STF und Heimatbund zum Tod von Sepp Mitterhofer

„Verneigung vor einem großen Kämpfer“

Sonntag, 21. November 2021 | 18:28 Uhr

Bozen – Die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit nimmt Abschied von ihrem Gründungsmitglied und langjährigen Bezirkssprecher des Burggrafenamtes, Sepp Mitterhofer, und trauert mit dessen Angehörigen.

Sepp Mitterhofer hat sein Leben nach einer klaren Richtschnur ausgerichtet: “Wer seine Heimat liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für diese zu bringen bereit ist.” „Der Opfer, auch schwerster, wie Folter und Kerkerhaft im Freiheitskampf, hat Sepp unzählige gebracht! Solange es seine gesundheitlichen Kräfte erlaubten, hat er sich für die Freiheit unseres Landes mittels Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes eingesetzt“, erklärt die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz für die Bewegung.

Er habe in all den Jahrzehnten keine Opfer und Wege gescheut, diesem Recht mit demokratischen Mitteln zum Durchbruch zu verhelfen. „Er war nicht nur am Aufbau entsprechend ausgerichteter politischer Verbände tätig, sondern hat trotz beeinträchtigter Gesundheit in Folge langer Kerkerhaft und Folter unermüdlich mitgearbeitet. Seine Ausdauer, Geduld und Hartnäckigkeit waren beispielhaft und vorbildlich!“, so die Bewegung.

Die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit verbeugt sich vor Sepp Mitterhofer und zollt ihm größte Anerkennung und Dank.

„Letzter Abschied von einem mutigen Freiheitskämpfer und treuem Freund“

„Der am 22. Februar 1932 geborene Sepp Mitterhofer vom Unterhasler-Hof in Meran Obermais hat uns nach kurzer schwerer Krankheit drei Monate vor seinem 90. Geburtstag für immer verlassen“, erklärt der Roland Lang, Obmann im Südtiroler Heimatbund, in einer Aussendung.

Er hatte als junger Bursche nach dem Zweiten Weltkrieg die Fortführung der faschistischen Unterdrückungspolitik durch das erst kürzlich demokratische Italien erleben müssen. Er war dem von Sepp Kerschbaumer gegründeten „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) beigetreten und hatte sich an den nicht gegen Menschen gerichteten demonstrativen Anschlägen beteiligt, welche die Weltöffentlichkeit auf das Unrecht aufmerksam machten. Seinen Idealismus bezahlte Sepp Mitterhofer nach der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961 mit Verhaftung und Folter. In einem Brief an Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago hat Mitterhofer die erlittene Folter geschildert. Daraus hier nur ein kurzer Auszug: „Am meisten geschlagen wurde mir ins Gesicht, dass ich so verschwollen wurde, dass ich später nicht mehr den Mund aufbrachte zum Essen. Die Arme wurden mir am Rücken hochgerissen, dass ich laut aufschrie vor Schmerz. Einmal musste ich mich halbnackt ausziehen, dann wurde ich so lange mit Fausthieben bearbeitet bis ich bewusstlos zusammenbrach…. Öfters musste ich stundenlang vor brennende Scheinwerfer stehen und hineinschauen bis mir der Schweiß herunter rann und die Augen furchtbar schmerzten. Man zog mich an den Ohren und riss mir Haare büschelweiße vom Kopf. … Der Rücken musste glatt an der Mauer angehen, kaum, dass ich mich rührte oder mit den Zehenspitzen etwas herausrutschte, so schlug mich ein Carabiniere der vor mir stand, mit dem Gewehrkolben auf die Zehen oder auf den Körper.“

shb

Im Mailänder Prozess wurde Sepp Mitterhofer zu zwölf Jahren verurteilt, von denen er acht Jahre im Kerker verbüßen musste. Weder Folter noch Haft konnten ihn brechen.

Als er entlassen wurde, führte er den Kampf für die Freiheit und Einheit Tirols mit politischen Mitteln weiter. Er übernahm die Obmannschaft in dem von seinem Kameraden Hans Stieler geführten „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), an dessen Gründung er zusammen mit anderen ehemaligen politischen Häftlingen beteiligt gewesen war und dessen Ziel die Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechtes für Südtirol ist.

Sepp Mitterhofer war unermüdlich für dieses Ziel tätig. Ihm sind zahlreiche Veröffentlichungen und politische Initiativen zu verdanken. Unter anderem sprach Sepp Mitterhofer im Österreich-Konvent des Österreichischen Parlamentes über das Selbstbestimmungsrecht und das Streben nach der Tiroler Landeseinheit.

„Im Jahr 2011 hat Sepp Mitterhofer die Obmannschaft im Südtiroler Heimatbund an mich übergeben und ich habe die Arbeit in seinem Sinn weitergeführt. Bis zu seiner Erkrankung hat mein Freund Sepp mich dabei tatkräftig unterstützt, so auch auch bei der Gestaltung der Dokumentarausstellung in Bozen über den Südtiroler Freiheitskampf. Jetzt hat uns der unermüdliche Kämpfer und treue Freund für immer verlassen. Wir gedenken seiner in Trauer“, betont Lang.

Von: mk

Bezirk: Bozen