Von: mk
Bozen – Die Elternorganisation von Südtirols Grünen kritisiert die Bildungspolitik des Landes in Zusammenhang mit der Corona-Krise. „Erst wenn die letzte Interessensgruppe befriedigt und dem letzten Lobbyisten eine Förderung versprochen wurde, scheint diese Landesregierung an die Schule und ihren wichtigen gesellschaftlichen Auftrag zu denken“, schreiben Markus Frei und Felix von Wohlgemuth in Vertretung der Grünen Eltern in einer Presseaussendung.
Aber auch bei dem Gedanken an die Schule stehe offensichtlich nicht das Wohl der Kinder, sondern einzig das Wohl der Wirtschaft im Mittelpunkt, fahren die Grünen fort. Wie bereits während des Lockdowns, sei auch jetzt die größte Sorge nicht die Bildung der Kinder, „sondern wie sie ‚fachgerecht‘ verwahrt werden können, damit wir Eltern arbeiten können“.
Aus Sicht der Grünen gehen die Vorschläge und die Ansätze der Bildungsdirektion und des Landesrat in eine rein „wirtschaftsfreundliche“ Richtung, indem man mit dem Betretungsangebot am Nachmittag versucht, jene Eltern zu „unterstützen – oder zu besänftigen -, die sich zurecht um ihre Existenzgrundlage sorgen“.
Mit dieser Strategie würden jedoch Lehrpersonen und Eltern, die sich jetzt intensiv und konstruktiv um die Belange „ihrer“ Kinder sorgen, gnadenlos gegeneinander ausgespielt: hier die „faulen“ Lehrpersonen, dort die egoistischen Eltern, welche ihren Beruf vor die Familie stellen.
„Die Wahrheit ist, dass im Bildungsbereich, genauso wie in den einzelnen Wirtschaftssektoren, der Sanität, oder der Betreuung unserer älteren oder beeinträchtigten Mitbürger, erhebliche Investitionen notwendig sind, um die dringend notwendige Qualität aufrecht zu erhalten“, erklären die Grünen.
Wenn Klassen geteilt werden müssen, um die gesetzlichen Abstandsregeln einzuhalten, dann bedürfe es schlicht und ergreifend mehr Personal, um die didaktische Tätigkeit aufrecht zu erhalten. „Unterricht und Betreuung sind keine Synonyme, wie Landesrat Achammer zu glauben scheint. Wenn jetzt professioneller Unterricht durch Betreuung über Vereine ersetzt wird, geht dies immer zulasten der Bildung unserer Kinder. Die Bildung ist (oder war) die Errungenschaft der zivilisierten und demokratischen Welt: Durch Bildung wurde die Teilhabe ermöglicht und die Chancengleichheit verbessert“, erinnern die Grünen.
Unter dem Druck der Notsituation würden nun Strukturen und Ressourcen abgebaut, die auf die lange Sicht das Bildungssystem schwächen, die Chancengleichheit abschaffen und Zugang zu Bildung immer mehr individualisieren und „somit unserer Gesellschaft als Ganzem schweren Schaden“ zufügen würden.
„Die Kinder haben in dieser Krise gezeigt, wie kooperativ und flexibel sie sind! Sie haben auch gezeigt, was sie an der Schule schätzen und was die Schule ihnen bedeutet. Die Stärke der Schule ist ihre Offenheit, ihr niederschwelliger Zugang und die Inklusion. Mit den Auflagen, denen die Schule unterworfen wird, verliert sie einen großen Teil ihrer so wichtigen Funktionen für die Kinder und in weiterer Folge für die Gesellschaft. Jetzt umso mehr, gehört die Gegenwart den Kindern. Geben wir sie ihnen zurück!“, erklären die Grünen.