Straffreiheit für Fahnenflüchtlinge

Ukraine: Zahl der Deserteure seit Kriegsbeginn verdreifacht

Mittwoch, 07. August 2024 | 07:19 Uhr

Von: Ivd

Kiew – Die ukrainische Militärführung steht vor einer gravierenden Herausforderung: Laut eines Berichts der Deutschen Welle (DW) wurden im ersten Halbjahr 2024 ganze 29.000 neue Strafverfahren wegen Fahnenflucht eingeleitet. Rechnet man diese Zahl auf die offiziell genannten Soldatenzahlen von Präsident Wolodymyr Selenskyj um, bedeutet das: Jeder 14. Soldat desertiert. Eine alarmierende Bilanz für die militärischen Ambitionen des Landes.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Deserteursfälle nahezu verdoppelt. Während 2023 noch 24.000 Verfahren registriert wurden, waren es 2022 knapp unter 10.000 Fälle. Laut DW sind die Hauptgründe für die Flucht der Soldaten Erschöpfung, schlechter psychologischer Zustand und der dringende Wunsch nach Erholung. Hinzu kommen Berichte über langwierige Einsätze in Frontnähe ohne ausreichenden Urlaub.

Gesetzesänderung: Straffreie Rückkehr für Deserteure

Um die prekäre Situation zu entschärfen, verabschiedete die Parlamentarier Mitte Juli mehrheitlich einen Gesetzesentwurf, der Deserteuren eine straffreie Rückkehr ermöglicht, wenn sie freiwillig den Dienst wieder aufnehmen. Dies ist eine Notmaßnahme, um dem akuten Mangel an Soldaten entgegenzuwirken. Eine harte Bestrafung der Fahnenflüchtigen kann sich die Ukraine derzeit nicht leisten.

Wachsende Bereitschaft zu Friedensgesprächen

Parallel zur militärischen Krise verändert sich auch die Stimmung in der Bevölkerung. Eine Analyse der New York Times zeigte jüngst, dass immer mehr Ukrainer offen für Friedensgespräche mit Russland seien. Laut einer Umfrage des unabhängigen ukrainischen Medienunternehmens ZN.UA befürworten Mitte Juli rund 44 Prozent der Ukrainer offizielle Gespräche mit Russland. Eine weitere Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie ergab, dass fast ein Drittel der Ukrainer bereit wäre, einige Gebiete an Russland abzutreten, um den Krieg zu beenden. Damit haben sich die Zahlen im Laufe eines Jahres nahezu verdoppelt.

Fazit: Sehnsucht nach Leben steigt

In der Ukraine gehen die Meinungen über ihre Standhaftigkeit zunehmend auseinander. Einige Bürger sind müde vom Kriegsalltag und sind bereit, möglicherweise einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Ob und wie ein Kompromiss mit Russland gefunden werden kann, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Herausforderungen für die Ukraine enorm sind und eine schnelle Lösung in weiter Ferne scheint.

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