Offener Brief an Landesregierung

Umweltschützer kämpfen für Ende des Torfabbaus in Südtirol

Dienstag, 09. November 2021 | 11:19 Uhr

Bozen – Umweltschützer in Südtirol plädieren für ein Ende des Torfabbaus in Südtirol und weisen vor dem Hintergrund der Klimakrise auf die Bedeutung von Torfmooren als CO2-Speicher hin. In einem offenen Brief an die Landesregierung fordern die Umweltschützer diverser Vereinigungen eine gesetzliche Regelung.

 

Sehr geehrter Landeshauptmann Kompatscher,

werte Mitglieder der Landesregierung,

Es ist allseits bekannt, dass Torf ein hervorragender CO2-Speicher ist, was gerade in der aktuellen Klimakrise von extremer Bedeutung ist.  Erst kürzlich wurde um die Erweiterung und Fortführung des bestehendes Torfstiches in Salurn angesucht. Die Politik ist nun gefragt, hinsichtlich des Torfabbaus gesetzliche Regelungen zu treffen.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz zusammen mit den mitunterzeichnenden Verbänden ersucht Sie, sich Ihrer politischen Verantwortung bewusst zu sein und den Torfabbau in Südtirol zur Gänze zu verbieten. In Deutschland wurde schon seit Ende der 1980er-Jahre kein Abbau von intakten Mooren mehr genehmigt. Hingegen gibt es bereits seit 20 Jahren Moorschutzprogramme – dies auch in weiteren europäischen Ländern.

Die beigefügte Expertise von Stefan Zerbe, Professor für Landschaftsökologie und Biodiversitätsforschung, gibt hinreichend Informationen und zeigt eine Vielzahl an Gründen auf, wieso die Torfbestände in Südtirol geschützt werden sollen. Darin kann man lesen: Abgesehen vom Klimaschutz bieten die Moore dem Menschen vielfältige Ökosystemleistungen, wie z.B. Regulation des Wasserhaushalts sowie Arten- und Biotopschutz.

Erst kürzlich ist um die Erweiterung und Fortführung des bestehenden Torfstiches in Salurn in der Adlermösl angesucht worden. Im UVP-Beirat wurde dies negativ begutachtet und somit abgelehnt. Doch erst wenn es gesetzliche Regelungen zum Torf- und Moorschutz gibt, werden Projekte solcher Art gar nicht mehr zur Abstimmung gebracht werden.

Torf als Kultursubstrat in der Blumenerde kann bereits jetzt mit weit nachhaltigeren Substanzen aus dem Biokompost ersetzt werden. Auch das Argument, dass der Torfabbau im Unterland für die landwirtschaftliche Meliorierung notwendig ist, darf nicht zählen, da auch fossile Torfkörper effiziente CO2-Speicher sind und jeglicher Abbau unweigerlich zur CO2-Freisetzung führt.

Darum ersuchen wir unterzeichnenden Umweltverbände Sie als Südtirols politisch Verantwortliche den Torfabbau hierzulande ganz im Sinne einer enkelgerechten Klimapolitik anhand gesetzlicher Regelungen grundsätzlich zu untersagen.

Mit freundlichen Grüßen

die unterzeichnenden Verbände

 

Dachverband für Natur- und Umweltschutz

Alpenverein Südtirol
Umweltschutzgruppe Vinschgau

Herpeton-Südtiroler Herpetologen Verein
Heimatpflegeverband Südtirol

Plattform Pro Pustertal
Umweltschutzgruppe Terlan

Gemeinwohlökonomie – Regionalgruppe
Umweltgruppe Kaltern

Umweltgruppe Eisacktal
Umweltgruppe Eppan

Ambiente & Salute
WWF Bolzano
ARGE für Vogelkunde und Vogelschutz Südtirol

Von: luk

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland