Rassismus überwinden, Gerechtigkeit schaffen – ein Kommentar

Ursprüngliche Black Lives Matter-Ziele verfolgen

Donnerstag, 02. Juli 2020 | 09:59 Uhr

Bozen – Im Zuge der weltweiten Proteste gegen Rassismus nach mehreren Toten durch Polizeigewalt in den USA geriet auch Südtirol ins Visier der Black Lives Matter-Bewegung.

Die Promotoren einer in Deutschland ins Leben gerufenen Petition stießen sich vollkommen zu Recht an den Namen einer Schutzhütte im Gadertal – die „Negerhütte“. Nach öffentlichem Druck sahen die Hüttenwirte ein, dass im 21. Jahrhundert ein solcher Name nicht mehr tragbar ist, und änderten ihn ab.

NAMENSÄNDERUNGUNSERER SKIHÜTTE„CAPANNA NERA“IN CORVARANach den unzähligen Mitteilungen, die wir in den letzten…

Pubblicato da Capanna nera – dolomites mountain hut su Venerdì 26 giugno 2020

Die andere Wahrheit aber ist, dass die von einer Eigendynamik getriebene Bewegung riskiert, ihr ursprüngliches Ziel – Rassismus und Polizeigewalt zu bekämpfen und bessere Lebensumstände für die schwarzafrikanische Bevölkerung zu schaffen – aus den Augen zu verlieren. Längst versuchen politische Trittbrettfahrer, die BLM-Bewegung für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Das ist auch in Südtirol nicht anders. Auch hierzulande fällt auf, dass altbekannte, „weiße“ Gesichter altbekannte Forderungen in ein neues Black Lives Matter-Gewand kleiden.

APA/APA (AFP/Getty)/JUSTIN SULLIVAN

Die Black Lives Matter-Bewegung sollte sich lieber wieder ihrer ursprünglichen Ziele besinnen. In Zukunft darf es keine Polizeigewalt gegen Schwarzafrikaner, kein Racial Profiling und keinen Rassismus mehr geben. Ziel muss es auch sein, dass Schwarzafrikanern und Weißen beim Zugang zu Arbeit und Bildung die gleichen Chancen eingeräumt werden. Zugleich muss ein kostengünstiges, für alle Bürger offenes Gesundheitssystem geschaffen werden, das solche vor allem auf Diskriminierung zurückzuführende Desaster wie die traurige Tatsache, dass bisher fast zweieinhalb Mal so viele Afroamerikaner wie weiße US-Bürger an Covid-19 gestorben sind, zu verhindern weiß.

APA/HANS PUNZ

Manch gelöschter Hüttenname und manch gekappte Statue mögen ihre Berechtigung haben, aber sie ändern nichts an den zumeist tristen Lebensumständen vieler Schwarzer. Die wahren BLM-Ziele zu verwirklichen, ist mühselig und teuer, aber nur auf diese Art und Weise kann für Menschen, die bisher nur Diskriminierung kannten, eine bessere Zukunft geschaffen und ein Land wie die USA, das die eigene „Ursünde“ – die Sklaverei – nie ganz überwinden konnte, politisch und gesellschaftlich endlich geeint werden.

Von: ka

Bezirk: Bozen