wer die Drohne gestartet hat.

Die russische Luftwaffe erzielt nach britischer Einschätzung im Angriffskrieg gegen die Ukraine trotz großen Aufwands nur geringe Erfolge. Während des Sommers sei die Luftwaffe mehr als 100 Einsätze pro Tag geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Diese beschränkten sich jedoch fast immer auf Einsätze über russisch kontrolliertes Gebiet. Russland setze deswegen zunehmend sogenannte Freifallbomben mit Gleitaufsätzen zur Verlängerung der Reichweite ein, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Diese Bomben könnten viele Kilometer vom Ziel entfernt von Flugzeugen abgeworfen werden, aber hätten noch nicht dauerhaft ihre Genauigkeit bewiesen, hieß es in London weiter. “Zu Beginn der Gegenoffensive der Ukraine im Süden ab Juni 2023 waren russische Kampfhubschrauber sehr wirksam”, kommentierte das britische Ministerium weiter. Doch habe es Russland zuletzt offenbar nicht geschafft, im Süden eine effektive taktische Luftwaffe aufzubauen.

Beim jüngsten Gefangenenaustausch seien 22 ukrainische Soldaten freigekommen, teilte Andrij Jermak weiters mit. Unter ihnen seien zwei Offiziere, Unteroffiziere und Gefreite, die an verschiedenen Frontabschnitten kämpften. Einige von ihnen seien verletzt worden. Ein auf Telegram veröffentlichtes Video zeigt Soldaten, die in blau-gelbe ukrainische Flaggen gehüllt waren, für Fotos posierten und riefen: “Ruhm sei der Ukraine!” Der Leiter des Präsidialamtes in Kiew sagte weiter, der älteste der freigekommenen Soldaten sei 54, der jüngste 23 Jahre alt. Von Russland gibt es zunächst keine Stellungnahme.

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 sind nach bisherigen Angaben aus Kiew schon etwa 2.600 Ukrainer aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. In den meisten Fällen übergeben die Kriegsparteien eine etwa gleiche Zahl an Kämpfern wie die Gegenseite.