Von: APA/dpa/Reuters
Deutschland, Großbritannien und weitere Verbündete wollen die Waffenlieferungen an die Ukraine deutlich beschleunigen. Das sagte der britische Verteidigungsminister John Healey am Montag zum Auftakt eines virtuellen Treffens der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe. Demnach sollen die kommenden 50 Tage dazu genutzt werden, Kiew rasch mit so vielen Waffen wie möglich zu versorgen.
US-Präsident Donald Trump hatte Handelspartnern Russlands vergangene Woche mit hohen Zöllen gedroht, sollte nicht innerhalb von 50 Tagen eine Waffenruhe oder eine Friedensvereinbarung zustande kommen. Diese Frist soll nun genutzt werden, um die Ukraine so stark wie möglich aufzurüsten. Die Ukraine-Kontaktgruppe müsse dem Ultimatum Trumps eine 50-Tage-Initiative zur Aufrüstung der Ukraine an die Seite stellen, “um die Ukraine auf dem Schlachtfeld zu stärken und Putin an den Verhandlungstisch zu zwingen”, sagte Healey.
Pistorius sagt Ukraine neue Hilfe bei Luftabwehr zu
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius stellte der Ukraine weitere Hilfe bei der Luftverteidigung und weitere Patriot-Raketenabwehrsysteme in Aussicht. Deutschland werde dazu beitragen, die fünf dringend benötigten Patriot-Systeme so schnell wie möglich bereitzustellen, sagte Pistorius. “Wie wir das erreichen können, werden wir in den nächsten Tagen eng und im Geiste des gegenseitigen Vertrauens zwischen den Partnern koordinieren.”
Noch in dieser Woche will eine Expertengruppe tagen, um die schnelle Lieferung der Patriots möglich zu machen. An der Konferenz nehmen laut dem britischen Verteidigungsminister John Healey 52 Staaten teil. Auch US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und NATO-Generalsekretär Mark Rutte sollten zugeschaltet werden.
Ukraine braucht weitere Milliarden Euro für Waffenproduktion
Die Ukraine bezifferte ihren Bedarf an zusätzlichen Militärhilfen zur Steigerung ihrer Waffenproduktion von umgerechnet über fünf Milliarden Euro in diesem Jahr. Das sei notwendig, um mehr ferngesteuerte Drohnen, Abfangdrohnen und weitreichende Waffen herzustellen, sagte Verteidigungsminister Denys Schmyhal bei dem virtuellen Treffen. Er bat laut der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine die Partner-Länder darum, bereits jetzt Mittel für 2026 bereitzustellen.
Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj rief ebenfalls zu einer Erhöhung der Militärhilfen auf. “Uns fehlen weiter dringend Flugabwehrsysteme und zugehörige Raketen, weitreichende Waffen, Artilleriegranaten, Panzertechnik, Evakuierungsausrüstungen, Systeme der elektronischen Kriegsführung, Radare, Drohnensysteme und anderes”, sagte der General. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen sei die russische Aggression zu stoppen.
Deutschland gibt Geld, Großbritannien kauft ein
Großbritannien werde unter anderem rasch Luftabwehrmunition im Wert von 170 Millionen Euro für die Ukraine besorgen, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London. Das Geld dafür soll demnach aus Deutschland kommen. Pistorius zufolge handelt es sich um 220.000 Schuss 35-Millimeter-Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard, die mit deutscher Finanzierung kurzfristig gemeinsam beschafft werden sollen.
Den Briten zufolge wurde allein in den vergangenen zwei Monaten Munition zur Luftabwehr und für die Artillerie im Wert von 150 Millionen Pfund (etwa 173 Millionen Euro) an die Ukraine geliefert. Zudem stärke man auch die ukrainischen Offensiv-Kräfte: So zahle man für ukrainische Entwicklung von Raketen, die tief in russisches Gebiet vordringen könnten. “Sie zerstören russische Flugzeuge, Drohnen und Raketen auf dem Boden, bevor sie eine Bedrohung für die Ukraine, ihre Städte oder Infrastruktur darstellen können”, sagte der Verteidigungsminister. “Die ersten der von Deutschland finanzierten Systeme werden in den kommenden Tagen an die ukrainischen Streitkräfte ausgeliefert und können sofort eingesetzt werden.”
Die Ukraine-Verteidigungskontaktgruppe (Ukraine Defense Contact Group, UDCG) von Unterstützern Kiews besteht aus etwa 50 Ländern, darunter sowohl NATO-Staaten als auch andere Länder. Sie wird auch als “Ramstein-Gruppe” bezeichnet, da viele Treffen auf dem US-Stützpunkt Ramstein stattfanden. Österreich war immer wieder als Beobachter an der Gruppe beteiligt. Bei dem virtuellen Treffen am Montag nahm kein Vertreter Österreichs teil.
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