Von: mk
Gröden – Die Co-Vorsitzende der Grünen, Elide Mussner, schlägt Alarm: Was in diesen Tagen in Gröden vor sich geht, sprengt ihrer Ansicht nach alle Grenzen des Zumutbaren. Und damit ist sie wohl nicht allein. Das Verkehrschaos ist enorm: Tagestouristen, die in ihren Autos stundenlang die Mobilität ganzer Dörfer blockieren, wollen für 52 Euro pro Person zur Seceda oder auf die Dolomitenpässe. „Man will sehen, abknipsen und dann wieder gehen. Mehr nicht“, schreibt Mussner in einer Aussendung. Die Bevölkerung vor Ort sei wütend und frustriert. „Ich wandere aus! So will ich hier nicht mehr leben!“, hat eine Anrainerin der Grünen-Politikerin anvertraut.
Die Seceda sei zum Social-Media Hotspot geworden. „Wieso weiß man nicht genau. Vielleicht, weil das Foto der Fermedes von Apple als Screensaver verwendet wurde, weil das Bild da oben einfach wunderbar einmalig ist – keine Zweifel -, weil es einfach so passiert ist“, so Mussner.
„Was auf und durch Social-Media Plattformen von sich geht, scheint ja seit langem schon für uns Leihen unkontrollierbar. Pure digitale Anarchie, die Wahlen manipuliert, Radikalismus gefördert und eben auch Lebensräume zerstört“, schreibt Mussner.
Man kenne das Beispiel von Hallstatt, wo man mit einem hohen Zaun versucht hat, die Fotoknipser einzudämmen. Man kenne das Phänomen am Pragser Wildsee, wo man mit der Kontingentierung versuche, wieder Ordnung zu schaffen.
„Man kennt das Phänomen, aber man scheint keine Lösung zu kennen. Neulich hat mir ein Bekannter, der in London lebt, erzählt, in Portobello Road habe man angefangen, die Häuser schwarz anzumalen. Der Ansturm und das Benehmen der Fotoshooter sind nicht mehr auszuhalten. Durch die schwarze Wandfarbe hofft man, die Straße als Fotomotiv weniger attraktiv zu machen und endlich ein wenig Ruhe zurückzugewinnen“, berichtet Mussner.
„Die Bergspitzen am Seceda werden wir schlecht schwarz anmalen können, aber hier muss dringend was geschehen, denn dieser Menschenansturm ist schon lange nicht mehr tragbar und wird von Jahr zu Jahr dramatischer“, so Mussner. In St. Ulrich ist die Situation offenbar ähnlich.
Die Bauern am Seceda hätten versucht, mit dem Drehkreuz am Weg die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Der Künstler Aron Demetz habe mit der Aktion der weiß-roten Schranke in Pontives am Taleingang provoziert. Die Touristikerinnen und Touristiker hätten sich öffentlich zu Wort gemeldet.
„Diese Situation ist als Notsituation zu behandeln. Ein Numerus Clausus für die Bergbahnen ist dringend und wäre umsetzbar. Schon jetzt ist es möglich die Tickets im Voraus online zu kaufen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass man gefühlt unendlich viele Menschen auf die Berge chauffieren darf, ohne Rücksicht auf das Backlash auf die lokale Bevölkerung, auf die Grundbesitzer, auf die Umwelt, auf die Qualität des Tourismus. Wer Ohren hat, der höre endlich, bevor es wirklich zu spät ist“, so Mussner abschließend.
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