Russland verwendete Kampfdrohnen iranischer Bauart

Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen

Mittwoch, 16. August 2023 | 20:51 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Die für den Getreideexport wichtigen Häfen der Ukraine an der Donaumündung sind in der Nacht auf Mittwoch von der russischen Armee mit Kampfdrohnen angegriffen worden. Wie die Verwaltung des Gebiets Odessa mitteilte, wurden in einem Hafen Lagerhäuser und Getreidesilos beschädigt. Der Ort wurde nicht genannt; Videos in sozialen Netzwerken zeigten allerdings, wie der Hafen Reni angegriffen wurde.

Die Brände seien von der Feuerwehr gelöscht worden, schrieb Gouverneur Oleh Kniper auf Telegram. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, es seien in der Nacht über den Gebieten Odessa und Mykolajiw 13 Kampfdrohnen iranischer Bauart abgeschossen worden. Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen.

Die rumänische Regierung verurteilte die jüngsten russischen Angriffe auf ukrainische Donau-Häfen und Getreidesilos nahe der Grenze des EU-Landes scharf. “Ich verurteile mit Nachdruck die andauernden Angriffe Russlands auf unschuldige Menschen, auf die zivile Infrastruktur, einschließlich der Getreidesilos in den Häfen Reni und Ismail”, schrieb die rumänische Außenministerin Luminita Odobescu am Mittwoch auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Damit gefährde Russland “die Sicherheit der Lebensmittelversorgung und der Schifffahrt im Schwarzen Meer”. Die ukrainischen Donauhäfen Reni und Ismail liegen unmittelbar an der Grenze zu Rumänien.

Auch die USA verurteilten die Angriffe. Kremlchef Wladimir Putin sei die weltweite Ernährungssicherheit egal, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Mittwoch. Die Angriffe führten zu einer weiteren Eskalation der globalen Nahrungsmittelkrise und hielten die Nahrungsmittelpreise hoch. Das sei “inakzeptabel” und eine Eskalation. Es treffe diejenigen, die besonders auf das Getreide angewiesen seien, und ukrainische Landwirte.

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) erklärte am Mittwoch in einer Reaktion, die jüngsten russischen Angriffe auf ukrainische Donau-Häfen seien “nach dem Ende des Schwarzmeer-Getreideabkommens ein erneuter russischer Angriff auf die globale Ernährungssicherheit. Putin macht Lebensmittel einmal mehr zur Waffe”, so die Ministerin in einer Stellungnahme. Ziel müsse es sein, “dass die Getreideexporte aus der Ukraine dort ankommen, wo sie gebraucht werden: Im Nahen Osten und in Afrika.” Das sei auch “eine Frage der globalen Ernährungssicherheit”.

Die ukrainische Armee brachte unterdessen nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden das tagelang umkämpfte Dorf Uroschajne vollständig unter Kontrolle. “Uroschajne ist befreit”, schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch auf Telegram. Die ukrainischen Soldaten befestigten demnach ihre Stellungen am Ortsrand. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Morgenbericht mit, russische Gegenvorstöße auf den Ort seien abgewehrt worden.

Militärische Angaben zu Veränderungen an der Front lassen sich oft nicht sofort bestätigen; Experten analysieren die Bewegungen aber mit Hilfe von Fotos oder Videos aus dem Kampfgebiet. Uroschajne im Gebiet Donezk ist einer der Punkte, an denen die ukrainische Armee am weitesten in die verminten russischen Verteidigungslinien vorgedrungen ist. Russische Militärblogger hatten beklagt, dass die Reserven zu schwach gewesen seien, um das Dorf zu halten.

Die ukrainischen Truppen haben seit Beginn ihrer lange erwarteten Gegenoffensive im Juni Boden gutgemacht. Allerdings hat die Führung in Kiew auch eingeräumt, dass die eigenen Truppen langsamer vorankommen als gewünscht. Sie sieht den Grund dafür in der russischen Verteidigung. “Den Streitkräften stehen die vollständige Verminung des Territoriums, die Betonbefestigung der entscheidenden Höhen und ständiger Mörser- und Artilleriebeschuss bevor”, beschrieb Vizeverteidigungsministerin Maljar vor wenigen Tagen die Schwierigkeiten der eigenen Soldaten bei ihrem Vormarsch. “Außerdem setzen die Russen intensiv die Luftwaffe ein.”

Die russischen Truppen kontrollieren noch immer rund ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Dazu gehört die Halbinsel Krim, die Russland bereits 2014 annektiert hat, was international nicht anerkannt wird. Unter russischer Kontrolle stehen zudem die Oblast Luhansk und Teile der Oblast Donezk, die zusammen den industriell geprägten Donbass bilden. Auch die Oblaste Saporischschja und Cherson weiter im Süden sind teilweise in der Hand des russischen Militärs. Damit umfasst das besetzte Gebiet die ukrainische Küste am Asowschen Meer, den größten Teil der Küstenlinie der Ukraine am Schwarzen Meer und Teile ihres industriellen Kernlandes, den Donbass.