Harte Kritik der Opposition

Zerzer-Ernennung: “Filz”, “Ohrfeige” und “Treueprämie”

Dienstag, 05. August 2025 | 15:32 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – Die Ernennung von Florian Zerzer zum neuen Direktor der Landesabteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung sorgt für scharfe politische Kritik. Sowohl die Grünen als auch die Süd-Tiroler Freiheit werfen der Landesregierung massive Fehlentscheidungen und mangelnde Sensibilität vor. Kritik hagelt es auch vom Team K.

Die Grünen sehen in der Personalie ein verheerendes Signal für die Verwaltungskultur. Fraktionsvorsitzende Brigitte Foppa spricht von einer „Ohrfeige“ für viele Mitarbeitende in der Verwaltung und für die Bürgerinnen und Bürger. Die Entscheidung sei „ethisch wie strategisch kaum nachvollziehbar“ und zeige eine gefährliche Vermischung von Verwaltung und Politik. Besonders kritisieren die Grünen, dass mit Virna Bussadori eine fachlich anerkannte Abteilungsdirektorin durch einen politisch umstrittenen Kandidaten ersetzt werde. Zerzer, so Foppa, sei nicht zuletzt durch seine Rolle in der Maskenaffäre während der Corona-Pandemie belastet.

Auch die Süd-Tiroler Freiheit zeigt sich empört. Für Landtagsabgeordneten Sven Knoll ist die Beförderung Zerzers ein Beispiel für „Filz, Freunderlwirtschaft und Postenschacher“. Er verweist auf ein laufendes Gerichtsverfahren rund um den Ankauf untauglicher Schutzausrüstung, in dem Zerzer gemeinsam mit einem weiteren Manager für Millionenverluste verantwortlich gemacht werde. Schon die Aufnahme in das Führungskräfteregister sei fragwürdig verlaufen, kritisiert die STF.

Beide Oppositionsparteien sehen in der Ernennung ein Sinnbild für eine abgehobene Politik. Während die Grünen davor warnen, dass die Politik „ins Abseits“ zu geraten drohe, spricht die Süd-Tiroler Freiheit vom „System Südtirol“, das unter Landeshauptmann Kompatscher weiter blühe.

Team K: “Besorgnis und Empörung über die Ernennung von Florian Zerzer”

“Das ist SVP Parteifilz in Reinkultur”, kommentieren hingegen die Abgeordneten des Team K die Ernennung von Zerzer zum Abteilungsdirektor anstelle der kompetenten, aber “(zu) unabhängigen und geradlinigen” Technikerin Virna Bussadori. Loyalität zum Systems SVP werde belohnt, Kompetenz zähle nicht mehr. “Das Zeichen, das hier an unsere Jugend gegeben wird, ist fatal: Einsatz und Kompetenz sind  zweitrangig, es zählen Parteitreue und Steuerbarkeit, um Karriere zu machen.”

“Dass gegen Zerzer soeben das Hauptverfahren in Maskenskandal eröffnet worden ist, stört die SVP genauso wenig, wie dessen fehlende technische Expertise in Sachen Raumplanung und Natur. Für ihn war zuvor ja in Eile ein gut dotierter Sonderauftrag Digitalisierung geschaffen worden, den es jetzt offenbar nicht mehr braucht. All diese Ernennungen erwecken den Anschein einer Treueprämie”, so das Team K.

“Ich mache mir Sorgen um Natur und Landschaft – es würde mich nicht wundern, wenn wir schon bald kapieren, warum diese Ernennung gemacht wurde:  sobald die nächsten großen Projekte auf den Tisch der Regierung kommen denen jemand wie Virna Bussadori nur im Wege gestanden wäre”, kommentiert Paul Köllensperger.

“Die Landesräte Galateo, Bianchi und Mair, die ebenfalls Zweifel an der Ernennung bekundet hatten, hatten am Ende nicht die Courage dagegen zu stimmen. Ihre Enthaltung macht sie zu Handlangern des System SVP”, heißt es abschließend.

Stellungnahme / Zur Ernennung Florian Zerzers:

Benedikter: “Gemeindenverband  hat nun einen ‘verlässlicheren’ Urbanistikpartner

Der Bozner Gemeinderat Rudi Benedikter versucht in einer Stellungnahme zu erklären, was hinter den Kulissen abgelaufen sein könnte.

“Jenseits aller sonstigen Gründe für die Treueprämie für Florian Zerzer, zeigt die Kritik des Gemeindenverbandes an Abteilungsdirektorin Bussadori, wo der Hase im Pfeffer liegt: Ihr werden angebliche ‘organisatorischen Schwächen’ vorgeworfen, und zwar: Langwierige Bearbeitung von Bauleitplanänderungen, Versäumnisse bei der Umsetzung des Landschaftsleitbildes, Unklarheiten in der Naturparkverwaltung.” Im Klartext heiße das nichts anderes als: “Die Baukonzessionen sollen gefälligst beschleunigt werden! Bauen im Landwirtschaftlichen Grün und in Landschaftsschutzgebieten soll gelockert werden. In den Naturparken schaffen wir Bürgermeister, nicht die Naturschützer. Nun hat der Gemeindenverband wohl einen verlässlicheren Urbanistik-Partner. Für die edlen Prinzipien des Landes-Raumordnungsgesetzes schaut es düster aus”, so Gemeinderat Rudi Benedikter.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 6 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen