Von: luk
Bozen – Die USA haben gewählt und aus dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen ist nichts geworden. Relativ bald war klar: Donald Trump räumt groß ab. Er hat sich bereits am Vormittag mitteleuropäischer Zeit zum Sieger erklärt, während seine Gegenkandidatin Kamala Harris ihre Wahlparty abgesagt hat.
Umfragen seit Trump nicht mehr aussagekräftig
Der Südtiroler Politikwissenschaftler Roland Benedikter war lange Jahre in den Staaten als Politologe tätig, unter anderem in Kalifornien an der Stanford University. Für ihn kommt das gute Abschneiden Trumps keineswegs unerwartet. Die Umfragen würden nämlich bereits seit 2016 keine reale Situation mehr abbilden.
Man müsse gut drei Prozent für Trump dazurechnen, denn die in den Umfragen befragten Personen würden sich vielfach schämen, die Wahrheit zu sagen – nämlich, dass sie Trump wählen werden. Dies sei ein Phänomen, das in allen Schichten zu beobachten sei. Der Grund: Sie fürchten etwa persönliche Nachteile, denn sie wüssten um die umstrittene Persönlichkeit Trumps mit seinen extremen Positionen und Aussagen. Seine Politik unterstützen sie aber im Grundsatz.
Große Umstellung für Europa
“Zieht Donald Trump tatsächlich wieder ins Weiße Haus ein, so würde das für Europa eine große Umstellung bedeuten”, schildert Benedikter. In vielen Bereichen müsste sich Europa neu aufstellen. Er nennt dabei die Außen- und Sicherheitspolitik, aber auch den Klimaschutz.
“Die Amerikaner setzen unter Trump weniger auf Klima-Abkommen, sondern mehr auf Technik, die es dann schon irgendwann richten wird”, so der Politologe. Außerdem werde Trump die Europäer zu mehr Militärausgaben zwingen, da die USA nicht mehr überall oder immer Weltpolizist spielen wollen. Das Geld dafür könnte womöglich von den Ausgaben für den Sozialstaat abgezwackt werden müssen. Auch in der Migrationspolitik, bei der Frauenfrage und in Sachen Wirtschaft könnten die Weichen neu gestellt werden, so der Experte und spricht dabei etwa Zölle an.
Doch die Europäer sollten nicht daran verzweifeln und die Sache mit großer Ruhe angehen. Vieles werde bei Trump heißer gekocht, als es dann gegessen wird. Die USA könnten nämlich angesichts ihrer Schuldenlage und globaler Verstrickungen nicht alles ansagen, sondern müssen auch Kompromisse machen.
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