„Niemand darf gezwungen werden, eine fremde Fahne zu ehren“

Und wieder ein Fahnenstreit

Dienstag, 10. Januar 2017 | 19:34 Uhr

Bozen – Die Polemiken, die der Fall von Schmähung der thailändischen Fahne durch zwei junge Südtiroler ausgelöst hat, veranlassen auch den Südtiroler Heimatbund zu einer Stellungnahme. „Es soll hier keineswegs der Versuch unternommen werden, zwei junge Vinschger zu verteidigen, die einen Blödsinn angestellt haben. Denn sie haben sich in einem anderen Land nicht bloß unmöglich benommen, sondern sich auch noch unter erheblichem Alkoholeinfluss der Beleidigung von Staatssymbolen schuldig gemacht“, bedauert Obmann Roland Lang

„Wie es scheint, haben die beiden Südtiroler ihre Dummheit eingesehen, sich vor laufender Kamera entschuldigt und sind bald wieder zu Hause. Dies ist wahrscheinlich auch dem Einsatz von SVP-Senator Karl Zeller zu verdanken“, vermutet Lang.

„In einer Polizeikaserne in einem fremden Staat, umringt von Polizisten, mussten die jungen Südtiroler schnell einen Text zusammenstellen, um sich für ihren Blödsinn zu entschuldigen. Und so entstand die Aussage, dass in ihrem Land die Fahne keine so große Bedeutung hat. Diese Aussage genügte, um besonders in Südtirol eine Welle der Empörung auf italienischer Seite auszulösen. Da wird in den sozialen Netzwerken aus diesem Satz eine Beleidigung der italienischen Fahne, ja des ganzen italienischen Volkes herausgelesen. Wissentlich wird dabei vergessen, dass es im Internet tausende Aussagen gibt, die die Trikolore viel mehr beleidigen“, betont Lang.

Bitter stoße es allerdings auf, wenn ein Landsmann italienischer Muttersprache der thailändischen Botschaft einen Brief schreibt und die harte Bestrafung der beiden jungen Südtiroler fordert. „Auch fordert er Thailand auf, die Beiden dort zu behalten, da es im Südtirol bereits genug Pöbel gebe, der die Fahnen mit Füßen tritt und ‚eiert‘“, erklärt Lang.

Dieser italienische Jungpolitiker sei bereits vor einigen Jahren aufgefallen, als er öffentlich erklärte, die italienische Polizei hätte die Freiheitskämpfer der 60-er Jahre noch bestialischer foltern sollen.

„Bereits diese Aussagen zeigen das Gesicht eines Menschen, der die Werte eines friedlichen Zusammenlebens nicht kennt. Es ist bedauerlich, dass der Blödsinn zweier besoffener Vinschger in Thailand ein so großes Echo in Italien gefunden hat. Und in diesem Echo wieder einmal von den Südtirolern Staatstreue und Fahnenhuldigung eingefordert wurden. Wieder einmal verstanden es gewisse Rechtskreise, die Karte des Nationalismus erfolgreich zu werfen. Es muss jedem Menschen freistehen, ob er eine Fahne schätzt oder nicht. Schmähen oder beleidigen darf er sie aber nicht, schon aus Respekt gegenüber seinem Nachbarn nicht. Allerdings darf niemand dazu gezwungen werden, eine fremde Fahne zu ehren. Denn dann wird sie zum Geßlerhut“, schließt Lang.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt