Konferenz im EU-Parlament

Über 4.000 Menschen diskutieren über Postwachstum – auch Südtiroler mit dabei

Mittwoch, 24. Mai 2023 | 12:51 Uhr

Brüssel – Vom 15. bis zum 17. Mai tagten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft drei Tage lang im Herzen der Europäischen Union, dem Europäischen Parlament in Brüssel, um über alternative Perspektiven für eine zukunftsfähige Wirtschaft in Zeiten der multiplen Krise, allen voran der Klimakrise, zu diskutieren. Auch eine Südtiroler Delegation war mit dabei.

Die überparteiliche “Beyond Growth”-Konferenz wurde vom Fraktionssprecher der Europäischen Grünen/EFA Philippe Lamberts konzipiert und gemeinsam mit 19 weiteren EU-Parlamentarierinnen und -Parlamentariern organisiert. Mit dabei waren Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, sowie zahlreiche Expertinnen und Experten wie etwa der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der renommierte Klimaforscher Johan Rockström und die Co-Präsidentin des Club of Rome Sandrine Dixson-Declève.

Die Teilnehmer, Referenten und Organisatoren waren sich einig: Das Streben nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum auf einem begrenzten Planeten sei weder zukunftsfähig, noch trage es langfristig zu breitem gesellschaftlichen Wohlstand bei. Es gehe deshalb nun darum, “Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, die die sozialen Bedürfnisse der Menschen befriedigen und die planetaren Grenzen einhalten”, so Kate Raworth, Gründerin der sogenannten Doughnut-Ökonomie. In einer Reihe von Vorträgen und Diskussionsrunden wurden Möglichkeiten und Herausforderungen einer tiefgreifenden Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung einer Degrowth- bzw. Postwachstumsgesellschaft diskutiert. Dabei wurden auch konkrete Vorschläge identifiziert, etwa die Abkehr vom Bruttoinlandsprodukt als zentralen Wohlstandsindikator und gesellschaftspolitisches Ziel, eine öffentliche Daseinsvorsorge mit Fokus auf materielle und soziale Grundbedürfnisse statt Gewinnorientierung, eine stärkere Ausrichtung von Nachhaltigkeitsstrategien auf Suffizienz sowie eine Arbeitszeitverkürzung samt Beschäftigungsgarantie.

Eine Südtiroler Delegation nahm an dieser europäischen Konferenz teil: David Hofmann, Neurowissenschaftler und Aktivist bei Climate Action, Daria Habicher, Sozioökonomin und Mitgründerin von LIA Collective, Eliza Zimmermann, Eco-social Design-Studentin an der UniBZ, Zeno Oberkofler, Student der Wirtschaftswissenschaften und Aktivist bei Fridays For Future und Felix Windegger, Wirtschafts- und Sozialforscher am Center for Advanced Studies von Eurac Research. Die Gruppe zeigt sich davon überzeugt, dass dieses Zusammentreffen auf höchster europäischer Ebene neue Perspektiven für eine wachstumskritische und zukunftsfähige Wirtschaftspolitik eröffne.

In den kommenden Wochen wird diese Südtiroler Delegation eine öffentliche Veranstaltung organisieren, bei der Eindrücke der Konferenz geschildert und der europäische Degrowth- bzw. Postwachstumsdiskurs vorgestellt werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen