Von: mk
Sellajoch – In der Hochsaison im Sommer wälzen sich endlose Autokolonnen durch die malerischen Straßen der Tourismusregionen in Südtirol. Betroffen sind vor allem die Dolomitenpässe. Angesichts der Verkehrsbelastung, die viele als drängendes Problem empfinden, hauen die Alpenvereine der ladinischen Täler auf den Tisch und sagen: Genug ist genug.
Vertreterinnen und Vertreter der AVS-, CAI- und SAT-Sektionen im Gader-, Grödner-, Fodom- und Fassatal fordern endlich Taten gegen die Verkehrsbelastung rund um die Dolomitenpässe, vor allem auf den Sellapässen. Der Verkehr auf den Pässen hat in den Sommermonaten inzwischen ein unerträgliches Maß erreicht und schadet sowohl der Lebensqualität der Einheimischen als auch dem Erlebnis der Touristen. Zeitweilige Straßensperren sind die sinnvollste Lösung.
Die Alpenvereine der ladinischen Täler sind sich einig: Das Maß sei überschritten. Der Verkehr in den Dolomitentälern habe inzwischen unerträgliche Ausmaße angenommen. „Die Belastung durch den Zustrom von Autos, Sportwägen und Motorrädern ist dermaßen angestiegen, dass sowohl Einheimische als auch Touristen eine signifikante Verschlechterung der Lebensqualität spüren.“ Die lokalen Alpenvereinssektionen Lia da Munt (AVS-Sektion Ladina und CAI-Sektion Val Badia), Lia da Mont (AVS-Sektion Gröden und CAISektion Val Gardena), CAI-SAT Alta Val di Fassa und CAI Livinallongo-Colle Santa Lucia vertreten insgesamt 3.700 Bergbegeisterte im Gebiet. Sie fordern endlich konkrete Handlungen gegen die Überlastung.
Sportwägen und Motorräder als Problem
Viele Menschen in den ladinischen Tälern verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus. Trotzdem seien immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner der Täler der Meinung, dass die Grenzen des Möglichen inzwischen überschritten sind, vor allem in Sachen Verkehrsbelastung. „Schließlich geht es nicht nur um den Verkehr auf den Pässen selbst, sondern auch um die überlasteten Zubringerstrecken“, erklärt Davide Schuen von der Lia da Munt Ladinia – Val Badia. Aktionen wie die (von der Quästur Bozen verbotene und nicht stattgefundene) Fahrraddemo der Lia per Natura y Usanzes am Grödner Joch zeigen, dass die Lokalbevölkerung genug hat vom Verkehrschaos.
Die lokalen Alpenvereinssektionen identifizieren zwei wichtige Problemfelder: Einerseits ist es die schiere Menge an Verkehr, die die Passstraßen während der Sommermonate verstopft, die Mobilität der Einheimischen einschränkt und die Umwelt verpestet. Andererseits nutzen zunehmend Sportwagen und Motorräder die bekannten Panoramarouten als private Rennstrecken. „Die Lärm- und Abgasbelastung durch diese Fahrzeuge ist noch einmal größer. Zudem sind viele mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs, hier sind strengere Kontrollen als bisher notwendig“, erklären die Verbände.
Zeitfenster als „beste Lösung“
Eine Maut auf den Passstraßen, wie kürzlich von Tourismus- und Wirtschaftsverbänden vorgeschlagen, halten die ladinischen Alpinisten für wenig sinnvoll: „Leute, die sich einen Porsche leisten können, werden sich auch von einer Maut nicht abschrecken lassen“, meint Norbert Frenademez vom CAI Val Badia dazu. Stattdessen wiederholen sie eine Forderung, die Alpin- und Umweltverbände schon seit Jahren äußern: zeitlich begrenzte Sperrungen der Passstraßen für den Privatverkehr in den Sommermonaten.
Zuletzt forderten Umweltverbände die Pässe in einem Zeitfenster von 9.00 bis 16.00 Uhr für den motorisierten Privatverkehr zu schließen. Von einer solchen Regelung ausgenommen wären Einheimische, Gewerbetreibende und öffentliche Verkehrsmittel. Alternative Verkehrsinfrastruktur, wie etwa Seilbahnen, ist in den Dolmitentälern bereits ausreichend vorhanden, finden die lokalen Alpenvereinssektionen. Die Frequenz der Linienbusse müsste hingegen verstärkt werden und vor allem provinzübergreifendes Angebot geschaffen werden. Eine ähnliche Lösung wurde für kurze Zeit am Sellajoch getestet, aber wieder abgeschafft, bevor sie wirklich Erfolg zeigen konnte. Die Alpenvereine der Dolmitentäler sind aber überzeugt, dass ein mehrjähriges Pilotprojekt auch Skeptiker überzeugen könnte.
„Zeit zum Handeln“
„Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine Lösung für das Verkehrsproblem auf den Dolomitenpässen“, kritisiert AVS-Präsident Georg Simeoni. Bisher wurden aber wenige konkrete Maßnahmen durchgeführt, die Landesverwaltung versteckt sich hinter fehlenden Kompetenzen, Personal oder Kooperation mit den Nachbarprovinzen. Die Debatte um die Verkehrssituation auf den Sellapässen zeige, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht.
Die Vertreter der Alpenvereinsgruppen sind überzeugt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen eine Balance zwischen Lebensqualität für die einheimische Bevölkerung und Tourismus finden könnten und einen nachhaltigen Weg in die Zukunft weisen würden. Jetzt sei es Zeit für mutige und innovative Entscheidungen, um die Schönheit und Ruhe der Dolomiten zu bewahren und gleichzeitig die Region für zukünftige Generationen zu schützen.
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