Ukraine meldet wieder russische Luftangrife über Nacht

Ukraine meldet zahlreiche russische Luftangriffe über Nacht

Sonntag, 06. August 2023 | 16:39 Uhr

Russland hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht auf Sonntag zahlreiche Luftangriffe auf die Ukraine verübt. Die Luftabwehr habe 30 der 40 Marschflugkörper sowie alle 27 eingesetzten Shahed-Drohnen zerstört. Mindestens zehn Marschflugkörper sind damit offensichtlich durch die Abwehr gekommen. Die russischen Besatzer berichten unterdessen von Angriffen auf Brücken zur Krim.

Russland habe auch drei Hyperschallraketen des Typs Kinshal abgefeuert, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Eines der Hauptziele sei die Region Chmelnyzkyj gewesen. Auch der Militärflughafen Starokostjantyniw sei im Visier gewesen, schrieb der stellvertretende Gouverneur der Region, Serhij Tjurin, auf Telegram. Es seien mehrere Häuser, eine Kultureinrichtung und der Busbahnhof beschädigt worden. In einem Getreidesilo sei ein Feuer ausgebrochen. Der nächtliche Angriff konzentrierte sich auf den Westen der Ukraine und damit weg von der Front im Osten und Süden. Lokalmedien zufolge wurde bei einem Getreidesilo ein Arbeiter verletzt. Reuters konnte die Angaben nicht unabhängig überprüfen.

In der Region Charkiw im Osten des Landes wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge ein Zentrum für Bluttransfusionen in der Stadt Kupjansk getroffen. “Es gibt Tote und Verletzte”, schrieb Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal am Samstagabend. Eine genaue Zahl nannte er nicht. Er bezeichnete den Angriff als Kriegsverbrechen.

Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht ukrainische Luftwaffenbasen beschossen. Es seien Stützpunkte in den Regionen Riwne, Chmelnyzkyj und Saporischschja getroffen worden, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax das Verteidigungsministerium in Moskau.

Die russischen Besatzer in der Südukraine berichteten von einem erneuten ukrainischen Angriff auf die Tschonhar-Brücke zur von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Das Bauwerk, das die Krim und ukrainisches Festland verbindet, sei von einer Rakete getroffen und beschädigt worden, schrieb der Besatzungschef des Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, am Sonntag auf Telegram. Dazu veröffentlichte er zwei Fotos, die ein größeres Loch in der Fahrbahn der Autobrücke zeigen.

Auch etwas weiter nordöstlich bei Henitshesk sei eine Brücke mit mehreren Raketen beschossen und auch eine nahe gelegene Gasleitung beschädigt worden, schrieb Saldo. Ein Mensch sei verletzt worden. Unabhängig zu überprüfen waren die Angaben zunächst nicht. Aus Kiew gab es zunächst keine offizielle Stellungnahme dazu.

Die Tschonhar-Brücke ist eine wichtige Nachschubroute für die russische Armee, die seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Sie wurde in diesem Sommer bereits mehrfach von den Ukrainern im Zuge ihrer Gegenoffensive angegriffen. Kiew will alle von Russland besetzten Teile seines Staatsgebiets befreien – und dazu zählt auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig von Moskau einverleibte Krim.

Von: APA/Reuters/dpa